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Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Titel: Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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dem Haus erleuchtet, das durch einen Spalt zwischen den Vorhängen drang. Er hatte in dem Buch gelesen, das Michael nach ihm geworfen hatte. Es ging um Hypnotherapie und lag immer noch auf seinem Schoß unter der Decke, die jemand über ihn geworfen hatte. Ganz aus der Nähe, aus der Abstellkammer, kamen Geräusche, lustvolle Geräusche. Sicher auch irgendeine Therapie. Rebus lauschte ihnen — eine Ewigkeit, wie ihm vorkam —, bis von draußen fahles Licht hereindrang.

5
    Andrew McPhail saß in seinem Zimmer am Fenster. Vor dem Schultor gegenüber stellten sich die Kinder gerade zu zweit in einer Reihe auf. Die Jungen mussten die Mädchen an der Hand nehmen, und das Ganze wurde von zwei Mitarbeiterinnen überwacht, die noch zu jung waren, um Mütter oder gar Lehrerinnen zu sein. McPhail schlürfte kalten Tee aus seinem Becher und beobachtete die Szene. Er sah sich die Kinder ganz genau an. Eines der Mädchen hätte schließlich Melanie sein können, außer dass diese mittlerweile älter sein würde. Nicht viel älter, aber älter. Er machte sich nichts vor. Er wusste, dass Melanie mit großer Wahrscheinlichkeit nicht auf dieser Schule war, vermutlich nicht mal mehr in Edinburgh. Aber er ließ die Kinder trotzdem nicht aus den Augen und stellte sich vor, sie wäre dort unten und würde mit ihrer Hand die kalte, feuchte Hand eines der Jungen berühren. Kleine, zarte Finger, Handflächen, auf denen sich die ersten Linien abzeichneten. Ein Mädchen schien ihr wirklich sehr ähnlich zu sehen, kurze, glatte Haare, die sich über den Ohren und im Nacken ein wenig ringelten. Auch die Größe stimmte so ungefähr, doch das Gesicht, zumindest das, was er davon erkennen konnte, war überhaupt nicht wie das von Melanie. Und außerdem, was ging McPhail das eigentlich an?
    Jetzt marschierten sie in das Gebäude und ließen ihn mit dem kalten Tee und den Erinnerungen zurück. Er konnte Mrs MacKenzie unten im Erdgeschoss hören. Sie spülte das Geschirr und ramponierte oder zerschlug dabei wahrscheinlich genauso viel, wie sie sauber bekam. Sie konnte nichts dafür, ihre Augen ließen nach. Alles an der alten Frau ließ nach. Das Haus war bestimmt vierzigtausend Pfund wert, so gut wie bares Geld auf der Bank. Und was besaß er? Nur Erinnerungen daran, wie es in und vor Kanada gewesen war.
    Krachend fiel ein Teller auf den Boden. So konnte es nicht weitergehen, wirklich nicht. Bald wäre nichts mehr übrig. Und an den Wellensittich im Wohnzimmer mochte er überhaupt nicht denken …
    McPhail trank den kalten Tee aus. Er war stark, und ihm wurde leicht schwindlig. Schweiß trat auf seine Stirn. Der Schulhof war leer und das Tor geschlossen. Durch die wenigen von ihm aus sichtbaren Fenster des Gebäudes konnte er nichts erkennen. Es mochte zwar noch ein kleiner Nachzügler kommen, doch er hatte keine Zeit. Er hatte zu tun. Und es war gut, beschäftigt zu sein. Wenn man beschäftigt war, kam man nicht auf dumme Gedanken.
    »Big Ger«, sagte Rebus gerade, »wirklicher Name Morris Gerald Cafferty.«
    Trotz ihres guten Gedächtnisses notierte DC Siobhan Clarke sich das pflichtbewusst in ihrem Block. Rebus hatte nichts dagegen, dass sie sich Notizen machte. Das war eine gute Übung. Wenn sie den Kopf senkte, um zu schreiben, konnte Rebus den Wirbel oben sehen. Hellbraune Haare fielen nach vorn. Sie sah auf eine biedere Art gut aus. Tatsächlich erinnerte sie ihn ein wenig an Nell Stapleton.
    »Er ist der Hauptdrahtzieher, und wenn sich die Möglichkeit ergeben sollte, ihn zu fassen, greifen wir ihn uns. Doch ›Operation Geldsäcke‹ konzentriert sich auf David Charles Dougary, genannt ›Davey‹.« Wieder wurde eifrig mitgeschrieben. »Dougary hat ein Büro von einem zwielichtigen Minicar-Unternehmen in der Gorgie Road gemietet.«
    »Das ist doch nicht weit vom Heartbreak Café?«
    Die Frage überraschte ihn. »Nein«, sagte er, »nicht sehr weit.«
    »Und der Besitzer des Restaurants hat angedeutet, dass es sich um eine Schutzgelderpressung handeln könnte?«
    Rebus schüttelte den Kopf. »Lassen Sie Ihre Phantasie nicht mit sich durchgehen, Clarke.«
    »Diese Männer haben aber doch auch ihre Finger im Schutzgeldgeschäft drin, oder?«
    »Es gibt nicht viel, wo Big Ger seine Finger nicht drin hat — Geldwäsche, Prostitution. Er ist ein absoluter Dreckskerl, aber um ihn geht’s hier nicht. Diese Operation konzentriert sich auf Zinswucher, Punkt, Ende.«
    »Ich will ja nur sagen, dass Sergeant Holmes vielleicht irrtümlich anstelle

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