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Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Titel: Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Gedanke, dass Vanderhyde vielleicht gestorben war. Er müsste jetzt Anfang bis Mitte siebzig sein, hatte bei ihrer letzten Begegnung allerdings noch recht rüstig gewirkt. Doch das war nun über zwei Jahre her.
    Er hatte Vanderhyde in einem länger zurückliegenden Fall konsultiert. Nachdem die Sache abgeschlossen war, hatte Rebus noch ab und zu ganz ungezwungen bei Vanderhyde vorbeigeschaut. Schließlich wohnten sie nur sechs Straßen auseinander. Doch dann begann seine Beziehung zu Dr. Patience Aitken, und seitdem hatte er für solche Besuche keine Zeit mehr gehabt.
    Die Tür öffnete sich, und vor ihm stand Matthew Vanderhyde, der so aussah wie immer. Seine blinden Augen waren hinter dunkelgrünen Brillengläsern verborgen; darüber ragte eine hohe, glänzende Stirn auf mit langen, nach hinten gekämmten strohblonden Haaren. Er trug einen beigen Cordanzug mit einer braunen Weste, aus deren Tasche eine Uhrkette hing. Er stützte sich leicht auf einen Stock mit einem silbernen Knauf und wartete darauf, dass der Besucher etwas sagte.
    »Hallo, Mr Vanderhyde.«
    »Ah, Inspector Rebus. Ich hab mich schon gefragt, wann ich Sie mal wieder sehen würde. Kommen Sie rein, kommen Sie rein.«
    Nach Vanderhydes Tonfall zu schließen, hätten sie sich genauso gut vor zwei Wochen das letzte Mal getroffen haben können. Er führte Rebus durch den dunklen Flur in das noch dunklere Wohnzimmer. Rebus konnte die Umrisse von Bücherregalen, Gemälden und einem breiten Kaminsims erkennen, der mit Erinnerungsstücken von Fernreisen übersät war.
    »Wie Sie sehen, Inspector, hat sich während Ihrer Abwesenheit nichts verändert.«
    »Es freut mich, Sie bei so guter Gesundheit anzutreffen, Sir.«
    Vanderhyde tat die Bemerkung mit einem Schulterzucken ab. »Tee?«
    »Nein, danke.«
    »Ich freu mich wirklich sehr, dass Sie gekommen sind. Das muss ja bedeuten, dass ich was für Sie tun kann.«
    Rebus lächelte. »Es tut mir Leid, dass ich Sie so lange nicht besucht habe.«
    »Wir leben in einem freien Land. Und ich habe mich nicht vor Kummer verzehrt.«
    »Das sehe ich.«
    »Also, um was geht’s? Hexerei? Satanismus mitten in der City?«
    In jüngeren Jahren hatte Matthew Vanderhyde aktiv weiße Magie betrieben. Jedenfalls hoffte Rebus, dass es weiße Magie gewesen war. Sie hatten nie darüber gesprochen.
    »Ich glaube nicht, dass es was mit Magie zu tun hat«, erwiderte Rebus. »Es geht um das Central Hotel.«
    »Das Central? Ah, glückliche Erinnerungen, Inspector. Ich bin als junger Mann häufig dort gewesen. Tanztees, sehr ordentliches Mittagessen — die hatten damals eine ausgezeichnete Küche, müssen Sie wissen — ein- oder zweimal war ich sogar auf einem Ballabend.«
    »Ich dachte eher an spätere Zeiten. Sie hielten sich an dem Abend im Hotel auf, an dem es abgefackelt wurde.«
    »Meines Wissens wurde nie bewiesen, dass es Brandstiftung war.« Wie üblich funktionierte Vanderhydes Gedächtnis recht gut, wenn er es wollte.
    »Das stimmt. Aber jedenfalls waren Sie dort.«
    »Richtig. Aber ich bin mehrere Stunden, bevor das Feuer ausbrach, gegangen. Nicht schuldig, Euer Ehren.«
    »Warum waren Sie denn überhaupt dort?«
    »Um mich mit einem Freund auf einen Drink zu treffen.«
    »Ein ziemlich übler Ort für einen Drink.«
    »Tatsächlich? Sie dürfen nicht vergessen, Inspector, dass ich absolut nichts sehen konnte. Und es war gewiss nichts sonderlich Anrüchiges zu riechen oder zu spüren.«
    »Akzeptiert.«
    »Außerdem hatte ich meine Erinnerungen. Für mich war es immer noch das alte Central Hotel, in dem ich zu Mittag gegessen und getanzt hatte. Ich hab den Abend richtig genossen.«
    »Dann hatten Sie das Central vorgeschlagen?«
    »Nein, mein Freund.«
    »Und dieser Freund ist …?«
    Vanderhyde dachte kurz nach. »Ist ja wohl kein Geheimnis. Aengus Gibson.«
    Dieser Name löste bei Rebus diverse Assoziationen aus. »Sie meinen doch nicht etwa Black Aengus?«
    Vanderhyde lachte mit weit geöffnetem Mund, so dass seine kleinen schwärzlichen Zähne sichtbar wurden. »So sollten Sie ihn heutzutage in seiner Gegenwart lieber nicht nennen.«
    Ja, Aengus Gibson war eine geläuterte Persönlichkeit, das wusste jeder. Er war außerdem, wie Rebus annahm, immer noch einer der begehrtesten jungen Männer Schottlands, wenn man zweiunddreißig heutzutage noch als jung bezeichnen konnte. Black Aengus war immerhin der Alleinerbe der Gibson Brewery mit allem, was dazugehörte.
    »Aengus Gibson«, sagte Rebus.
    »Der Nämliche.«
    »Und das

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