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Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Titel: Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Alles, was er in diesem Fall unternahm, schien schnurstracks zu jenem Zeitpunkt vor fünf Jahren zurückzuführen, als etwas geschehen war, das das Leben vieler Menschen veränderte und mindestens eine Person das Leben kostete. Er stieg ins Auto und fragte sich, was er als Nächstes tun sollte. Eigentlich war es ihm klar, doch er hatte es die ganze Zeit hinausgeschoben. Wenn ihm schon das Herumschnüffeln bei den Gibsons Minuspunkte einbrachte, dann wagte er gar nicht daran zu denken, was für Folgen es haben könnte, wenn er mit der einzigen anderen Person sprach, die ihm seiner Meinung nach helfen konnte.
    Helfen? Das war wohl ein Witz. Trotzdem wollte Rebus ein Treffen mit diesem Mann. Meine Güte, Flower hätte seinen großen Tag, wenn er das erführe. Er würde sich Zeit mieten, Essen und Trinken kommen lassen und jeden zur größten Party in der Stadt einladen. Von Lauderdale bis zum Chief Constable, sie alle würden einen draufmachen, bis keiner mehr stehen konnte.
    Ja, je mehr Rebus darüber nachdachte, desto sicherer war er sich, dass es der richtige Weg war. Der richtige? Er hatte so wenige Alternativen, dass es der einzige war. Und um das Ganze positiv zu betrachten — wenn er erwischt wurde, würde die große Feier Little Weed zumindest in den Bankrott treiben …

20
    Er rief vorher an, da Morris Cafferty niemand war, bei dem man einfach vorbeischaute.
    »Brauche ich meinen Anwalt?«, knurrte Cafferty, klang dabei jedoch leicht amüsiert. »Ich werd die Frage gleich für Sie beantworten, Strawman, ich brauche keinen verdammten Anwalt. Weil ich nämlich was viel Besseres hier habe als einen Anwalt, noch besser als einen verdammten gekauften Richter. Ich hab hier einen Hund, der beißt Ihnen die Gurgel durch, wenn ich ihm sage, er soll Ihre Visage lecken. Seien Sie um sechs hier.« Die Verbindung wurde unterbrochen, und Rebus blieb mit trockenem Mund zurück und musste sich immer wieder versichern, dass dieser dreckige Emporkömmling ihm keine Angst einjagte.
    Wovor er sich jedoch noch mehr fürchtete, war die Vorstellung, dass irgendwer irgendwo bei der Lothian und Borders Police Caffertys Telefongespräche mithörte. Rebus kam sich vor, als befände er sich in einem langen schmalen Flur, wo ständig Türen hinter ihm zuschlugen. Er sah im Geist eine Gaskammer vor sich und begann zu zittern. Rasch verdrängte er dieses Bild aus seinem Kopf.
    Bis sechs Uhr war es nicht mehr lange. Und in den Wartezimmern von Zahnärzten gab es zumindest Zeitschriften, mit denen man sich die Zeit vertreiben konnte.
    Morris Gerald Cafferty wohnte in einer hochherrschaftlichen Villa im teuren Vorort Duddingston, das deshalb ein »Vorort« war, weil es durch den Hügel Arthur’s Seat und den Höhenzug Salisbury Craigs von der Edinburgher Innenstadt getrennt wurde. Cafferty genoss es, in Duddingston zu wohnen, weil das seine Nachbarn ärgerte, die größtenteils aus Anwälten, Ärzten und Bankern bestanden. Außerdem weil es nicht weit entfernt lag von Craigmillar, seinem Geburtsort und seiner geistigen Heimat. Craigmillar gehörte zu den raueren Vierteln der Stadt. Cafferty war in der Siedlung aufgewachsen und hatte sich dort und im benachbarten Niddrie zum ersten Mal unrühmlich hervorgetan. Er war nämlich mit einer Gruppe von Jugendlichen aus Craigmillar nach Niddrie gezogen, um dort eine rivalisierende Bande aufzumischen. Jemand wurde erstochen … mit einer aus einem Eisengeländer herausgerissenen Stange. Die Polizei fand heraus, dass der junge Cafferty bereits in der Schule Ärger gehabt hatte, weil er »aus Versehen« einem Mitschüler einen Kugelschreiber ins Auge gerammt hatte.
    Das war der Anfang einer langen Karriere.
    Das schmiedeeiserne Einfahrtstor öffnete sich automatisch, als Rebus sich näherte. Er fuhr die gepflegte Privatstraße entlang, die auf beiden Seiten von altem Baumbestand gesäumt wurde. Von der Hauptstraße aus sah man nur vage Umrisse des Hauses. Doch Rebus war schon mehrfach dort gewesen, um Fragen zu stellen oder eine Verhaftung vorzunehmen. Er wusste, dass sich hinter dem Hauptgebäude noch ein kleineres Haus befand, beide durch einen überdachten Gehweg miteinander verbunden. Dieses kleinere Haus war zu jener Zeit, als hier vielleicht eine großbürgerliche Kaufmannsfamilie gewohnt hatte, die Dienstbotenunterkunft gewesen. Der Kiesweg gabelte sich nun. Eine Abzweigung führte zur Vorderseite des Haupthauses, die andere zur Rückseite. Ein Mann dirigierte Rebus nach hinten zum

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