Verschollen in der Pyramide
Haus der Ewigkeit ihr Unwesen? Schließlich war dies ein Ort der Unterwelt. Kein Mensch konnte wissen, was hier vorging! Setha versuchte Meketre zu wecken, aber er schlief ganz fest. Sie schüttelte ihn wild, er fuhr hoch und gab einen Schreckenslaut von sich.
»Psst, Meketre, du musst leise sein. Da ist irgendwo ein Licht!«
»Ein Licht? Wie kommt ein Licht hierher? Wir müssen uns bemerkbar machen, vielleicht ist es ein Arbeiter!«
»Nein, Meketre, wir sollten vorsichtig sein. Wer weiß, woher das Licht kommt und ob es Gutes bedeutet. Lass uns so leise wie möglich nachsehen. Sollte es ein Arbeiter sein, kommt der wahrscheinlich sowieso hierher.«
Sie tasteten sich zum Ausgang der Kammer und spähten vorsichtig auf den Gang hinaus. Dort flackerte eine schwache Flamme, das Geräusch verklang und kam wieder, wurde ein wenig stärker und wieder schwächer und erneut stärker und schwächer. Auf einmal konnten sie eine dunkle Gestalt erkennen, die sich an irgendetwas zu schaffen machte. Setha wagte sich noch ein kleines Stück weiter vor, Meketre klebte an ihr.
Setha fuhr zurück. »Bei Re, hast du das gesehen? Der Mann sieht aus wie Heqanacht! Oder habe ich den Verstand verloren? Schau du mal!«
Jetzt lugte Meketre den Gang hinauf. Er trat einen Schritt zurück in die Kammer. »Der sieht wirklich aus wie Heqanacht! Aber was kann das bedeuten? Was hat ein Mann wie Heqanacht im Haus der Ewigkeit zu suchen?«
Der Mann stellte sein Öllämpchen ab, leuchtete mit seiner Fackel mehrere Male die Wand ab, prüfte einige Stellen genauer und drückte dann dagegen. Die Wand öffnete sich und die Gestalt verschwand dahinter.
Setha und Meketre wagten kaum zu atmen!
Auf einmal hallten Schritte durch den Gang und es tauchten weitere Gestalten auf, die alle durch die Öffnung in der Wand gingen.
»Sind das wirkliche Menschen oder böse Geister?« Setha konnte sich kaum auf den Beinen halten vor Angst. Auch Meketres Körper bebte.
Lange verharrten beide vollkommen ruhig am Ausgang. Sie waren schon ganz steif und ihre Gliedmaßen taten weh von der Anspannung, als sich endlich etwas rührte. Sie verfolgten, wie eine Gestalt nach der anderen wieder aus der geheimen Tür trat und den Gang hinaufging.
»Da ist er«, flüsterte Setha. »Das ist wirklich Heqanacht. Hör mal, wie der schnieft!«
Heqanacht schloss die Tür, wobei er seine Öllampe abstellte, um eine Hand frei zu haben. Mit der freien Hand drückte er die Tür zu, in der anderen hielt er eine Fackel. Dann ging er den Gang hinauf – und ließ die Öllampe stehen!
»Sieh nur, er hat die Öllampe stehen lassen!« Sethas Stimme klang sogar im Flüsterton ganz hoch, so aufgeregt war sie. »Oh, bitte, bitte, großer Re, lass ihn nicht zurückkommen!«
Sie traten zurück in die Kammer und warteten. Sethas Hände kribbelten. Während sie ihre Fäuste öffnete und wieder schloss, versuchte sie einen klaren Gedanken zu fassen. Was ging hier vor? Was machten die Männer dorthinter der Wand? Und was hatte Heqanacht hier zu suchen? Doch sosehr sie sich auch bemühte, sie konnte sich das alles nicht erklären.
Meketre schlich zum Ausgang der Kammer. »Der Mann ist nicht zurückgekommen«, flüsterte er. »Jedenfalls stimmt hier etwas nicht. Und ich will wissen, was hinter dieser Wand vor sich geht.«
7
S etha und Meketre huschten zu der Stelle, an der die Öllampe stand. Meketre nahm die Lampe in die Hand und leuchtete die Wand ab, immer wieder ließ er den kleinen Lichtschein darübergleiten, in alle Richtungen, bis Setha rief: »Halt, leuchte hier noch einmal.«
Meketre hielt die Lampe ganz nahe an die Wand, bis sie eine kleine, rote Eingravierung entdeckten, kaum erkennbar. Als Meketre fest auf die Markierung drückte, gab die Wand nach. Unter kräftigem Schieben öffnete sie sich ein Stück.
Vorsichtig traten sie ein, blieben aber dicht an der Geheimtür stehen, eine Hand an der Mauer. Sie schauten in einen erleuchteten Raum, der etwa halb so groß wie die Sargkammer des Pharaos und auffallend niedrig war. Anden Wänden steckten Fackeln in übergroßen Goldhalterungen. In der Mitte erblickten sie einen Tümpel, umzäunt von einer goldenen Mauer. Von irgendwoher kam ein durchdringender, strenger Geruch. Setha und Meketre wagten einen Schritt auf den Tümpel zu.
»Ich glaube, es stinkt von dort so!«, flüsterte Setha.
Ganz langsam näherten sie sich der Goldmauer und blickten vorsichtig darüber. »Bei den Göttern, ein Krokodil!« Erschrocken stolperten sie
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