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Verschollen

Titel: Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Smedberg
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als heute. Außer das Erinnerungsvermögen.
    In der Entfernung tauchte ein Reiter auf. Er versuchte, den Hund zu rufen, der aber schien mit einem Mal taub und blind geworden zu sein, nahm keine Notiz von seinen Rufen und seinem Winken. Schließlich gelang es ihm doch, Tjarrko an die Leine zu nehmen, während dieser ihn beleidigt ansah, als wäre ihm eine unbegreifliche Ungerechtigkeit widerfahren.
    Er drehte um und ging zurück, mit dem Wind im Rücken. Und dachte an das Gespräch mit Olle Ivarsson.
    Zwei Tage waren schon vergangen, und in der Presse stand noch immer kein Satz über den Fund. Er hatte in einigen Redaktionen angerufen und sich erkundigt, aber keiner hatte etwas Neues gehört. Und Ivarsson hatte sich nicht wieder gemeldet. Vermutlich war die Identifizierung noch nicht abgeschlossen. Oder aber es handelte sich nicht um Anna-Greta Sjödins Leiche, sondern um die eines anderen Menschen. Ein verwirrter Greis vielleicht, der irgendwann aus einer Anstalt in der Gegend verschwunden und niemals gefunden worden war.
    Eigentlich müsste er sich fast wünschen, dass es ihr Skelett war. Es wäre wie ein Geschenk des Himmels. Er brauchte dringend eine neue Geschichte, brauchte Geld. Vor allem benötigte er etwas, das ihn wieder in Bewegung brachte. Er wusste, dass er sich gefährlich nahe am Rande einer Szenerie befand, in die er nicht zurückkehren wollte. Er musste wieder in Gang kommen, einen Schritt vor den nächsten setzen.
    Gleichzeitig empfand er ein dumpfes Gefühl von Missmut bei dem Gedanken, dass sie es war. Erneut wäre sie Opfer eines Angriffs geworden. Das zertrümmerte, in einen Plastiksack gestopfte Skelett. Wie eine Bestätigung dafür, dass sie keine Bedeutung mehr hatte.
    Und er verspürte einen Widerstand, an den Ort ihres Verschwindens zurückzukehren. Er hatte sich dort nicht besonders willkommen gefühlt und bezweifelte, dass er dieses Mal anders empfangen werden würde.
    Das Elternhaus von Anna-Greta Sjödin stand noch, sah aber ganz anders aus, als er es sich vorgestellt hatte. Das Gebäude hatte etwas von einer Direktorenvilla. Ein wenig unförmig, überladen. Eingeklemmt vom Wald und mit einem steilen Abhang auf der Vorderseite hinunter zur Straße.
    Olle Ivarsson nickte zum Haus hinauf.
    »Das hat bestimmt so ein Großhändler gebaut, irgendwann in den Dreißigern. Da ist nichts so richtig gelungen, oder? Obwohl es vielleicht ganz gut zu Karl-Erik Sjödin passte.«
    »Inwiefern?«
    Olle Ivarsson zuckte mit den Schultern.
    »Tja, der war immer ein bisschen affektiert, fand wohl, dass es standesgemäß aussehe. Gerichtsvollzieher, wie gesagt. Und er wollte bestimmt auch, dass die Leute ihn irgendwie außergewöhnlich finden.«
    »Kannten Sie ihn gut?«
    »Was heißt schon kennen. Ich habe ihn ab und zu getroffen. Meistens in dienstlichen Angelegenheiten. Er war jemand, der gerne den Finger auf die Wunde legte. Schon bevor das mit seiner Tochter passierte.«
    »Und Anna-Greta, wie gut kannten Sie sie?«
    »Fast gar nicht. Ich wusste natürlich, wer sie ist. Habe sie manchmal zusammen mit Karl-Erik gesehen, bei unterschiedlichen Anlässen. Und dann hing sie auch ab und zu unten beim Sportplatz herum, wo die Jungs trainiert haben. Ich habe in der Zeit sowohl die Junioren als auch die A-Mannschaft trainiert. Habe auch selbst gespielt, bis ich knapp über dreißig war.«
    John Nielsen entfuhr ein kurzer Pfiff. »Waren Sie gut?«
    Olle Ivarsson lachte. »Gut genug für die Sechs auf jeden Fall, Libero. Es kam darauf an, richtig zu stehen und weit zu schießen. Keine große Kunst...«
    Er unterbrach seine Ausführungen und dachte einen Moment lang nach.
    »Wie gesagt, sie war manchmal da. Es war ja so was wie ein Treffpunkt. Aber zuletzt - oder in den letzten Jahren - habe ich sie, glaube ich, fast gar nicht mehr gesehen. Zu dem Zeitpunkt war wohl schon die Spreu vom Weizen getrennt worden. Diejenigen, die etwas werden sollten vom Rest der Truppe. So, wie es sich gehört.«
    Er schwieg wieder, betrachtete das Haus auf der anderen Straßenseite.
    »Hier ist es also passiert. Beziehungsweise, hier endet die Spur. Das Haus ist seitdem ein paarmal verkauft worden. Jetzt wohnt da ein junges Paar mit Kindern. Zugezogene. Ich weiß gar nicht, ob die schon von der Geschichte gehört haben. Aber Westling wohnt hier noch. Der letzte Augenzeuge.«
    Er wandte den Kopf und nickte hinüber zu dem benachbarten Haus, das nicht weit entfernt stand. Ein kleines Holzhaus in verblichenem Rot, das frech auf den

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