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Verschollen

Titel: Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Smedberg
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Grottensystem, Richtung Süden. Aber das ist nichts Besonderes, davon gibt es hier in der Gegend einige. Grotten. Die längsten des Landes, soweit ich weiß. Heutzutage ist das eine Touristenattraktion. Zum Besichtigen und darin Herumkrabbeln.«
    Er hatte den Weg erreicht, blieb stehen und machte eine ausladende Geste mit den Armen.
    »Aber genau hier, an dieser Stelle? Das sehen Sie selbst. Wald und Berge gibt es hier. Und sonst nichts.«
    Er ging zum Auto und setzte sich hinein. John Nielsen folgte ihm, öffnete die Beifahrertür, faltete mit einigen Schwierigkeiten seinen langen Körper zusammen und zwängte sich hinein.
    Die Sonne stand schon tief, und die Strahlen fielen flach über die Bergflanken. Der Nadelwald wirkte in dem Licht mit einem Mal schwarz und undurchdringlich. Hier und dort aus diesem dunklen Teppich leuchteten einige Espen, die ihr Laub noch nicht ganz verloren hatten, wie Rosttupfer hervor. Nebel stieg aus der Senke, durch die sich der Fluss schlängelte.
    Vor Kälte zitternd wartete er darauf, dass die Temperatur im Wageninneren endlich steigen würde.
    »Sie wissen immer noch nichts über die Gestalt, die diesen ganzen Zirkus hier in Gang gesetzt hat?«, fragte er.
    Ivarsson kaute nachdenklich an seiner Unterlippe.
    »Ein bisschen wissen wir schon«, sagte er dann. »Dass er mit ziemlich großer Sicherheit derselbe ist, der Anna-Greta Sjödin ausgegraben hat. Wir haben einen Spaten gefunden, den er - davon können wir wohl ausgehen - liegen gelassen hat, als er verschwand. Ein kleines, handliches und faltbares Werkzeug. Er scheint ihn auch dafür benutzt zu haben, das Skelett zu zerteilen, nicht nur zum Graben. Am Schaufelblatt haben wir Erd- und Knochenpartikel vom Fundort entdeckt. Keine Fingerabdrücke. Er kann durch einen Zufall auf das Grab gestoßen sein, oder er wusste sehr genau, wo es sich befand. Aber in beiden Fällen ist es schwer, eine Erklärung dafür zu finden, warum er beschloss, die Gebeine auszugraben und mitzunehmen.«
    »Aber Sie haben immer noch keine genauere Beschreibung von ihm? Außer, dass er mittelgroß, mittelalt und mittelblond sein soll? Er scheint überhaupt keine besonderen Merkmale gehabt zu haben.«
    Olle Ivarsson starrte aus der Windschutzscheibe.
    »Das mit dem Alter«, fing er dann an. »Ich habe darüber nachgedacht. Byström behauptete entschieden, dass er zwischen fünfunddreißig und vierzig Jahre alt war, ungefähr seine Größe. Und durchtrainiert. Aber man kann wohl kaum erwarten, dass er etwas anderes sagt, wenn man bedenkt, was ihm zugestoßen ist.«
    Er schwieg für einen kurzen Moment.
    »Aber dieses kurze Gespräch, das ich mit Kennet Eriksson geführt habe«, sagte er nachdenklich. »›Wie alt, glauben Sie, war er ungefähr?‹, fragte ich ihn. ›Ja, er war wohl so mein Alter‹, sagte er zuerst. Doch als er merkte, dass ich ihn anstarrte, verbesserte er sich sofort. ›Na, er war wohl so alt wie wir‹, sagte er dieses Mal, so als würde er die anderen meinen, die noch dabei gewesen waren. ›Vierzig, so was in der Richtung.‹ Aber er wirkte nervös, als er das sagte. Wie unter Stress. Und er ist ziemlich schnell danach gegangen. Obwohl, so ist er eben, meistens, das hat mich nicht besonders stutzig gemacht.«
    John Nielsen stieß einen Pfiff aus.
    »Er hat ihn womöglich wiedererkannt«, sagte er nachdenklich.
    »Sie entkommen dieses Mal dem Sofa. Ich habe Ihnen ein Zimmer hergerichtet.«
    Olle Ivarsson stieß die Zimmertür auf und stellte die Tasche ab. Nielsen folgte ihm und sah sich in der kleinen Kammer um. Sparsam möbliert war sie, ein Nachttisch, ein Stuhl, eine Stehlampe und ein Klappbett. Die Tagesdecke war so straff über das Bett gespannt und an den Seiten eingesteckt, dass es an eine Pritsche in einem Mannschaftsraum erinnerte.
    Die Ordnung in dem kleinen Bungalow war im Ganzen strenger dieses Mal, als hätte der Besitzer sich eine noch größere Disziplin abverlangt, ohne Ausnahmen zu genehmigen. Die Spüle war leer und spiegelblank, nicht ein einziger benutzter Kaffeebecher weit und breit. Auch im Wohnzimmer gab es nichts, was die Ordnung gestört hätte. Alles war beiseite geräumt. Die Rücken der Bücher standen in Reih und Glied, als wären sie mit einer Wasserwaage ausgemessen worden. Die zwei Sessel am Couchtisch waren in einem wohlbemessenen Winkel zueinander angeordnet. Eine Keramikschale war an der Stelle platziert, die der absolute Mittelpunkt des Tisches zu sein schien.
    John Nielsen sah, wie Ivarsson durch das

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