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Verschollen

Titel: Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Smedberg
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Übereinstimmung, dachte er und lächelte.
    Er beschloss, nicht länger zu warten, stieg aus dem Wagen und ging mit schnellen Schritten den Kiesweg hinauf zum Haus.
    Ein Ferienhaus, häufig umgebaut, aber dennoch klein, fast puppenhausartig. Weiter oben am Weg stand ein weiteres, vom Stil fast identisch. Allerdings war es verrammelt und halb verfallen. Die Überbleibsel einer ehemaligen Ferienkolonie aus den Vierzigern oder Fünfzigern, vermutete er. Direkt hinter dem Haus lag ein spärlicher Wald, dann begann bereits die Vorortbebauung, die Hochhäuser waren schemenhaft durch die kahlen Laubbäume hindurch zu erkennen.
    Er stieß die eiserne, knirschende Zauntür auf und ging aufs Haus zu. Wie beim letzten Mal benutzte er einen elektrischen Dietrich, um die Haustür zu öffnen. Er presste den kleinen Kasten - nicht größer als eine Streichholzschachtel - auf das Schloss und aktivierte ihn. Nun musste er nur warten, bis der weiche Polymerstab in den Zylinder glitt, sich ausdehnte, die Form des Zylinders sowie der vielen Ausbuchtungen annahm und dann verhärtete. Das alles dauerte nur etwa vierzig Sekunden. Er drehte den Griff und trat ein.
    Hundegeruch schlug ihm in dem engen Flur entgegen. Er rümpfte die Nase, ging weiter in den Hauptraum, das Wohnzimmer, und sah sich um. Die Bücherregale, die zwei Wände bedeckten, waren vollgestopft. Auch auf dem Tisch in der Mitte des Zimmers lagen Stapel von Büchern und Zeitungen, in denen Zettel steckten. Einige Kleidungsstücke waren im Raum verteilt. Eine Jacke hing über einem Stuhl. Abgesehen von den Büchern gab es nichts Persönliches in diesem Zimmer. Er setzte sich an den Schreibtisch und zog den zusammengeklappten Laptop zu sich. Es gab kein Passwort, sodass er sofort Zugang hatte und in den verschiedenen Dateien und Ordnern blättern konnte. Bei einigen Titeln blieb er hängen, aber es waren nur Artikel in druckfertiger Fassung. Keine Notizen, keine Briefe.
    Etwa eine Stunde lang blieb er sitzen, stöberte und las. Auch den Artikel über Anna-Greta Sjödin fand er. Er überflog ihn und stellte fest, dass es dieselbe Version wie in der Zeitung war. Dann schaltete er den Laptop wieder aus, beugte sich hinunter und zog die Schreibtischschubladen auf. Dort fand er etwas, das offenbar eine Art Buchführung darstellen sollte: einen Haufen von Rechnungen und Quittungen, unachtsam in eine der Schubladen gestopft. Aber auch hier keinerlei Notizen oder Arbeitsmaterial, so als würde er das alles bei sich tragen oder in seinem Kopf haben.
    Mit einem mürrischen Gesichtsausdruck schob er die Schubladen wieder zu und lehnte sich zurück. Wonach suchte er? Nach einer Öffnung vielleicht. Nach einem Vorhang, der beiseite gleiten würde, um etwas anderes zu enthüllen. Ihm eine Ahnung von dem Dahinterliegenden geben könnte.
    Er ließ den Blick durch das Zimmer schweifen. Zwischen den Bücherregalen und der Fensterwand waren einige Fotos an die Tapete geheftet. Schwarzweiß. Vermutlich Kopien von Pressebildern. Fast ausschließlich Gesichter. Verschieden in Alter, Geschlecht und Nationalität. Einige der Aufnahmen waren bei großen Unglücken und Katastrophen gemacht worden, andere an gewöhnlicheren Orten, schwer einzuordnen. Aber immer waren ein oder mehrere Gesichter im Vordergrund.
    Er legte die Fingerkuppen aneinander, drehte auf dem Stuhl herum und lachte leise vor sich hin. Nielsen war also ein Mann, der Gesichter sammelte, Gesichter studierte.
    Er lachte weiter bei dem Gedanken an das, was sie beide vereinte. Mit dem einen Unterschied, dass er immer einen Schritt voraus war. Er war derjenige, der den Betrachter betrachtete.
    Er erhob sich, ging im Zimmer umher und kontrollierte rasch beide Wanzen, die er bei seinem vorherigen Besuch installiert hatte. Außerdem hatte er das Telefon so angezapft, dass es ihm möglich war, Gespräche sowohl mitzuhören als auch aufzunehmen. Er war in der Lage, im Prinzip alles, was in diesem Haus vor sich ging, zu registrieren. Eine Zeit lang hatte er darum auch stundenlang zu Hause gesessen und die Geräusche direkt abgehört: Nielsens Schritte, sein Gebrummel, vereinzelte Ausrufe, das Schnüffeln oder Bellen des Hundes und die Stille, wenn beide das Haus verlassen hatten. Es war eine Art Besessenheit, das war ihm bewusst, außerdem ergaben sie nichts weiter, waren nur ein einschläfernder Klangteppich. Mittlerweile beschränkte er sich nur noch auf die Telefongespräche, hörte regelmäßig die Aufnahmen ab.
    Die Ausrüstung war auf dem

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