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Verschollen

Titel: Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Smedberg
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machte eine Bewegung mit der Hand, als wolle er etwas sagen. Da schmiegte sich das Messer bereits an sein Handgelenk. Dann glitt er mit einem Mal nach vorne, ging ein wenig in die Knie, um in die richtige Position zu kommen und stieß mit dem Messer von unten zu, zweimal. Der Mann stellte sich auf die Zehenspitzen, erstarrte und gab einen Laut von sich, eine Mischung aus einem Grunzen und einem Schrei. Aber er fiel nicht um. Einige Sekunden lang blieb er bewegungslos stehen, dann plötzlich warf er sich nach vorne und versuchte, nach seinem Hals zu greifen.
    Er wich zurück und stieß gleichzeitig zu, immer wieder. Der andere schien das kaum gemerkt zu haben, stolperte auf ihn zu, heiser brüllend.
    Schließlich ging er in die Knie und stieß mit einem gezielten Hieb in die Leistengegend, spürte wie das Messer hineinglitt und den Mann förmlich aufschlitzte, vom Schritt bis zum Bauch. Er sah ihn auf einem Bein balancierend, während das Blut aus ihm strömte. Das Gesicht war blass, der Blick schon blind. Dann fiel er kopfüber um.
    Die Frau war aus dem Wagen gestiegen, ihr verschlafenes Gesicht von Entsetzen verzerrt. Sie hatte ihm beide Hände schluchzend entgegengestreckt.
    Er wendete den Wagen, fuhr langsam den Kiesweg hinunter, bog auf die Durchfahrtsstraße und ließ sich in den Verkehr gleiten.

4
    Er befand sich draußen im Kahlschlag. Das Plastikband schlug im Wind. Eine lähmende Kälte kroch in ihm hoch. Es würde bald dunkel sein, und er begriff nicht, was er hier draußen machte, alleine, und warum er wieder hierher zurückgekehrt war.
    Nielsen war sich bewusst, dass er träumte, und versuchte, die Augen zu öffnen, sich aufzusetzen. Aber der Traum hielt ihn noch eine Weile gefangen, drückte mit einer Handfläche auf seine Brust, als wäre er noch nicht fertig mit ihm. Endlich gelang es ihm, sich auf die Ellenbogen zu stützen. Er schwang seine Beine über die Bettkante und blieb eine Zeit lang dort sitzen, während er in das graue Licht blinzelte, das vom Fenster hereindrang. Es war kalt im Raum. Er streckte sich, fühlte am Heizkörper: nicht einmal lauwarm. Sparsamkeit schien eine weitere Tugend des Olle Ivarsson zu sein.
    Er zog sich an, humpelte ins Wohnzimmer und sah sich suchend um. Dann ging er in die Küche. Ein Zettel auf dem Küchentisch teilte ihm in kurzen Worten mit, dass Ivarsson bei der Arbeit zu erreichen sei, darunter stand seine Telefonnummer, weiter nichts.
    Nielsen schob den Zettel beiseite und begann, in der Küche nach etwas Essbarem zu suchen. Im Kühlschrank entdeckte er einen angebrochenen Becher fettarme Dickmilch und eine Packung Streichkäse und in der Speisekammer Knäckebrot. Er widmete einige Minuten einer vergeblichen Suche nach Zucker, ehe er aufgab und sich an den Tisch setzte. Die Dickmilch goss er in einen Teller und zerkrümelte etwas Knäckebrot darüber, aß ein paar Löffel davon und schob das Essen missmutig von sich.
    Dann stand er auf, ging hinüber zum Küchenfenster, öffnete es einen Spalt und zündete sich eine Zigarette an. Er rauchte im Stehen, streckte sich nur ab und an über die Spüle, um die Asche in den Abfluss zu schnippen. Der schwarzgraue Himmel, in den er starrte, versprach kräftigen Niederschlag. Er warf einen Blick auf die Uhr, bald zehn. Draußen war noch immer dämmriges Licht. Und es würde wohl kaum viel heller werden.
    Er seufzte, zog ein letztes Mal an der Zigarette und warf sie aus dem Fenster. Dann ging er zurück in sein Zimmer, holte sein Adressbuch aus der Tasche und blätterte darin herum. Er stand auf, ging hinaus ins Wohnzimmer und suchte das Telefon. Nach einer Weile fand er es in Olle Ivarssons Schlafzimmer. Er zögerte einen Augenblick, ehe er sich auf das gemachte Bett setzte und die Nummer von Carina Holmlund nachschlug. Sie war das einzige, noch lebende Mitglied der Familie Sjödin.
    »Nein, ich habe keine Lust, mit Ihnen zu sprechen. Noch nicht einmal am Telefon. Ich habe das doch schon das letzte Mal gesagt, als Sie anriefen.«
    »Finden Sie nicht, dass das, was jetzt passiert ist, die Dinge grundlegend verändert hat?«
    »Nein, warum? Nicht für mich.«
    John Nielsen achtete auf ihre Stimme. Abweisend, aber nicht feindselig oder gar empört. Eher ein Hauch von tiefer Müdigkeit und Widerwillen.
    »Aber vielleicht gibt es jetzt eine Möglichkeit herauszufinden, was Anna-Greta damals wirklich zugestoßen ist...«
    »Dadurch, dass ich mit Ihnen rede?«, unterbrach sie ihn. »Das glaube ich nicht. Und das glauben Sie doch

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