Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Verschollen

Titel: Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Smedberg
Vom Netzwerk:
lagerte er den Sprengstoff zu Hause, was nicht nur unzulässig, sondern verdammt dumm war. Das halbe Haus ist in die Luft geflogen, der Rest eingestürzt und niedergebrannt. Ein verheerendes Feuer.«
    »Die
Zwillinge
Härlin?«
    »Sie wurden so genannt. Waren aber Geschwister oder Adoptivgeschwister. Sie waren beide adoptiert, gleichaltrig. Sie gingen mit Anna in dieselbe Klasse auf dem Gymnasium.«
    »Kannten Sie die beiden?«
    Bernt Larsson verneinte.
    »Nein, überhaupt nicht. Sie waren hierher gezogen, nachdem ich die Stadt verlassen hatte. Die Familie kam aus dem Süden des Landes. Ich habe sie natürlich ein paar Mal gesehen, wenn ich zu Besuch war. Aber das meiste von dem, was ich weiß, habe ich so aufgeschnappt. Und es wurde viel geredet.«
    Nielsen wartete und schließlich grinste Bernt Larsson.
    »Nun ja«, fuhr er widerwillig fort. »Es gingen Gerüchte über sie um, über die Feste, die sie in ihrer Sommerhütte feierten.«
    »Welche Gerüchte?«
    Bernt Larsson warf die Hände in die Luft.
    »Schnaps, natürlich. Und dass geraucht wurde. Dies und das eben. Da ging es frisch zur Sache. Und dann wurde da fröhlich herumgevögelt.«
    Als er Nielsens erstaunten Gesichtsausdruck sah, lachte er.
    »Mann, das war Anfang der Siebziger, Himmel noch mal! Glauben Sie etwa, dass diese Leute nicht hierher gefunden haben?«
    Dann zuckte er wieder mit den Achseln.
    »Sie dürfen das nicht anders sehen, als was es ist: Gerede. Dreißig Jahre altes Gerede. Aber deren Feste sollen auf jeden Fall ziemlich aus dem Rahmen gefallen sein.«
    John Nielsen sah ihn an.
    »Und ist Anna-Greta dabei gewesen?«
    »Vermutlich. Aber sie hat davon nie in ihren Briefen erzählt. Das habe ich erst später erfahren. Obwohl man vielleicht vorsichtig sein muss und sich nicht darauf verlassen sollte, was hier in dieser Gegend erzählt wird. Diese Spur beunruhigt doch nur.«
    Bernt Larsson zeigte in Nielsens Richtung.
    »Sie können ja Ivarsson fragen. Er müsste es doch genauer wissen. Schließlich war er damals hier.«
    John Nielsen hob die Augenbraue.
    »Sie wissen, dass ich bei ihm wohne?«
    Bernt Larsson lächelte.
    »Ich habe so etwas läuten hören. Hier oben geht das schnell, müssen Sie wissen. Ich habe auch gehört, dass Kennet Eriksson dieses Jahr früh in den Urlaub gefahren ist.«
    John Nielsen musterte ihn und strich sich übers Kinn.
    »Und was halten Sie davon? Dass er abgehauen ist?«
    Ihre Blicke trafen sich.
    »Nichts«, erwiderte er kurz. »Und ich habe auch kein Interesse daran, darüber zu spekulieren. Es gibt genügend Leute, die das tun.«
    Er sah auf die Uhr.
    »Außerdem habe ich noch einiges zu erledigen. Ich hoffe, Sie sind zufrieden mit dem, was Sie gehört haben?«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, erhob er sich.
    »Sie kamen im Taxi, nicht wahr? Ich muss hinunter in den Ort und kann Sie unterwegs absetzen.«
    Etwas abseits vom Haus befand sich eine Art Maschinenhalle. Bernt Larsson ging mit schnellen Schritten auf das Gebäude zu und schob das Tor auf. Nielsen blieb auf dem Hof stehen und sah zu, wie er rückwärts herausgefahren kam. Durch das geöffnete Tor konnte Nielsen noch zwei weitere Pkw sowie einen Laster erkennen.
    »Es lohnt sich ganz offenbar, Saisonarbeiter zu sein«, sagte er mit dem Kopf zum Gebäude nickend, während er sich im Wagen einrichtete. »Sie haben ja so viel, dass es für ein Transportunternehmen reichen würde. Das haben Sie vielleicht sogar auch?«
    Der andere antwortete nicht, sondern jagte die steile Hofausfahrt hinunter, mit nur einer Hand am Steuer.
    »In diesem Land muss keiner hungern«, sagte er mit einem Mal. »Und wenn man nicht dumm ist, bleibt sogar noch etwas übrig.«
    Er bog auf die schmale Landstraße und erhöhte die Geschwindigkeit. Es war mittlerweile fast ganz dunkel geworden. Nielsen starrte hinaus auf die Straße. Der feuchte Asphalt glitzerte schwarz auf im Scheinwerferlicht. Vereinzelte Böen fegten den Schneeregen an die Windschutzscheibe. Er spürte, wie die Müdigkeit zurückkehrte, bleischwer und übermächtig. Er sollte nicht hier sein, dachte er. Sollte wieder fortfahren. Nach Hause. Was das auch immer bedeutete. Schlafen, lesen, im diesigen Licht am Fluss entlanggehen, mit Tjarrko, der auf steifen Beinen ein gutes Stück hinter ihm herstakste, gefangen von den Gerüchen entlang des matschigen Kiesweges.
    »Gefällt es Ihnen in Ihrer Pension? Bei Ivarsson?«
    Bernt Larssons Stimme ließ ihn aus seinen Träumereien aufschrecken.
    »Es wäre eine Sünde, sich

Weitere Kostenlose Bücher