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Verschollen

Titel: Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Smedberg
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Sie machte es einem leicht, sie gerne zu haben.«
    »Hatte sie einen Freund?«
    »Ich weiß nicht, ob sie zu diesem Zeitpunkt einen hatte. Aber wenn Sie wissen wollen, ob sie sexuell aktiv war, dann kann ich sagen, dass sie bereits debütiert hatte, wenn wir es technisch korrekt formulieren.«
    Sie sah ihn frech an.
    »Obwohl sie, glaube ich, nicht leicht rumzukriegen war, um eine andere Sprache zu benutzen.«
    Sie schwieg einen Moment lang.
    »Sie war ein angenehmer junger Mensch, ganz einfach. Reif für ihr Alter, aber voller jugendlicher Lebensfreude.«
    Nielsen nickte und lehnte sich zurück. Nichts von dem, was sie gesagt hatte, änderte sein Bild von Anna-Greta. Oder vertiefte es gar. Es führte eher dazu, dass sie dadurch schwerer einzuschätzen war, fand er. Eine Musterschülerin, ein Musterkumpel. Fast zu großartig.
    »Ich habe mir Gedanken gemacht über die Leute, mit denen sie befreundet war. Die Geschwister Härlin, zum Beispiel. Sie waren ja Klassenkameraden. Erinnern Sie sich auch an sie?«
    Marianne Linde zuckte kurz zusammen und sah ihn stumm an.
    »Die Zwillinge«, sagte sie schließlich. »Sie haben einen Hang für Tragödien, oder? Aber das bringt wohl Ihr Beruf mit sich.«
    Sie dachte nach.
    »Ja, man sah sie oft zusammen. Besonders das letzte Jahr. Sie kamen ja aus demselben Ort. Selbstverständlich erinnere ich mich an die Geschwister Härlin. Sie waren so eigentümlich anders. Was ihnen passiert ist, war schockierender als das Verschwinden von Anna-Greta, zumindest hier an der Schule. Es war ja kurz vor dem Abitur, wenige Wochen später wären sie abgegangen. Es war, als hätte jemand einen Steinbrocken auf die Schule geworfen in diesen Tagen. Und wir hatten auch keine psychologische Betreuung, um darüber zu sprechen. Anna-Greta... das geschah Ende des Sommers und wurde geradezu beiseite geschoben, obwohl der Fall unendlich mehr Aufsehen erregte. Aber es berührte uns nicht im gleichen Maße, nicht so unmittelbar.«
    Sie sog die Luft tief ein. Als sie weitersprach, hatte ihre Stimme mit einem Mal eine große Intensität.
    »Desirée und Kaj Härlin. Es fällt schwer, die beiden zu vergessen. Besonders Desirée. Sie hatte eine außergewöhnliche Ausstrahlung, etwas, das ich weder vorher noch danach je erlebt habe. Wenn Sie das Mädchen getroffen hätten, wüssten Sie, wovon ich spreche. Das war... ja, man konnte es fast berühren... so intensiv...«
    Sie verstummte für einen Augenblick, schien nach Worten zu suchen. Dann sah sie Nielsen direkt in die Augen.
    »Ich sollte vielleicht das Kind beim rechten Namen nennen. Sie hatte eine sinnliche,
erotische
Ausstrahlung, von der meiner Meinung nach kein Mensch unberührt bleiben konnte, ob Mann oder Frau, jung oder alt. Ohne dass sie aufreizend gewesen wäre. Und rein äußerlich - nun, sie war ziemlich zart, fast mager. Sie hatte keine weiblichen Formen, wie sie zum Beispiel Anna-Greta Sjödin schon hatte. Aber es umgab sie eine Aura, es war wie Hochspannung. Es fühlte sich manchmal so an, als würde man sich allein schon bei ihrem Anblick verbrennen.«
    Nielsen musterte sie nachdenklich.
    »Das klingt, als hätten Sie das selbst so erlebt!«
    Marianne Linde lachte kurz auf.
    »Natürlich. Wie ich schon sagte, ich glaube, es konnte keiner umhin, ja, von ihr
überwältigt
zu werden. Obwohl ich damals so gewöhnlich und langweilig heterosexuell war, wie ich es auch heute noch bin. Außerdem war sie Schülerin und fast noch ein Kind. Ich war zum Teil vor Schreck wie gelähmt über meine Gefühle, wenn sie mich nur ansah!«
    Sie verstummte wieder.
    »Geniert es Sie, wenn ich so rede? Nun, eigentlich müsste ich geniert sein. Obwohl ich wirklich zu alt dafür bin...«
    Sie blinzelte und runzelte ihre Stirn.
    »Ich weiß nicht, wie bewusst sie sich dessen war, diese Wirkung, die sie auf andere hatte. Manchmal hatte man den Eindruck, dass sie überhaupt kein Gespür dafür hatte. Und dann wieder habe ich mir eingebildet, dass sie es sehr wohl wusste. Und auch ausnutzte.«
    »Wie sind Sie mit ihr in Kontakt gekommen? Auch über die Sexualberatung?«
    »Nicht doch, niemals.«
    Sie lachte wieder.
    »Über so etwas haben wir nie gesprochen. Sie hat das Thema nicht angeschnitten. Und ich selbst hätte mich das bei ihr niemals getraut. Nein, sie kam aus einem ganz anderen Grund.«
    Sie warf ihm einen prüfenden Blick zu, ehe sie fortfuhr.
    »Sie war krank, sie hatte eine chronische Krankheit. Mukoviszidose, kennen Sie die?«
    Nielsen runzelte die

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