Verschwiegen: Thriller (German Edition)
dass Jacob wirklich der Mörder war?«
»Ja, das stimmt.«
»Denn du wärst sicher nicht gerne mit einem Mörder befreundet, nehme ich an.«
»Nein, wahrscheinlich nicht.«
»Sogar nachdem du diese Nachricht, in der du Jacob des Mordes beschuldigst, auf Facebook veröffentlicht hattest, warst du immer noch mit ihm befreundet. Ihr hattet immer noch Kontakt, stimmt das?«
»Ja.«
»Hattest du jemals Angst vor Jacob?«
»Nein.«
»Hat er dich jemals bedroht oder eingeschüchtert? War er dir gegenüber jähzornig?«
»Nein.«
»Waren es nicht deine Eltern, die dir den Kontakt zu Jacob untersagten? Es war gar nicht deine Entscheidung?«
»So ungefähr.«
Jonathan spürte, dass Derek zu mauern begann, und wandte sich einem anderen Thema zu. »Am Tag des Mordes willst du Jacob vor Schulbeginn und dann wieder im Englischunterricht gesehen haben, stimmt das?«
»Ja.«
»Aber es gab keine Hinweise darauf, dass er in irgendein Handgemenge verwickelt gewesen war?«
»Nein.«
»Keine Spuren von Blut?«
»Nur der kleine Fleck an seiner Hand.«
»Keine Schrammen, keine zerrissenen Kleidungsstücke, kein Schmutz?«
»Nein.«
»Als du Jacob an jenem Morgen im Englischunterricht sahst, kam dir nicht ein einziges Mal der Gedanke, dass er auf seinem Weg zur Schule in irgendetwas verwickelt gewesen sein könnte?«
»Nein.«
»Hast du dir das noch einmal vergegenwärtigt, als du später den Eindruck hattest, dass Jacob den Mord vielleicht begangen hatte? Jacob kam bei einem tödlichen und blutigen Angriff ohne eine Schramme und einen Blutstropfen davon? Hast du dir das überlegt?«
»Schon irgendwie.«
»Irgendwie.«
»Ja.«
»Ben Rifkin war größer als Jacob, sagst du, größer und härter?«
»Ja.«
»Und trotzdem kam Jacob einfach so davon?«
Derek gab darauf keine Antwort.
»Du hast ausgesagt, dass Jacob gegrinst habe, als man die Schließung der Schule befahl. Grinsen andere Teenager nicht auch? Ist das bei Aufregung nicht völlig normal?«
»Vermutlich.«
»Das machen Teenager manchmal einfach.«
»Ja, wahrscheinlich.«
»Kommen wir zum Messer, zu Jacobs Messer. Du weißt nicht, ob dieses Messer beim Mord zum Einsatz kam, nicht wahr?«
»Nein.«
»Und Jacob hat auch niemals erwähnt, dass er dieses Messer gegen Ben Rifkin einsetzen wollte, um sich gegen das Mobbing zu wehren?«
»Ob er das wollte? Nein, das hat er nicht gesagt.«
»Und als er dir das Messer zeigte, kam dir nicht ein Mal der Gedanke, dass er Ben Rifkin damit töten wollte? Sonst hättest du etwas dagegen unternommen, nicht wahr?«
»Ich nehm’s an.«
»Mithin hatte Jacob niemals die klare Absicht, Ben Rifkin zu töten?«
»Absicht? Nein.«
»Er hat sich nie darüber ausgelassen, wann und wie er Ben Rifkin töten wollte?«
»Nein.«
»Und dann schickte er dir später seine Geschichte.«
»Ja.«
»Er sandte dir per E-Mail einen Link?«
»Ja.«
»Hast du die E-Mail aufgehoben?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Das kam mir dumm vor, wegen Jacob.«
»Du hast die E-Mail also gelöscht, weil du ihn schützen wolltest?«
»Ja, schon.«
»War in dieser Geschichte irgendeine Einzelheit neu für dich? Gab es da irgendetwas, was dir nicht bereits aus dem Internet, aus Nachrichten oder aus den Gesprächen mit deinen Freunden bekannt war?«
»Nein, eigentlich nicht.«
»Das Messer, der Park, die drei Stichwunden – das war alles schon bekannt, oder?«
»Ja.«
»Ein Geständnis ist die Geschichte dann aber nicht gerade.«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Und hat er in der E-Mail gesagt, ob er der Verfasser dieser Geschichte war? Oder ob er sie nur gefunden hatte?«
»Ich kann mich nicht mehr genau an die E-Mail erinnern. Ich glaube, da stand nur: ›Mann, schau dir das mal an‹, oder irgend so was.«
»Aber du bist sicher, dass Jacob dir erzählt hat, dass er die Geschichte geschrieben und nicht einfach nur gelesen hat?«
»Ziemlich.«
»Ziemlich?«
»Doch, ziemlich sicher.«
Jonathan machte noch eine Zeit lang so weiter. Er tat, was er konnte, um das Gewicht von Dereks Aussagen zu schmälern und Boden zu gewinnen. Wer weiß, was sich die Geschworenen dabei dachten. Ich weiß nur, dass sie während Dereks Zeugenaussage eifrig mitgeschrieben hatten und jetzt ihre Stifte nicht mehr anrührten. Manche schauten Jonathan nicht einmal mehr an, sondern saßen mit gesenkten Blicken da. Vielleicht hatte er sie überzeugt, und Dereks Aussagen zählten nicht mehr für sie. Aber ich glaubte nicht daran. Ich hatte mir die ganze Zeit
Weitere Kostenlose Bücher