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Verschwoerung der Frauen

Verschwoerung der Frauen

Titel: Verschwoerung der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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gegen die Rück-ständigen, die Hüter der öffentlichen Moral, zu verdanken. Foxx’
    Heldin masturbierte, menstruierte, fantasierte, unterschied sich aber von Joyces Molly Bloom durch ihre hohe Intelligenz, ihre Loyalität zu ihren Freundinnen, ihre Ambivalenz gegenüber Männern –
    zugleich Gegenstand ihrer Bewunderung, Verachtung und Konkurrenz – und ihr erotisches Interesse an Frauen. Wegen einer lesbi-schen Liebesszene war das Buch zunächst verboten worden. 1941
    wußten Dorinda und ich das noch nicht; sogar für Dorinda, die gern die Expertin in Sachen Sexualität spielte, existierten nur heterosexu-elle Umtriebe. Junge Leute von heute werden es sich kaum vorstellen können, aber wir kannten das Wort lesbisch nicht einmal und schon gar nicht die Möglichkeit solcher Aktivitäten. Wie Königin Viktoria glaubten wir, nur Männer hätten die Ausstattung oder den Mut zu sexuellen Experimenten. Von männlichen Homosexuellen hatten wir natürlich gehört und nannten sie verächtlich »Tunten«
    oder »andersherum«. Wir waren ganz die Kinder unserer Zeit.
    Sehr deutlich (und auf ganz andere Art als die aufblitzenden Erinnerungen) ist mir die erstaunliche Großzügigkeit von Dorinda und ihrer Familie im Gedächtnis. Dorinda hatte mich zu ihrer Busen-freundin erkoren, und ihre Eltern erlaubten mir, fast ständig mit ihr zusammenzusein. Bekam Dorinda zum Beispiel ein Geschenk, so 26

    bekam ich auch eins. Wie bei den Kameras: Um irgendeinem deutschen Flüchtling zu helfen, kaufte Dorindas Vater ihm Kameras ab, es waren Leicas M 3; die beste gab er Dorinda, und die andere, aus irgendeinem Grund nicht ganz so wertvolle, bekam ich. Wir wurden leidenschaftliche und gute Fotografinnen. Auch Jahre später, als es fast nur noch Spiegelreflexkameras gab, blieb ich meiner alten Leica mit ihrem Sucher und ihrem schweren Metallgehäuse treu. Ich habe sie noch heute, und jedesmal, wenn ich sie zur Reparatur bringe, versucht man mich zum Verkaufen zu überreden und bietet mir einen hübschen Preis dafür. Ich behalte sie nicht aus sentimentalen Gründen, sondern aus Wertschätzung. Meiner Meinung nach ist sie die beste Kamera, die je gemacht wurde.
    Die Goddards drückten ihre Großzügigkeit allerdings nicht nur durch Geschenke aus. Sie nahmen mich in ihre Familie auf, ohne mich je wie die arme Verwandte zu behandeln. Das Hausmädchen, das Dorindas schmutzige Wäsche einsammelte und wusch, holte auch meine aus meinem Koffer, wo ich sie lieber versteckt gehalten hätte: Kurz darauf lag sie gewaschen und gebügelt in meinem Schrank. Nie behandelten mich die Dienstmädchen wie nicht zum Haus gehörig. Heute ahne ich, daß Dorindas Mutter wahrscheinlich dafür gesorgt hat, indem sie ihnen Geld gab und mit ihnen sprach.
    Meine Mutter überlegte oft, ob ich als Gast den Mädchen ein Trinkgeld geben sollte. Aber dann sagten wir uns, daß es befremdlich wirken müsse, wenn ein Kind den Dienstboten Geld gäbe.
    Ich hatte entsetzliche Angst, Nellies Ankunft könnte meine Ver-treibung aus dem Paradies bedeuten, Nellie würde meine Stelle bei Dorinda einnehmen und ich würde allmählich fallengelassen. Meine Mutter hatte sich von Anfang an Sorgen gemacht wegen meiner Freundschaft zu diesen reichen und vornehmen Leuten, und nun, da Nellies Ankunft bevorstand, sah sie all ihre Befürchtungen bewahr-heitet: Meine Gefühle würden verletzt und die Rückkehr zu dem Leben, das sie mir bieten konnte, ein Leben, das nicht nur gewöhnlich, sondern auch hart und voller Unsicherheiten war, würde mich um so schwerer ankommen.
    Das Wunder war, daß dies nie geschah. Wir waren nun einfach zu dritt, und Dorinda zeigte uns beiden gegenüber, jedenfalls viele, viele Jahre hindurch, nur Loyalität. Da sie Geld hatte und wir nicht, kamen wir alle in dessen Genuß. Dorinda erklärte, sie praktiziere den Sozialismus im kleinen. Aber zweifellos war sie eher das, was man in späteren Jahren recht verächtlich eine »Barmherzige Schwester«
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    nannte. Nun, ich kann bezeugen, daß ihre Wohltätigkeit einfach das Paradies war.
    Meine Mutter arbeitete als Haushälterin bei verschiedenen sehr wohlhabenden Leuten. Ich hatte Dorinda kennengelernt, als meine Mutter während eines Sommers, den die Goddards in New Jersey verbrachten, von einer Nachbarin für eine Woche an Dorindas Mutter ausgeliehen wurde. In jenen Tagen hieß die Küste von New Jersey das jüdische Newport. Kürzlich las ich in einer Autobiographie Peggy Guggenheims, sie habe das alles gehaßt: die

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