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Verschwoerung der Frauen

Verschwoerung der Frauen

Titel: Verschwoerung der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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von dieser Gouvernante lernte ich zusammen mit Dorinda Französisch. Auch hier war ich glücklicherweise langsamer von Begriff als Dorinda; vielleicht empfand sie 29

    mich deshalb nie als Bedrohung.
    In den Jahren bis zu Nellies Ankunft waren Bücher die Quelle unserer Fantasien und das Thema unserer Gespräche. Besonders deutlich erinnere ich mich an Elizabeth Bowens ›The Death of the Heart‹. Wir träumten davon, daß ein Filmregisseur den Roman ver-filmen und einer von uns die Rolle von Portia, der jugendlichen Heldin, geben würde. Wie wir ständig in Illustrierten wie ›Life‹
    lasen, waren Regisseure ja immer auf Starsuche, und sollte einer uns kennenlernen, zweifelten wir keinen Moment, daß seine Wahl für die Hauptrolle auf Dorinda fiele. Sie war schlank, sah ätherisch aus, hatte einen guten Körperbau, ähnlich wie die Garbo, und ihre blauen Augen lagen weit auseinander. Ich war fülliger, allerdings athleti-scher und alles andere als ätherisch, aber in der Schule und nachmittags waren Dorinda und ich so oft zusammen, daß ich mir manchmal vorstellte, etwas von ihren Vorzügen würde auf mich abfärben.
    Ich weiß nicht, ob ich es schon erwähnt habe, aber auf Dorindas hartnäckiges Drängen hin bemühten sich ihre Eltern um ein Stipen-dium für mich an Dorindas Schule. Vielleicht wurde ich dort aufgenommen, weil ich eine interessante Unterschichtnote in dieses erle-sene Institut brachte, vielleicht, weil man auf Dorindas Familie, die die Schule mit großzügigen Spenden bedachte, hören mußte, vielleicht auch, weil die Schuldirektorin während des Aufnahmege-sprächs etwas Vielversprechendes in mir zu entdecken meinte: Ich werde es nie erfahren. Aber kurz vor der High School kam ich auf Dorindas Schule, die Miss Hadley’s genannt wurde. Dort trugen wir Uniformen, zum Glück für mich, denn so gab es unter den Schülerinnen keine Konkurrenz um Kleider. Meine Mutter sagte oft, das einzige, worin wir konkurrierten, sei Schlampigkeit. Ich himmelte die Schule an.
    Natürlich lasen wir in der Schule keine so modernen Autoren wie Elizabeth Bowen, aber die Bibliothek war, was Gegenwartsliteratur betraf, erfreulich gut ausgestattet. Wir waren also ganz up to date, und trotzdem, fällt mir ein, lasen wir gern die »klassischen« Bücher, gutgeschriebene, empfindsame und anspruchsvolle Literatur. Wenn wir auch vieles nicht verstanden, so lernten wir doch den Klang und die Präzision guter englischer Prosa kennen. Wie altmodisch ich, die ich doch immer so radikal war, jetzt klinge!
    An Elizabeth Bowen erinnere ich mich vor allem deshalb, weil sie (aber das habe ich wahrscheinlich erst später gelesen) ein so sicheres Gefühl für Orte hatte. Irgendwo sagte sie einmal, Orte seien 30

    wichtiger für sie als die Charaktere. Nachdem ich nun selbst zur Geschichtenerzählerin geworden bin, wird mir klar, daß Orte mich nie besonders inspiriert oder bewegt haben, außer, wenn sie mir durch einen plötzlichen Erinnerungsblitz wieder einfallen. Ich fand Ortsbeschreibungen immer langweilig, und bis zum heutigen Tag werde ich ungeduldig mit Autoren, die unbedingt alle Möbel in einem Zimmer beschreiben müssen, ehe sie ihren Charakteren gestatten, einzutreten oder etwas zu sagen. Trotzdem, das Haus an der Küste von New Jersey möchte ich gern beschreiben, weil es ein so zentraler Ort für unsere Jugend und die Jahre unseres Triumvirats war.
    Das Anwesen war riesig. Das Haus stand am Ende des Grund-stücks, die Garagen waren am anderen, und dazwischen erstreckten sich weitläufige Gärten und Rasenflächen. In jenen Tagen hatten die Reichen noch keine Swimmingpools und Tennisplätze auf eigenem Grund und Boden: Für diese Vergnügungen gehörten sie Clubs an.
    Ihre Häuser waren nur zur Entspannung da. Wenn also ein Picknick unter Bäumen stattfinden sollte, wurde ein Tisch aufgestellt, ein Tuch darüber gebreitet und von den Dienstboten mit Köstlichkeiten vollgeladen. Das Haus selbst war für den Sommer gebaut: An der Vorderfront lief eine nur von der Eingangstür unterbrochene Veranda entlang. Durch diese Tür trat man direkt in ein (für meine Begriffe) riesiges Wohnzimmer. An der Seite führte eine Treppe zu den Schlafzimmern hinauf. Das obere Ende der Treppe bildete ein Ober-licht aus bemaltem Glas, durch das die Sonnenstrahlen bis ins Wohnzimmer fielen. In einem Armsessel in der Mitte des Raumes saß stets Dorindas Großvater, Gründer des Familienimperiums, und immer, wenn eine von Dorindas Freundinnen den

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