Verschwörung der Sieben
er sich gerade wieder auf einem seiner Patrouillengänge befand, flog die Tür eines Campers auf, und für einen Moment zeigte sich dort ein sehr junges Gesicht.
Earvin Early hatte eines seiner Ziele entdeckt.
Er legte sich in Gedanken seinen Plan zu recht. Die bewaffneten Biker hatten sich in regelmäßigen Abständen voneinander an Stellen aufgebaut, von denen aus sie den ganzen Park überwachen und jeden Eindringling oder Störenfried sofort entdecken konnten. Earvin begriff jetzt, warum der Reverend ihn mit dieser Aufgabe betraut hatte. Die Gang würde nie mit einem Angriff rechnen, der nur von einer Person ausgeführt wurde – ganz zu schweigen davon, daß dieser Mann unsichtbar war und sie ihn erst ausmachen würden, wenn er direkt vor ihnen auftauchte.
Als ihm der rechte Zeitpunkt gekommen schien – Stunden, nachdem er sein Versteck im Wald verlassen hatte –, entschied er sich für den stärksten und wachsamsten Posten. Early schlich sich von hinten an ihn heran. Seine Schritte machten auf dem weichen Boden nicht das leiseste Geräusch. Der Mann bekam nicht das geringste mit. Earvin packte seinen Kopf mit beiden Händen und drehte ihn ruckartig herum. Ein scharfes Knacken ertönte. Der Wächter brach zusammen. Early fing ihn auf, bevor er den Boden erreichte, und zog ihn in ein Gebüsch.
Der nächste Posten stand fünfzehn Meter weiter und rauchte eine Zigarette. Earvin konnte am Geruch des Rauchs feststellen, daß es eine Marlboro war. Diesmal mußte er sich von der Seite nähern, denn der Mann stand mit dem Rücken zu einem Camper. Der Wächter schien etwas gehört zu haben, denn im letzten Moment drehte er sich um und wollte gleich seine Waffe hochreißen. Doch dazu mußte er zuerst seine Zigarette loswerden, und diese Verzögerung kostete ihn das Leben. Earvin entriß ihm das Gewehr und stieß dem Wächter, bevor der einen Schrei ausstoßen konnte, den Kolben in den Mund. Etliche Zähne kamen dabei zu Schaden, und der Mann riß vor Schmerz und Entsetzen die Augen weit auf. Early stieß mit aller Kraft den Kolben tiefer in den Mund des Wächters. Die Wangen des Mannes spannten sich auf groteske Weise, und er bekam keine Luft mehr. Der Kolben erreichte die Wirbelsäule. Ein Krachen ertönte, und der Wächter erschlaffte mit blicklosen Augen. Early schob die Leiche unter den Wohnwagen.
Als nächstes erwarteten ihn zwei Männer, die ein Stück weiter zusammenhockten. Earlys Nase nahm einen starken Biergeruch wahr. Einer von ihnen rülpste. Der andere lehnte sein Schrotgewehr an einen Baum, streckte sich und gähnte.
»Scheiße«, brummte er dann. »Was für eine verkackte Nacht …«
Er drehte sich halb um und streckte eine Hand nach der Waffe aus. Doch die lehnte nicht mehr an dem Stamm. Vermutlich war sie abgerutscht und ins Gras gefallen.
Der Biker tastete den Boden rings um den Baum ab und suchte nach seinem Gewehr. Plötzlich legte sich eine riesige Hand auf sein Handgelenk und zog heftig daran. Gleichzeitig vergrub sich eine zweite Hand in dem langen Haar an seinem Hinterkopf. Das letzte, was der Wächter mitbekam, war, daß sein Kopf auf den Stamm zuraste. Ein glucksendes Geräusch ertönte, als Gesicht und Holz gegeneinander prallten.
»He, was soll der Sch …«
Der zweite Biker war aufgesprungen und lief um den Baum herum, um dort seinen Freund vorzufinden, der alle viere von sich gestreckt am Stamm hing und kein Gesicht mehr hatte.
»He!« rief er. »Was ist hier los?«
Earvin drehte das Gewehr um und holte damit nach dem Kopf des Wächters aus. Der Biker sah den Kolben nicht kommen, auch nicht, als er sich umdrehte. Der Hieb spaltete ihm den Schädel und ließ eine klaffende Wunde zurück, Blut und Hirnmasse spritzte! Die ersten Gangmitglieder, die sein Ruf aufgeschreckt hatte, trafen an der Stelle ein, als der Mann in eine Pfütze fiel, die aus dem bestand, was sich vorhin noch in seinem Schädel befunden hatte.
»Großer Gott«, stöhnte einer der Hinzugekommenen. »Grundgütiger …«
Zwei weitere Männer liefen zu ihm. Earvin wartete, bis die drei zusammenstanden und er sie so leichter erledigen konnte. Dann zog er sein Messer. Die Klinge war alt und rostig. Doch dieses Messer war seine Lieblingswaffe, und er sprang mitten in die Gruppe und machte sich damit zum ersten Mal sichtbar. Die drei bekamen dennoch nichts von ihm mit, denn viel zu schnell schnitt, stach und durchtrennte die Klinge. Die Biker kamen nicht dazu, auch nur einen Schuß zur Verteidigung abzugeben. Sie
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