Verschwörung der Sieben
starben völlig verwirrt über das gestaltlose Wesen, das wie aus dem Nichts aufgetaucht und über sie hergefallen war.
Als Earvin mit ihnen fertig war, schlich er zu dem Camper, in dessen Tür er vorhin das Kind gesehen hatte. Das Gefährt stand etwa zwanzig Meter die Wohnwagenreihe hinunter. Der hinkende Alte, der hier der Anführer war, könnte vielleicht noch ein Problem darstellen – kein allzu großes, aber immerhin. Und wenn Early bei ihm zu laut vorging, könnte das andere Biker anlocken.
Aber darum machte er sich nicht wirklich Sorgen, denn er verstand es, seine Arbeit schnell und leise zu erledigen. Der Camper war nur ein kurzes Stück entfernt, und sein Inhalt gehörte bereits ihm.
Karen Raymond fing zögernd an, ihre Geschichte zu erzählen, während der Indianer durch die Nacht fuhr, und sie rechnete die ganze Zeit damit, daß McCracken ungläubig die Stirn runzelte oder ein spöttisches Lächeln aufsetzte. Doch zu ihrer großen Verblüffung hörte er aufmerksam zu und ermunterte sie mit seinen Blicken, fortzufahren. Wenn ihn ihre Worte vielleicht auch überraschten, so akzeptierte er sie doch zumindest.
»Also haben sie erst Männer ausgeschickt, um Sie zu töten«, schloß er, als sie wieder einmal eine Pause eingelegt hatte, »und dann kommen diese Leute zu dem Schluß, daß Sie etwas besitzen, das ihnen von großem Nutzen sein kann.«
Karen nickte. »Vermutlich, weil ihnen kein anderer Weg geblieben ist, an Lot 35 zu gelangen. Keine von den Disketten, die sie gestohlen haben, enthält alle Informationen über das Mittel. Es würde Monate dauern, aus dem vorhandenen Material auf die fehlenden Daten zu schließen. Dafür habe ich gesorgt.«
»Obwohl Van Dyne ein eigenes Serum in der Mache hat, ist dem Konzern plötzlich dringend daran gelegen, Ihren Impfstoff in die Hand zu bekommen.«
»Ich habe Ihnen doch schon erklärt, daß ihr Mittel nichts taugt. Irgend etwas ist damit furchtbar schiefgelaufen, und allem Anschein nach muß es während der Testphase zu einer Katastrophe gekommen sein.« Sie berichtete Blaine von Freddy Levingers Entdeckung, daß alle Einträge nach dem Sonntag gelöscht worden waren.
»Erzählen Sie mir mehr von diesen Testpersonen.«
»Wie es aussieht, handelte es sich bei ihnen um eine in vielfältiger Hinsicht heterogene Gruppe. Einhundertachtzig Männer, Frauen und Kinder. Eine sehr geringe Anzahl für die Erprobung eines solchen Mittels. Und ebenso ungewöhnlich erscheint mir, daß alle Probanden in einer einzigen Stadt versammelt wurden. Von einem solchen Versuch habe ich wirklich noch nie gehört.«
»Auch unter den Aspekten der Sicherheit und der Geheimhaltung würde ich das für keine gute Idee halten«, bemerkte McCracken.
»Nun, der Ort liegt ziemlich abgeschnitten von der Außenwelt. Mitten in der Wüste von Arizona. Damit dürfte Van Dyne ausreichend für Sicherheit und Geheimhaltung gesorgt haben«, entgegnete Karen.
Blaine spürte einen Eisklumpen in der Magengegend. Johnny sah ihn im Rückspiegel fragend an.
»Haben Sie Wüste von Arizona gesagt?«
»Ja, der Ort heißt …«
»Beaver Falls!« platzte es aus McCracken heraus.
Karen riß Mund und Augen auf. »Woher wissen Sie das? Wie um alles in der Welt haben Sie davon erfahren?«
»Ich schätze, es ist an der Zeit, daß Sie meine Geschichte zu hören bekommen.«
Papa Jack stieg umständlich die Stufen des Campers hinab. Er hielt die Schrotflinte mit den abgesägten Läufen in der Rechten.
»Was zum Himmeldonnerwetter …«, murmelte er mit einer Stimme, die klang, als würde er mit den Zähnen Kieselsteine zermahlen. Nun packten beide Hände das Gewehr.
Ein riesiger Schatten tauchte vor ihm auf und griff ihn an. Papa Jack drückte beide Läufe auf ihn ab. Der Rückstoß des Doppelschusses warf ihn zurück und hätte ihn fast von den Beinen gerissen. Der Alte war sich sicher, getroffen zu haben, und suchte nach dem Gegner, als er unvermittelt von der Seite angegriffen wurde. Starke Finger legten sich auf sein Gesicht und preßten mit aller Kraft gegen seine Schläfen. Papa Jack keuchte und versuchte zu schreien. Die Luft, die er dabei einsog, stank so entsetzlich nach Fäulnis und Tod, daß er sich fast übergeben hätte.
Der Geruch wurde immer intensiver, dann nahmen die Sinne des alten Mannes nichts mehr wahr.
Earvin ließ den eingedrückten Schädel des Bikers los und beseitigte die Leiche, ehe er zur Tür des Campers trat. Seine Arbeit hier war beinahe getan. Die zwei Jungen waren dort
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