Verschwörung der Sieben
könnte, und das schon sehr bald.«
»Wen genau haben Sie denn da im Sinn?«
»Vertrauen Sie mir einfach.«
Sie legte den Kopf an seine Schulter. »Das tue ich doch. Haben Sie etwa daran gezweifelt?«
»Ich habe nicht daran gezweifelt. Es war bloß eine Feststellung. Und wenn wir den Flughafen erreichen, werden Sie eine weitere Feststellung von mir hören. Ich sage Ihnen dann nämlich, daß Sie nicht weiter mitkommen werden. Ich rufe einfach bei demjenigen an, über den ich eben gesprochen habe, und der bringt Sie und Ihre Söhne an einen Ort, an dem nicht einmal Reverend Harlan Frye Sie aufspüren kann.«
»Und wie lange sollen wir dort bleiben?«
»Bis alles erledigt ist.«
Sie schüttelte heftig den Kopf und richtete sich auf. »Nein.«
»Sie sind nicht einverstanden?«
»Weil Sie nicht auf mich verzichten können.«
»Ich biete Ihnen ein Ticket, das Sie aus meiner Welt hinausführt, Dr. Raymond.«
»Das habe ich nicht gemeint«, entgegnete Karen. »Ich bezweifle nicht, daß Sie und Ihr Freund mich vor Fryes Killern schützen können. Aber wie wollen Sie mich vor dem schützen, was der Reverend über die Welt bringen will? Davon abgesehen«, fuhr sie rasch fort, ehe McCracken etwas sagen konnte, »brauchen Sie mich. Das Jüngste Gericht muß irgend etwas mit Van Dynes Aidsmittel zu tun haben – und auch mit dem, was in Beaver Falls schiefgelaufen ist. In Ihrer Truppe bin ich die einzige, die sich mit dieser Materie auskennt, falls wir je die Chance erhalten, hinter dieses Geheimnis zu stoßen. Und jetzt sagen Sie mir, ob ich damit falsch liege, Blaine McCracken.«
Er dachte angestrengt nach und mußte schließlich zugeben: »Sie haben recht.«
»Natürlich habe ich das. Ich war hinter etwas her, und Sie waren hinter etwas her, und unsere Wege haben sich bei Van Dyne gekreuzt. Unsere Aufgabe besteht jetzt darin herauszufinden, wo genau die Verbindung zwischen beidem liegt.«
McCracken warf einen Blick auf Patrolman Wayne Denbo, der mit dem Kopf an der Wand lehnte und zu schlafen schien. »Und was mit den wahren Einwohnern von Beaver Falls geschehen ist.«
Kapitel 29
Schwester Barbara erwachte früh am Freitag morgen, weil Stimmengemurmel durch ihr geöffnetes Fenster drang. Sie erhob sich steif und unbehaglich aus dem Sessel, in dem sie die wenigen Nachtstunden, die ihr zum Schlafen geblieben waren, verbracht hatte.
Jetzt hörte sie, daß sich draußen mindestens ein Dutzend Personen aufhalten mußten.
Sie trat neben das Fenster und lugte durch den Vorhang, den der Wind nach innen blies. Sie sah ihre Anhänger, die seit langem die Oase ihr Heim nannten. Sie arbeiteten im Blumengarten, der ihr Haus vom Rest der Anlage trennte.
Aber ich habe doch die Anordnung gegeben, daß sie alle den Komplex zu verlassen haben! Roland Bagnell sollte dafür sorgen, daß sie schon gestern abend abreisten …
Wie aufs Stichwort klopfte es an ihrer Tür.
»Herein!« rief Barbara.
Bagnell trat durch die Tür, und bei jedem seiner Schritte traf der Gehstock den Boden.
»Was geht hier vor, Roland?« fragte sie aufgebracht. »Ich habe doch eindeutig angewiesen, daß …«
»Ja«, unterbrach er sie. »Und die ständigen Bewohner dieses Parks haben sich ebenso eindeutig dagegen entschieden, von hier zu verschwinden.«
Zu Bagnalls Pflichten gehörte unter anderem, die verschiedenen Dienste der Oase zu koordinieren. Die Menschen, die hierher pilgerten, um seelische Erfüllung oder Ermunterung zu finden, wollten untergebracht und verpflegt werden. Außerdem mußte für sie im Park eine Arbeit gefunden werden. Roland war einer der ersten gewesen, die hier Unterkunft gefunden hatten. Als Krüppel und schwerer Alkoholiker war er gekommen und hatte den Ort seitdem nie wieder verlassen, auch wenn er sich längst von der Flasche verabschiedet hatte und nicht mehr auf die Krücken angewiesen war. Seitdem hatte er sich für die Schwester als unentbehrlich erwiesen und jede ihrer Entscheidungen mitgetragen; darunter auch die, auf die Fernsehsendungen zu verzichten und statt dessen wieder durch die Lande zu ziehen – auch wenn er die Gründe dafür nie begriffen hatte. Im Kreis ihrer engsten Vertrauten und Mitarbeiter galt Bagnell als derjenige, der sich Barbara gegenüber am loyalsten verhielt. Trotzdem hatte sie ihn nie in ihre Begegnungen mit den Sieben eingeweiht.
»Sie verstehen nicht, Roland«, tadelte die Schwester ihn. »Ich habe angeordnet, daß alle die Anlage räumen sollen, weil das für sie so am besten
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