Verschwörung der Sieben
nicht wie gewohnt im Halfter steckte, weil er sie den Sicherheitsbestimmungen entsprechend am Eingang abgegeben hatte. Einer der Angreifer umklammerte ihn von hinten. Blaine packte dessen Arm und schleuderte den Mann über die Schulter nach vorn. Der Wurf zwang ihn, sich mit einem Knie auf dem Boden abzustützen, und bevor er sich wieder aufrichten konnte, stürzten sich zwei der Männer auf ihn. Er wurde auf den Boden gepreßt. Ein dunkler Schatten ragte über ihm auf, während er verzweifelt versuchte, sich unter den Männern hervorzuwinden. Irgend etwas schoß mit einem pfeifenden Geräusch auf ihn herab.
Dann wurde es dunkel um ihn.
Kapitel 13
Johnny Wareagle war nicht mehr in den Wäldern Nordkaliforniens gewesen, seit er hier vor zwei Dekaden Earvin Early und die beiden anderen Killer verfolgt hatte. Heute nacht wirkte dieser Wald bösartig und abweisend, wie eine wildwuchernde Barriere, die sich allen Versuchen, sie zu überwinden, entgegenstemmte. Johnny stand eine Weile da, den Rucksack zu seinen Füßen, und blickte den Wald an, als bitte er um Erlaubnis, in ihn eintreten zu dürfen. Die Dunkelheit der Nacht wurde nur durch das Mondlicht durchbrochen, das hin und wieder durch die dichte Wolkendecke fiel.
Johnny warf einen Blick auf die Uhr. Es war fast zweiundzwanzig Uhr, die gleiche Zeit, zu der er den Wald vor zwanzig Jahren an genau diesem Punkt betreten hatte. Die Baumstämme waren dicker geworden, das Unterholz dichter und unwegsamer, doch die Spuren würden noch dort sein. Auch wenn Johnny sie nicht mit den Augen sehen konnte, war er doch in der Lage, sie aufzuspüren und der Richtung zu folgen, die sie ihm wiesen.
Der Wald verschluckte ihn, umhüllte ihn mit seinen Ästen und griff mit den Ranken nach ihm. Wareagle öffnete sich. Ein Teil seines Bewußtseins sah das, was gerade vor ihm lag, doch ein anderer Teil rief ihm das ins Gedächtnis zurück, was vor zwei Jahrzehnten geschehen war. Bäume und Unterholz hatten die Spuren unter sich begraben, die Early und die anderen in ihrem Blutrausch hinterlassen hatten.
Doch nicht die Erinnerungen.
Die Geister halfen, sie zu neuem Leben zu erwecken, und mit jedem Schritt, den Johnny machte, strömten sie auf ihn ein. Für Wareagle war es so, als würde er in einen Spiegel hineingehen. Die Geräusche der Vergangenheit vermischten sich mit denen der Gegenwart. Jener Earvin Early, den er jetzt verfolgte, war hier in diesen Wäldern geboren worden. Die Zeichen der Geister setzten Johnny auf eine Fährte, die ihn unweigerlich zum Tag des Gerichts führen würde, auch wenn sich ihm die Gründe dafür erst auf seinem Weg dorthin enthüllen würden.
Die Zeit schien sich zu verzerren, wirkte manchmal wie eingefroren, nur um dann wieder dahinzujagen. Johnny vergaß alles um sich herum. Er trank kein Wasser, aber er verspürte auch keinen Durst.
Vor zwanzig Jahren war er ausgesandt worden, um drei Männer zu finden, drei Killer. Jene, die ihn gerufen hatten, zeigten ihm Fotos der letzten Opfer dieser Mörder. Damals war Johnny klargeworden, daß ihm keine Wahl blieb. Earvin Early und die anderen mußten aufgehalten werden, und nur er war dazu in der Lage.
In dieser Nacht, genau wie damals, in jener anderen Nacht, erreichte Wareagle den Lagerplatz, wo man die Leichen entdeckt hatte. Mittlerweile hatte der Wald diesen Ort zurückerobert, ihn verschluckt, ohne eine Spur zu hinterlassen. Die Picknicktische waren fortgeschafft worden, oder vielleicht hatte man sie auch sich selbst überlassen, damit sie verrotteten und eins mit dem Boden wurden. Die ganze Lichtung war so rasch und gründlich zugewachsen, als hätte man einen anderen Teil des Waldes hierhintransplantiert. Der Pfad zu dem nahe gelegenen Teich war verschwunden, genau wie der Teich selbst, der schon vor langer Zeit ausgetrocknet sein mußte. Jetzt war nur noch ein brauner Streifen zu sehen, dem die Vegetation Jahr um Jahr näher rückte.
Doch Johnnys Blick durchdrang die Dunkelheit, und er erblickte den Platz so, wie er ihn damals in jener Nacht gesehen hatte.
Die drei Killer waren kurz nach Einbruch der Dämmerung über die Familien hergefallen. Die Leichen der Kinder entdeckte man in der Nähe des Wassers. Die gräßlich verstümmelten Körper der beiden Väter lagen auf halbem Weg zwischen dem Camp und dem Teich, so als hätten sie ihren Kindern zu Hilfe eilen wollen.
Early und seine Spießgesellen hatten sich die Frauen und Mädchen bis zum Schluß aufgehoben. Und als sie mit ihnen fertig
Weitere Kostenlose Bücher