Verschwörung in Florenz
schluckte hörbar und begann am ganzen Leib zu beben.
»Und wie … was habt Ihr …«
»Du wirst in meine Dienste eintreten. Von dieser Stunde an wirst du für mich arbeiten.«
Anselmo starrte Cosimo einen Moment lang sprachlos an. Auf seinem Gesicht wechselten nun Überraschung, Erleichterung und Zweifel einander ab. Gewiss war er erfreut, so glimpflich davongekommen zu sein, doch gleichzeitig schien er sich zu fragen, ob er gerade mit dem Teufel um seine junge unsterbliche Seele feilschte.
»Wollt Ihr … Ich meine, Ihr wünscht, dass ich fortan den Narren für Euch …«
»Nein. Ich brauche gewiss keinen weiteren Narren in meiner Nähe. In Florenz gibt es davon ohnehin schon mehr, als ein vernünftiger Mann ertragen kann. Ich brauche einen zuverlässigen Diener an meiner Seite. Zum Lohn erhältst du abgesehen von meiner Gesellschaft Unterkunft, Verpflegung und angemessene Kleidung. Was sagst du dazu?«
Anselmo schwieg einen Augenblick und blinzelte ungläubig. Er schien immer noch nicht ganz sicher zu sein, ob er sich nicht doch verhört hatte.
»Herr, gewiss, es ist eine große Ehre für mich«, erklärte er schließlich, »aber ich kann weder eine vornehme Geburt noch jenes Maß an Erziehung vorweisen, das mich zu solch einem Dienst befähigen würde. Letztlich bin ich nur ein Dieb und weiß mich nicht in den Kreisen Eures Standes zu bewegen.«
Cosimo schüttelte den Kopf. »Glaubst du, ich bin mir darüber nicht im Klaren? Hältst du mich etwa für einen Tölpel? Ich brauche keinen Burschen aus gutem Hause, der zum Diener ausgebildet worden ist und weiß, wie das Tafelsilber zu putzen ist oder wann der Fisch serviert wird. Ich brauche einen hellen Kopf, jemanden mit einer scharfen, treffsicheren Zunge und geschickten Händen. Jemanden, der meine Anweisungen versteht, selbst wenn sie ungewöhnlich sein sollten. Nun?«
Anselmo dachte einen Moment nach, doch seine Augen funkelten.
»Habe ich denn eine Wahl, Herr? Ihr selbst habt Euch diese furchtbare, entsetzliche Strafe für mich erdacht, und ich habe nicht die Macht, Euch zu widersprechen.« Ein Grinsen breitete sich über sein Gesicht aus. »Mit Freuden werde ich in Eure Dienste treten, Herr. Und seid gewiss, dass ich Eure Nachsicht und Güte nie vergessen werde.«
Cosimo lächelte. Genau so hatte er es sich vorgestellt.
»Ich bin erfreut und begrüße dich als meinen persönlichen Diener«, sagte er und streckte dem jungen Mann seine Hand entgegen. »Du wirst rasch merken, dass nur wenig von dem der Wahrheit entspricht, was man sich über mich auf den Straßen erzählt. Und dass ich keinen großen Wert darauf lege, an diesen Gerüchten etwas zu ändern.«
Anselmo nickte. »Ich glaube zu verstehen, Herr.«
»Ich weiß. Du bist ein kluger Kopf. Deshalb habe ich dich auch ausgewählt. Nun lass uns eine Kutsche besteigen und zu mir nach Hause fahren. Und nachdem du gewaschen und eingekleidet bist und dein Haar gestutzt ist, habe ich den ersten Auftrag für dich.«
Giuliano half Anne die schmale Leiter zur Kutsche hinauf und stieg dann selbst hinein. Es war eine wesentlich vornehmere, komfortablere Kutsche als jene, in der sie in der Nacht ihrer Ankunft im Mittelalter kreuz und quer durch Florenz gefahren worden war. Weiche Polster aus einem festen dunkelroten Stoff lagen auf den Bänken, die Rückenlehnen waren ebenfalls mit Stoff bezogen, und obwohl sie und Giuliano einander gegenübersaßen, hatte jeder von ihnen ausreichend Möglichkeit, die Beine auszustrecken.
»Verzeiht, Signorina Anne, dass ich Euch im Moment keine angenehmere Reisemöglichkeit bieten kann, doch die große Kutsche ist zu ungelenk in den schmalen Straßen jenes Viertels, in das ich Euch heute bringen möchte. Und dem Einspänner, den ich für gewöhnlich für Fahrten durch die Stadt verwende, fehlt unglücklicherweise ein Rad. Der Wagner arbeitet daran, den Schaden zu beheben. Insofern …«, er verneigte sich entschuldigend, »… müssen wir mit dieser Droschke hier vorlieb nehmen.«
Anne nickte und zwang sich zu einem Lächeln. Giuliano schien ihr gegenüber immer noch ein schlechtes Gewissen zu haben. Er entschuldigte sich ständig, auch wegen Kleinigkeiten, die ihr selbst niemals aufgefallen wären, und war so ausgesucht höflich zu ihr, dass es ihr manchmal schon fast unangenehm wurde. Er war ein vollendeter Gentleman, einer von der Sorte, von der wohl jede Frau im Laufe ihres Lebens träumte. Und dann, sobald sie endlich und nach vielen Enttäuschungen solch einem
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