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Verschwörungsmelange

Verschwörungsmelange

Titel: Verschwörungsmelange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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wohl war ihm nicht
in seiner Haut. Es war so merkwürdig still, und der Gedanke, hier irgendwo
plötzlich auf Ehrentraut zu stoßen, kam ihm von Minute zu Minute absurder vor.
»Herr Ehrentraut, sind Sie da?«, rief er in die Dunkelheit, aber wie erwartet
erhielt er keine Antwort.
    Trotzdem ging er, angetrieben von seiner Neugierde, langsam
und bedächtig weiter. Der Lichtkegel der Taschenlampe suchte nach etwas
Unbestimmtem, Unerwartetem, nach etwas, das ihm die Gewissheit gab, nicht
umsonst hier herausgekommen zu sein.
    Dann war es doch der Fuß, der auf etwas stieß. Leopold hielt
kurz inne, ehe er hinunterleuchtete. Offenbar hatte Ehrentraut wirklich seinen
Lieblingsplatz aufgesucht. Jetzt aber lag er da, tot, die Augen weit
aufgerissen, um ihn eine Lache von Blut. Die einzige Fusion, die er in diesem
Zustand noch eingehen konnte, war die Verbindung mit der Ewigkeit.
    Leopold sah sich die ganze Situation kurz einmal an. Das Blut
kam von links hinten am Rücken. Dort befanden sich zwei Einstiche, und einer
davon hatte das Herz wohl ziemlich genau getroffen. Das Messer, mit dem diese
Tat begangen worden war, konnte er allerdings nicht ausfindig machen.
    Gern hätte er den Leichnam genauer untersucht, aber viel
konnte er nicht machen, ohne dessen Lage entscheidend zu verändern, und das
würde Schwierigkeiten mit sich bringen, vor allem mit dem unleidlichen
Inspektor Bollek, der meist als Erster am Tatort auftauchte, und auf den er gar
nicht gut zu sprechen war. Nein, nein, es war besser, sich vorderhand ein wenig
in Geduld zu üben und auf seine Chance zu warten. Sein Freund und ehemaliger
Schulkollege Oberinspektor Juricek, der Leiter der Mordkommission, würde seine
treuen Dienste sicher wieder in Anspruch nehmen.
    Also ging Leopold, die neue Situation überdenkend, zurück zur
Kantine. Gretl Posch musste einsehen, dass sie noch nicht nach Hause fahren
konnte.

     
    *

     
    »Was ist?«, begrüßte Gretl Posch Leopold, erwartungsvoll
und ungeduldig schnaufend.
    »Nix ist. Dableiben müssen wir.«
    »Hast du ihn denn nicht gefunden?«
    »Doch, aber in einem sehr schlechten Zustand. Genau genommen
in gar keinem Zustand mehr. Er ist tot«, sagte Leopold, als ob es die
natürlichste Sache der Welt wäre. Er war noch nie sehr gut darin gewesen,
jemand anderem eine tragische Nachricht schonungsvoll mitzuteilen.
    Gretl Posch griff sich auch gleich vor Schreck an den Hals.
»Um Gottes willen, wie ist denn das passiert?«, fragte sie schockiert.
    »Erstochen. Von hinten. Trotzdem hat er die Augen ganz weit
aufgerissen. Vielleicht hat er seinen Mörder gesehen, aber das nützt uns jetzt
auch nichts mehr«, erzählte Leopold trocken.
    Die Posch Gretl brach in Tränen aus. Offenbar hatte sie das
blanke Entsetzen gepackt. »Das … Das ist ja furchtbar«, stammelte sie.
    »Na ja, in erster Linie einmal unangenehm, weil wir die
Polizei rufen müssen und hier gleich eine Menge los sein wird«, führte Leopold
an.
    »Aber was weißt denn du«, platzte es aus Gretl heraus. »Jetzt
werden alle meinen Mann für den Mörder halten. Und das Schlimmste ist, ich bin
mir gar nicht sicher, ob er es nicht auch getan hat.«
    Jetzt begann die Sache für Leopold interessant zu werden.
»Warum denn?«, erkundigte er sich scheinheilig.
    »Er hat gestern Abend mit Ehrentraut eine Auseinandersetzung
gehabt. Es ist um die zweite Kantine gegangen, die jetzt provisorisch auf dem
Kickers-Platz eingerichtet und dann im neuen Stadion voll ausgebaut wird.
Ehrentraut hat uns versprochen, dass er sich diesbezüglich für uns einsetzen
wird, hier ist ja bald nichts mehr los. Gemacht hat er natürlich nichts, ganz
im Gegenteil: Still und heimlich hat er mit Joe Brown abgesegnet, dass diese
Kantine auch an den Moravec geht. Jetzt sitzt der Moravec überall und wir nirgends.
Wie der Bertl da draufgekommen ist, hat er eine Stinkwut bekommen.« Sie
schnäuzte sich in ein Taschentuch. »Ich weiß nicht, wie das weitergehen soll,
Leopold«, sagte sie dann. »Ein, zwei Jahre werden wir hier dahinvegetieren,
dann ist es ganz aus. Wir sind zu alt, um danach irgendwo anders Fuß zu fassen.
Dabei brauchen wir das Geld dringend, weil Bertls Mutter in einem Pflegeheim
liegt. Da hat der Bertl gesagt: ›Ich bring diesen arroganten Kerl mit meinen
eigenen Händen um.‹«
    »Das heißt noch lange nicht, dass er ihn wirklich töten
wollte«, versuchte Leopold, Gretl zu beruhigen. »Man sagt so etwas leider oft
in seiner

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