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Verschwörungsmelange

Verschwörungsmelange

Titel: Verschwörungsmelange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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keine Freunde.« Doch
niemand schien ihm zu trauen.
    Da nutzte Herr Heller die Gunst der Stunde. Er nahm sich ein
Herz, marschierte mutig nach hinten, stellte sich in den freien Raum zwischen
den Tischen und ergriff das Wort: »Herrschaften, lassen wir uns nicht von Kleinigkeiten
beirren. Es geht um die Zukunft unseres Vereins Eintracht Floridsdorf. Schon
der Name ›Eintracht‹ mahnt uns, dass wir einträchtig zusammenstehen müssen. Ich
höre immer wieder, wie schwer es sein wird, Herrn Sonnleitner auch nur für ein
Jahr zum Bleiben zu überreden. Aber wenn wir zusammenhalten und ein Team
bilden, das Konzepte entwirft, die gegenwärtige Situation analysiert und
evaluiert, wenn einige von uns sich bereit erklären, dieses eine Jahr den Weg
mitzugehen und Verantwortung zu übernehmen, dann wird, ja, darf Herr
Sonnleitner uns nicht so rasch im Stich lassen. Ich selbst erkläre mich bereit,
Teil dieses Teams zu sein. Und ich möchte nicht hinter den zahlreichen wackeren
neuen Sponsoren zurückstehen und mich mit einem Betrag von …«, jetzt geriet
Herr Heller leicht ins Schwitzen und blickte kurz nach vorne zu seiner Gattin,
die ihm aufmunternde Blicke zuwarf, »… von 25.000 Euro einbringen. Ich glaube,
es ist nur fair, wenn dann in Zukunft sämtliche Veranstaltungen des Klubs wie
Weihnachts- und Meisterschaftsfeiern und Ähnliches hier bei uns im Lokal
stattfinden werden.«
    Herr Heller schöpfte tief Luft und wischte sich dann den
Schweiß von der Stirn. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Orkanartiger Jubel brach
aus, Bravorufe dröhnten von überall her. Frau Heller weinte hinter der Theke
vor Rührung. Sogar Harry Leitner zerdrückte ein paar Tränen in seinen
Augenschlitzen. Nur Leopold ging die Gefühlsduselei auf die Nerven. Er schenkte
bei Leitner Weinbrand nach und genehmigte sich dann selbst einen größeren
Schluck. Den brauchte er auch, denn Frau Heller drehte noch einmal ›You’ll
never walk alone‹ auf höchste Lautstärke.
    Die ›Freunde der Eintracht‹ sangen aus vollen Kehlen mit,
applaudierten, skandierten ›Einträchtig – übermächtig‹ sowie ›Hört hört, schaut
schaut, wir brauchen keinen Ehrentraut‹. In der Folge wurde nicht viel
analysiert oder evaluiert, sondern gebechert, was das Zeug hielt, sodass
Leopold mit den Bestellungen kaum nachkam.
    Dann begann der Alkohol seinen Tribut zu fordern. Die Stimmung
bekam erneut einen Knick. Die gerade noch himmelhoch Jauchzenden wurden wieder
misstrauisch und unsicher. »So leicht werden sie es uns nicht machen«, hieß es,
und: »So ein Ami setzt sich letzten Endes doch durch.«
    »Glaubt ihr nicht, dass die schon alles bis ins Detail
geplant haben?«
    »Wenn wir am Sonntag die Kickers schlagen, können sie sich
ihre Pläne in die Haare schmieren.«
    »Das kannst du vergessen!«, rief Jörg Wotruba. »Heute ist
doch unser Freund Brown auf dem Platz. Ich wette, er hat da gleich eine Besprechung
mit unseren Eintracht-Spielern gemacht und ihnen gesagt, wie hoch sie verlieren
müssen. Dieses Schwein!«
    »Wir sitzen da, und drüben am Sportplatz machen sie sich
inzwischen in Ruhe alles aus«, hörte man.
    »Du warst doch schon dort, Harry«, rief einer zur Theke. »Ist
dir was Besonderes aufgefallen?«
    Harry Leitner dachte kurz nach, dann formulierte er mit
schwerer Zunge: »Ich halte ihn nicht aus, diesen Kanadier. Jeden hat er
angeredet, ob er nicht schnell Mitglied werden möchte. Und am Freitag gibt’s
ein Schautraining mit Freibier.«
    Jetzt gingen alle Stimmen durcheinander: »Diese elende Ratte.
Alle will er bestechen, alle.«
    »Wir müssen das verhindern.«
    »Wie willst du das machen?«
    »Ganz einfach, wir gehen auf den Platz und überzeugen uns
selbst davon, wie die Dinge stehen.«
    »Jawohl, gehen wir.«
    »Die sollen uns kennenlernen.«
    Und so entschloss man sich rasch, dem Eintracht-Platz einen
Besuch abzustatten. Die Gläser wurden hastig ausgetrunken, einige halbvoll
stehen gelassen. »Zahlen, Leopold«, kam es beinahe gleichzeitig aus allen
Mündern. Schließlich verließen die ›Freunde der Eintracht‹ das Café Heller
grimmig und aufgebracht und verschwanden singend, skandierend und schreiend in
die Nacht hinaus. Etwas hintennach, aber dennoch in ihrem Schlepptau, hinkte
Harry Leitner. Man konnte jetzt gut sehen, dass das eine Bein kürzer war als
das andere.

     
    *

     
    Nur der Rauch, die Zigarettenstummel auf dem
Fußboden und die Flecken auf den eilig über die

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