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Verschwörungsmelange

Verschwörungsmelange

Titel: Verschwörungsmelange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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Funktionäre gestoßen, die diese Verbindung jetzt möglichst schnell absegnen
wollen. Stier trifft sozusagen auf rotes Tuch. Du kannst dir denken, dass sich
da einiges abgespielt hat, Beschimpfungen, Platzverweise und so, vielleicht
auch kleinere Handgreiflichkeiten. Alle waren ziemlich geladen, und Ehrentraut
war mittendrin. Genaueres wirst du von Gretl Posch erfahren.«
    »Und du glaubst, Ehrentrauts Tod hat mit diesen Aggressionen
zu tun?«
    »Ich glaube gar nichts«, wehrte Leopold ab.
    »Schön. Wir werden uns auf jeden Fall von dieser Frau die
Namen aller Beteiligten geben lassen, an die sie sich erinnern kann«, wies
Juricek an.
    »Soll ich das erledigen?«, meldete sich Bollek zu Wort, der
eine Gelegenheit suchte, sich bei seinem Chef wieder beliebt zu machen. »Drüben
in der Kantine ist auch noch ein Aktenkoffer, den Ehrentraut dort vor seinem
Tod deponiert hat. Den müsste man sich ebenfalls genauer ansehen. Er ist mit
einem Zahlenschloss versperrt, soviel ich gesehen habe.«
    »Nein, ich werde mich gleich selbst darum kümmern«, beschloss
Juricek. Dann nahm er Leopold auf die Seite und begann mit ihm ein
vertrauliches Gespräch. »Na, bist du etwa angefressen?«, fragte er.
    »Wie man ’ s nimmt. Vertrauen zu mir
hat ja keiner mehr von euch.«
    »Wer sagt denn das? Du kennst unseren Bollek und
weißt, dass er gern übers Ziel hinausschießt. Und mir hast du ’ s
ja auch nicht immer gerade leicht gemacht. Also zieh nicht gleich ein Schnoferl [12] ,
wenn man dir einmal etwas sagt, wir zweifeln ja nicht an deiner Spürnase,
sondern nur manchmal an deiner Loyalität uns gegenüber. Nicht zu Unrecht, wie
ich meine, nicht zu Unrecht. Trotzdem, wenn es dir gelingt, deine
Eigenmächtigkeiten im Zaum zu halten«, dabei machte er eine leichte drohende
Bewegung mit seinem rechten Zeigefinger in Leopolds Richtung, »könntest du mir
zusammen mit deinem Freund Thomas Korber in diesem Fall natürlich sehr
behilflich sein.«
    »Wir könnten uns ein wenig
auf dem Platz umhören«, bot Leopold sich an, und seine Augen begannen zu
funkeln.
    »Genau. Der allgemeine Tratsch könnte wichtig
sein, die Dinge, die man uns von der Polizei nicht auf die Nase bindet.
Gerüchte, die vielen kleinen Animositäten und Eifersüchteleien, die es aufgrund
der bevorstehenden Fusion jetzt gibt. Vielleicht ist da irgendwo etwas dran,
dem man nachgehen kann. Ehrentraut scheint ja in letzter Zeit nicht gerade
beliebt gewesen zu sein. Aber du weißt …« Erneut ging Juriceks Finger kurz
nach oben. Ob er hoffte, Leopold damit für längere Zeit in seiner
Unternehmungslust einbremsen zu können?
    Beide gingen schweigend ein paar Schritte vom Tatort weg in
die Nacht. »Wie geht es dir eigentlich sonst?«, erkundigte sich Juricek dann.
    »Danke der Nachfrage, eigentlich ganz gut. Warum?« Leopold
konnte sich nicht erinnern, dass sein Freund einmal ernsthaft nach seinem
Befinden gefragt hätte.
    »Fühlst du dich nicht auch manchmal müde und abgespannt? Gibt
es nicht Tage, an denen du am liebsten im Bett geblieben wärst? Ich frage dich,
weil wir dieselbe Schulbank gedrückt haben, Leopold, weil wir derselbe Jahrgang
sind. Manchmal meine ich, ich spüre schubweise das Alter an mich herankommen.
Draußen ist der strahlendste Tag, aber ich hänge nur schlapp im Büro herum.
Meine Frau kocht etwas Gutes, aber ich habe keinen Appetit. Ich wollte nur
wissen, ob dich zeitweise auch schon solche Wehwehchen plagen.«
    »Einstweilen
geht’s mir prächtig«, meinte Leopold, dem der grausige Fund offenbar neue
Kräfte verliehen hatte. Er beschloss, seine üble Laune vom Vortag endgültig zu
vergessen.
    »Vielleicht ist es dein Beruf, der dich auf Trab hält«, sagte
Juricek nachdenklich. »Du hast viel mit Menschen zu tun, die leben, mit denen
man sich unterhalten und etwas trinken kann. Bei mir ist das genaue Gegenteil
der Fall. Wenn man mich ruft, ist wieder irgendwo ein Mord geschehen. Ich sehe
Blut, eingeschlagene Schädel und starre, weit aufgerissene Augen. Ich sehe
Menschen, die tot sind. Immer öfter begegnen sie mir jetzt auch im Traum, die
Leichen meines Lebens. Dann schlafe ich schlecht, nehme meine üble Laune mit in
den nächsten Tag und grüble vor mich hin. Manchmal glaube ich, es ist Zeit,
Schluss zu machen, aber irgendwie geht es doch weiter.«
    ›Gegen den alten Richard bin ich ja wirklich gut beisammen‹,
dachte Leopold und empfand beinahe so etwas wie Mitleid. Dass jemanden der

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