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Verschwörungsmelange

Verschwörungsmelange

Titel: Verschwörungsmelange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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hier in sogenannten ›Geheimversammlungen‹ gegen mich aufgehetzt werden,
sodass sie dann den Fußballplatz stürmen und zu randalieren beginnen. Wenn
jemand glaubt, er kann in einer gewissen Sache Geld gegen mich
ausstreuen – einen lächerlichen Betrag übrigens – dann schaun mer mal, wer
mehr hat. Leute, wenn ihr mir ein Ei legen wollt, müsst ihr schon früher
aufstehen. Und meinen Freund und besten Mitarbeiter Ehrentraut umzubringen …«
Brown staubte noch einmal kurz und nervös die Asche seiner Zigarre ab.
    »Ja?«, meinte Leopold.
    »Er wurde erstochen, nachdem es den ganzen Trouble gegeben
hatte, wie Sie wissen, Sie haben ihn ja gefunden, nicht wahr? Scheint alles
hier vom Kaffeehaus ausgegangen zu sein.«
    »So eine Unterstellung müssen Sie uns erst einmal beweisen.«
    Brown steigerte sich immer mehr in sein wildes, fantastisches
Gebrabbel hinein: »Ach was, beweisen. Ich habe genug, Mann. Musste schon um 8
Uhr früh zwei Policemen Rede und Antwort stehen. Es scheint so, als hätte man
es darauf angelegt, mir die nächste Zeit komplett zu versauen. Aber nicht mit
mir. Ich werde gegen alle vorgehen, die an Ehrentrauts Tod beteiligt waren. Und
ich werde nicht zulassen, dass Lokalitäten wie diese, in deren Hinterzimmern
kaltblütige Mordpläne ausgeheckt werden, weiterhin ungestraft ihr Unwesen
treiben können, you understand? Ich werde jeden zur Verantwortung ziehen,
vielleicht auch Sie!« Dabei verteilte er weiterhin die Asche seiner Zigarre
wahllos in seiner näheren Umgebung.
    Jetzt wurde es Leopold aber zu bunt. »Ich an Ihrer Stelle
würde mich ein wenig zurückhalten«, ging er zum Angriff über. »Sie sind ja
recht flott darin, die Schuld an allen möglichen Sachen auf andere, vorwiegend
Gäste unseres ehrenwerten Kaffeehauses, zu schieben. Könnte man da nicht annehmen,
dass es sich um ein geschicktes Ablenkungsmanöver handelt? Wer weiß schon, was
es in den letzten Tagen für Reibereien zwischen Ihnen und Ehrentraut gegeben
hat, kleine Machtspiele, wer mehr von seinen Freunden in entscheidenden
Positionen beim neuen Verein unterbringt. Dass Ihnen jemand widerspricht oder
Sie vor vollendete Tatsachen stellt, das wollen Sie ja überhaupt nicht. Also
waren es vielleicht doch Sie, der das Messer gezückt hat? Weil Ehrentraut
irgendeinen Trumpf im Ärmel hatte und Sie damit zur Weißglut brachte?«
    »Jetzt werden Sie bloß nicht unverschämt«, fauchte Brown mit
bösem Blick. Einen Moment lang schien es, als wolle er jetzt so richtig
loslegen, sein ganzes Aggressionspotenzial zeigen, aber er hatte sich sofort
wieder in seiner Gewalt. »Sie glauben wohl, ich rege mich auf?«, fragte er, und
ein kurzes, schmutziges Grinsen huschte dabei über sein Gesicht. »Nein, nein,
das ist die Sache nicht wert. Über dem großen Teich sind wir anderes gewohnt.
Und wir haben ein Motto: Immer schön cool bleiben.« Dabei blies er Leopold den
Rauch seiner Zigarre ins Gesicht und schmetterte erneut sein künstliches Lachen
los, dass es den armen Herrn Klampfer auf seinem Sitz hin- und herfetzte. Er
knallte einen Zehneuroschein auf die Theke. »Sagen Sie Ihrem Chef nur, dass ich
mich demnächst bei ihm melden werde. Er soll sich die Sache überlegen. Man
könnte aus dieser Hütte etwas machen. Aber wenn er sie nicht hergeben will,
wird sie bald leerstehen, I give you my word. Und vorher kommen einige
unangenehme Leute und sehen sich die Buchhaltung genau an, die
Hygienebedingungen und so weiter. Na, ich denke, Sie wissen, was ich meine.«
Dann donnerte er aus dem Lokal hinaus.
    Leopold bemühte sich, seinerseits die Fassung zu bewahren.
Das war er also, der ungehobelte Kanadier, der offenbar schon glaubte, der
halbe Bezirk gehöre ihm. Leopold traute ihm zu, in die ganze Sache um
Ehrentrauts Tod verwickelt zu sein, wenngleich er sich noch nicht vorstellen
konnte, welchen Nutzen er aus dem Ableben seines ehemaligen zukünftigen
Managers ziehen konnte. Aber wenn es da etwas herauszufinden gab, würde Leopold
es in Erfahrung bringen.
    Sollte er Herrn oder Frau Heller etwas über Browns
Absichten beziehungsweise seine Drohungen, das Kaffeehaus zu Schaden kommen zu
lassen, mitteilen? Leopold beschloss, dies vorderhand nicht zu tun. Man musste
abwarten, was Brown wirklich im Schilde führte. Und man musste sehen, wie man
von irgendwoher Informationen über diese dubiose Gestalt einholen konnte.
    Leopold wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von
der Stirn.

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