Verschwunden in den Flammen (German Edition)
bekam tonnenweise Arztrechnungen, und Nora musste sich einen Job suchen, um das Geld aufzubringen.«
»Sie war nicht mehr bei ihren Freunden in der Schule. Das muss bitter gewesen sein. War sie einsam?«
»Sam und ihr Bruder rückten in dieser Zeit enger zusammen. Sie waren oft allein zu Hause. Ihr Bruder wollte immer ein Feuerwehrmann werden, wie sein Vater. Sie verbrachte Zeit mit ihm und seinen Freunden.«
»Wann entschied sie, dass sie zur Feuerwehr gehen wollte?«
»Als der Highschool-Abschluss näher rückte und sie sich Gedanken über die Wahl eines Colleges machen musste, entschied Sam, den Fußstapfen ihres Bruders zu folgen und zur Feuerwehrschule zu gehen. Ihre Mutter war am Boden zerstört. Sie wollte, dass Sam aufs College ging und einen Abschluss in Wirtschaftslehre machte.«
»Ich habe ein Foto von Sam, das Nora mir gegeben hat. Sie ist noch immer schön. Man kann die Narben in ihrem Gesicht kaum sehen.«
Tammie pflichtete ihr bei. »Sie sieht toll aus. Sie selbst findet das aber nicht.«
»Und dann ging sie also auf die Feuerwehrschule in Ocala.« Rachel wollte die Geschichte vorantreiben. Sie hörte, wie Tammies Baby im Haus wieder anfing zu weinen. Sie konnte sich vorstellen, dass es nicht lange dauern würde, bis Tammies Mann wieder nach ihr brüllen und verlangen würde, dass sie zurück ins Haus käme.
»Ja. Sie machte ihren Abschluss mit Auszeichnung und bekam den Job auf der Feuerwache wenige Monate später.«
»Was passierte mit ihrem Bruder?«
»Breck lernte ein Mädchen kennen, heiratete und zog nach Miami. Er war bei der Feuerwehr von Miami angestellt, als er umkam. Er war bei einem Einsatz und stand auf dem Dach, als das Haus einstürzte.«
»Das ist furchtbar. Und dann verlor sie auch noch ihren Vater?«
»Ja, er starb aufgrund eines Herzinfarktes ungefähr ein Jahr nach Brecks Tod.«
»Ich kann verstehen, warum Nora emotional so durcheinander ist.« Geistesabwesend kaute Rachel an ihrem Daumennagel. »Wie haben sich Sam und Ken kennengelernt?«
»Sam traf Ken kurz nachdem sie der hiesigen Feuerwehr beigetreten war. Sie waren etwa sechs Monate zusammen, als Sam schwanger wurde. Sie heirateten und lebten auf dem Grundstück von Sams Eltern in Noras Wohnwagen, während sie ein Haus bauten. Als das Haus fertig war, war Sam zum zweiten Mal schwanger. Ihr zweites Mädchen kam einundzwanzig Monate später auf die Welt. Ken arbeitete sich bei der Polizei nach oben, und Sam jonglierte die Mädchen und ihren Job bei der Feuerwehr. Alles schien gut zu laufen …«
»… Bis Ken verhaftet wird und Sam erneut ins Chaos stürzt«, beendete Rachel Tammies unausgesprochenen Gedanken.
»Genau. Jetzt, wo Samantha vermisst wird und Ken im Knast ist, klammert sich Nora an die Mädchen. Sie fühlt sich, als läge ein Fluch auf ihrer Familie, und Sams kleine Töchter sind alles, was ihr geblieben ist. Es wäre ein Geschenk des Himmels für Nora, wenn Sam lebend und wohlauf gefunden würde. Sie hat schon so viel verloren.« Tammie schüttelte ihren Kopf.
»Wusste Sam von Kens Marihuana-Operation?«
Tammie schien die Frage nicht wirklich zu gefallen.
»Tammie, Sie hintergehen Sams Vertrauen nicht. Diese Unterhaltung bleibt unter uns. Ich muss alles über Sam wissen, wenn ich sie finden soll.«
Tammie atmete hörbar ein. »Die Polizei hat mich verhört. Ich will keine Scherereien.«
»Ich verspreche, dass alles, was Sie sagen, unter uns bleibt«, wiederholte Rachel.
»Sie wusste Bescheid, aber sie hatte nichts damit zu tun, soweit ich weiß. Sie ignorierte es irgendwie.«
»Wann hatte sie es herausgefunden?«
»Ken hielt es zunächst vor ihr geheim. Er erzählte Sam, dass er an einem Projekt für die Behörde arbeite. Sie ging nie zur Scheune. Sie nannte es seine Männerhöhle. Aber er verbrachte immer mehr Zeit dort, und eines Tages war die Neugier stärker. Als Ken bei der Arbeit war, ging sie dorthin und stellte fest, dass die Tür zugesperrt war. Das kam ihr merkwürdig vor. Er hatte nie die Scheunentürabgeschlossen. Als er nach Hause kam, stellte sie ihn zur Rede, und er erfand irgendeine Geschichte, dass er teures Werkzeug für das Projekt gekauft habe und die Scheune deshalb abschloss.«
»Gab sie sich mit dieser Erklärung zufrieden?«
»Zuerst ja. Dann fing Ken an, allerhand Zeug zu kaufen. Und er fing an, sie teuer zum Abendessen auszuführen, und kaufte andauernd Spielzeug für die Mädchen. Sam war in erster Linie für das Bezahlen der Rechnungen zuständig, und sie
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