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Verschwundene Schätze: Roman (German Edition)

Verschwundene Schätze: Roman (German Edition)

Titel: Verschwundene Schätze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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bestausgesuchten Worte sprudelten nur so aus seinem Mund. Als die anderen Bergler sich am Bach versammelten, ließen auch sie einige wohlformulierte Verwünschungen hören, mochte doch ihr Brotherr sehen, wie eifrig sie bei der Sache waren. Dem Ioan Omolui vermochte indes keiner das Wasser zu reichen. Nichts zu machen. Der Überfall war misslungen.
    András Mézes Zutor bot sich an, auf den Grat zu steigen und Jagd auf die Hirten zu machen, welche die Hornsignale gegeben hatten. Aber es wäre ein vergebliches Unterfangen gewesen. Jene hatten mittlerweile längst das Weite gesucht. Unter solchen Umständen machte sich Winkler auf den Weg zurück nach Béles, während sich Bálint auf einem leichteren Pfad zum Fuß des Ponor begab, wohin ihm Zutor und Ioan sein Pferd hinunterbringen würden.

    Es wurde Mittag, als er beim Szamos anlangte. Er setzte hinüber, um nach dem erfolglosen Unternehmen zur eigenen Schande nicht durch das Dorf reiten zu müssen. Einen Pfad gab es auch auf der anderen Seite, er verlief durch den Wald zur Sägemühle von Tószerát, wo sich der Weg gabelte; einer führte ins Tal, der andere über den Berg. Als er aber bei der kleinen Mühle ankam, stieß er auf einen Mann hoch zu Ross, der ihn und seine Begleiter erwartete. Es war Gaszton Simó, der protzig herrschsüchtige Kreisnotar. Er musste Bálints Route irgendwie ausspioniert haben und sprengte ihm nun mit seinem schönen Schimmel entgegen.
    »Woher des Wegs, mein lieber Graf?«, fragte er arglistig, denn Schadenfreude glänzte in seinen winzigen Schuhknopf-Augen; er wusste bestens, was mit welchem Ausgang Abády unternommen hatte. Höhnisch fuhr er fort: »Schon wieder arbeiten Sie eifrig für das Wohl dieses elenden Volks? Ich bewundere sehr Ihr gütiges und mitleidsvolles Herz.«
    »Warum tun Sie, Herr Notar, als wüssten Sie nicht alles?«, entgegnete Abády barsch, da es ihn aufs Äußerste ärgerte, dass der andere sich unterstand, ihn zu verspotten. Simó geriet nicht in Verlegenheit, er lachte leichthin.
    »Jetzt können Sie sehen, Herr Abgeordneter, wie gemein und diebisch dieses Volk ist, für das Sie bisher eingetreten sind.«
    »Und das werde ich auch weiterhin tun. Ich will Gerechtigkeit. So wenig ich will, dass man die Leute ausbeutet, so wenig dulde ich, dass sie Schaden anrichten. Im Übrigen ist es verständlich, dass sie sich nicht von heute auf morgen an Ordnung gewöhnen, wo es doch hier im Gebirgsgut während vieler Jahre nichts anderes gab als freie Raubwirtschaft.«
    Der Kreisnotar räusperte sich kurz. Er verstand sehr wohl, dass der Satz ihm gegolten hatte, er ließ aber nichts erkennen. Im Gegenteil, nun suchte er demonstrativ seine Dienstfertigkeit zu bezeigen.
    »Vertrauen Sie diese Angelegenheit mir an, mein lieber Graf, ich gebe den Gutsförstern einige Gendarmen mit. Sie durchkämmen nachts jeden Grat und nehmen die Wachen fest, die mit den Hörnern Zeichen geben. Ihr Forstingenieur, Herr Graf, könnte dann mithilfe des Forstpersonals die auf verbotenem Land angetroffene Viehherde zusammentreiben. Bitte, verfügen Sie über mich.«
    »Ich werde es mir durch den Kopf gehen lassen.«
    Bálint beschränkte sich auf diese Antwort, denn der Plan schien zwar logisch, aber er nahm Gaszton Simós Hilfe ungern in Anspruch. Es wäre unangenehm, wegen einer beliebigen Gefälligkeit in seiner Schuld zu stehen; er hielt ihn für einen äußerst verdächtigen Mann.
    »Ganz nach Ihrer Verfügung«, wiederholte Simó und zündete sich eine Zigarre an.
    Abády lüftete den Hut, als sie bei der Weggabelung ankamen.
    »Auf Wiedersehen, Herr Kreisnotar!« Und er nahm den Bergpfad.
    »Ich habe den gleichen Weg«, sagte aber Simó, »ich bin in offiziellem Auftrag unterwegs nach Retyicel.«
    »Haben Sie also den Umweg meinetwegen gemacht?«, fragte Bálint. »Das ist doch für Sie über den Gyalu Boti viel näher.«
    Der Kreisnotar lachte leise.
    »Vielleicht auch deshalb!« Mehr jedoch fügte er nicht hinzu.
    Eine gute Weile ritten sie wortlos nebeneinander.
    »Was gibt es Neues in der Politik?«, fragte der Notar später. »Mein Onkel, der Kammerherr, ist eben von Pest zurückgekehrt und erzählt, dass die Verfassungs- und die Unabhängigkeitspartei fusionieren wollen. Er meint, Kossuth habe das Großkreuz des Leopoldordens deshalb erhalten. Wäre also die Sache wohl schon unter Dach?«
    »Kossuth hat die Auszeichnung wegen der Handelsverträge bekommen«, erwiderte Abády trocken.
    »So, so«, überlegte Simó, und dann lachte

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