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Verschwundene Schätze: Roman (German Edition)

Verschwundene Schätze: Roman (German Edition)

Titel: Verschwundene Schätze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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ihrem Lager, vereinigte er sich mit dem unteren Weg.

    Nach dem Nachtessen bestellte er András Mézes Zutor zu seinem Zelt. Er teilte ihm mit, dass er ihr Gespräch auf der kleinen Waldlichtung zufällig mitgehört hatte. Er fragte ihn, worum und um was für einen Hintergrund es sich dabei handle. Der Vizeförster hegte nun schon Vertrauen zu Bálint, anders als früher, als man ihm in der Angelegenheit des später nachts erschlagenen Wucherers Rus Pantelimon selbst mit dem besten Willen kaum etwas hatte entlocken können. Er berichtete, dass die Wuchergeschäfte im Gebirge nicht aufgehört hätten. Nun gebe es nicht nur einen Wucherer, sondern deren zwei, den einen in Mereggyó, den anderen in Rogosel. Sie arbeiteten nach dem gleichen Muster wie Rus. Das Geld werde auch ihnen von Timbuş, dem Popen von Gyurkuca und Beauftragten der Bank Unita, vermittelt. Simó seinerseits setze die Verträge auf, in denen angeblich oftmals etwas anderes stehe als das, was dem schreibunkundigen Schuldner bekannt sei. Simó ergreife auch bei allen weiteren Prozeduren stets die Partei der Gläubiger.
    »Solche Dinge«, warf Abády ein, »lassen sich schwer beweisen. Die Leute wagen nicht, als Zeugen gegen ihren Priester auszusagen. Das haben wir vor zwei Jahren gesehen. Aber gibt es nicht Fälle von Missbrauch, die der Notar selber begangen hat, Vergehen im Amt?«
    »Auch davon haben wir eine Menge, bitte sehr«, antwortete Mézes. »Es gibt keine Angelegenheit, von der er nicht Gewinn zöge. Darum hat er vielleicht nicht einmal seinem guten Freund, dem Oberstuhlrichter, gemeldet, dass man auf ihn geschossen hat. Es sollten ja keine Untersuchungsbeamte herkommen und etwas über ihn vernehmen.«
    Bálint versank in Gedanken. Sein starker Helferinstinkt erwachte von neuem. Etwas musste getan werden, um das Volk vom Notar, diesem Schinder, zu befreien. Jetzt allerdings wollte er die Angelegenheit klüger in Angriff nehmen und nicht so ungeschickt wie zwei Jahre zuvor, als er in der Sache der Leute von Pejkója gegen Rus und Timbuş vorgegangen war. Die Bergbauern hatten sich um Beistand an ihn gewandt, waren aber nach Drohungen des Popen gleich zurückgewichen.
    »Schauen Sie, Zutor«, sagte er schließlich, »könnten Sie hiefür Angaben beibringen? Natürlich ohne Aufsehen zu erregen, damit es sich nicht herumspricht.«
    »Ich will es versuchen«, antwortete Mézes selbstbewusst.
    »Sagen Sie hierüber weder dem Herrn Forstingenieur etwas noch sonst jemandem.«
    In den Augen des Vizeförsters blinkte es. »Ich verstehe, bitte sehr. Niemand wird etwas erfahren.«
    »Fertigen Sie Notizen an. Und wenn ich wieder zu Besuch heraufkomme, gehen wir sie durch, und ich werde sehen, was sich brauchen lässt.«
    »Ja, gut, bitte sehr.«
    Bálint erhob sich. Bandi Mézes tat dasselbe und schlug die Hacken zusammen, doch Abády hielt ihn noch zurück: »Und noch etwas. Der Kreisnotar hat mir heute Nachmittag empfohlen, seine Hilfe in Anspruch zu nehmen. Er will mir Gendarmen mitgeben, die nachts auf jeden Berggrat der Intreapa vorausgehen und die Hörner beschlagnahmen würden, mit denen man der Viehherde Signale gibt. Ein ziemlich guter Gedanke. Es könnte sein, dass ich den Herrn Forstingenieur Winkler anweise, den Vorschlag anzunehmen. Das ändert aber nichts an dem, was ich Ihnen soeben gesagt habe.«
    »Ich verstehe, bitte sehr.«
    Bandi Mézes grüßte und machte sich auf den Weg, zurück zum oberen Lager. Seine Gestalt zeichnete sich klar im hellen Mondschein ab. Sein breit ausladender Oberkörper war rund wie ein Ball, mit seinen eher kurzen Beinen schritt er forsch dahin. Er war einst Husaren-Unteroffizier gewesen, Konstabler, daher sein soldatischer Gang.

    Abády empfing von Forstingenieur Winkler den Rapport über die Sachlage zwei Wochen später in Dénestornya:
    »Gemäß der Abmachung mit dem Herrn Kreisnotar hat dieser die Gendarmen am letzten Donnerstag ausgeschickt; zwei sollten sich über den Ponor zum südlichen und zwei aus dem Vale Bouluj zum nördlichen Grat begeben. Ich selber ging nachts von Béles los, und am Freitag bei Tagesanbruch sperrte ich mit sechzehn Männern unten den Zugang zur Intreapa. Nachdem der Nebel sich verzogen hatte, durchsuchte ich mit dem Feldstecher den Kahlschlag. Zu meiner Überraschung gab es darauf kein einziges Tier. Trotzdem führten wir im Tal das Treiben bis zum obersten Punkt durch, da ich hoffte, die Dorfherde habe sich vielleicht doch in irgendeinen Winkel verzogen, wo der jüngere

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