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Verschwundene Schätze: Roman (German Edition)

Verschwundene Schätze: Roman (German Edition)

Titel: Verschwundene Schätze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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Frau Lázár nicht mehr wortlos hinnehmen. Sie führte mit ihm eine Aussprache, behandelte ihn sehr lieb, gütig, rührend. Der junge Mann schämte sich, bat um Verzeihung und gelobte, so etwas nie mehr zu tun. Etwa zehn Tage lang benahm er sich in der Tat ordentlich. Dann aber geschah wieder dasselbe: Er fuhr mit irgendeinem stumpfsinnigen Vorwand nach Kozárd und verlängerte die Reise nach Klausenburg. Diesmal blieb er vier Tage weg. Nach seiner Rückkehr durchsuchte die Frau heimlich sein Gepäck; es enthielt keine Getränke. Woher also kam sein reumütiger Blick? Hatte er etwa während des Ausflugs viel getrunken? Das war wohl nicht die Erklärung, denn bei seinen Reisen gehörte dies in letzter Zeit schon zur Regel, ohne dass er deswegen eine um Verzeihung flehende, demütige Miene aufgesetzt hätte. Oder war die Ursache sein gebrochenes Versprechen? Machte ihm das so zu schaffen? Wie rührend, dachte Frau Lázár, dass ihn das Gewissen dermaßen belastet. Eine große Wärme fühlte sie in ihrem Frauenherzen, und zum Trost, vielleicht aber auch um zu zeigen, dass sie verzieh, lehnte sie sich nach dem Mittagessen, als sie allein geblieben waren, eng an ihn und bot ihm die Lippen zum Kuss des Friedensschlusses.
    Die Arme des Mannes schienen zu zögern, bevor er sie umarmte. Seine Lippen streiften einzig ihre Wangen. Dies dauerte nur Augenblicke, denn nun trat die Frau einen Schritt zurück. Erstaunt, mit weit geöffneten Augen blickte sie dem Mann ins Gesicht. Ein merkwürdiger Geruch war ihr in die Nase gestiegen, der Duft eines minderwertigen, beinahe stinkenden Parfüms, den Lászlós zerknitterter Kragen, sein Anzug und sein Haar verbreiteten. Die schöne und gute Frau Lázár brauchte einige Sekunden, um die schlimme Herkunft dieses Gestanks zu begreifen. Einige Sekunden, während welcher sie in die Augen des Verräters blickte, der den Kopf hängen ließ, beschämt zusammensackte und langsam aus dem Zimmer schlich.
    Frau Lázár weinte viel an diesem Nachmittag, mehr als während der letzten vier Tage, obwohl auch in dieser Zeit schon Tränen ihre Augen verschleiert hatten. Am Abend verzieh sie trotzdem wieder. Denn sie liebte ihn sehr.
    Qualvolle Wochen folgten. Jedes Mal, wenn die Frau László in die Stadt schickte, fraß der Gedanke an ihr, dass er sich dort betrinken und sie mit irgendeiner gemeinen Dirne wieder betrügen würde. Sie sandte ihn trotzdem oft hin. Denn dies war der Preis ihrer Versöhnung. Hätte sie es nicht getan, so hätte es als ein Zeichen der Entzweiung und der Strafe gefährlich werden können. Dies hatte sie bereits einmal erfahren, als sie in Lászlós Gegenwart verfügte, dass der Arbeitsaufseher allein zum Wochenmarkt fahren solle. Gyerőffys Gesichtszüge gefroren steinhart, den ganzen Tag über sprach er kein Wort und ging im Haus mit so böser Miene herum, dass Frau Sára von Furcht gepackt wurde. Sie meinte, er werde sie verlassen. Einen Versuch dieser Art machte sie nie mehr. Eher durch alle Höllen der Besorgnis gehen als ihn verlieren. Nur das nicht! Das durfte nicht geschehen!
    Nun gewährte sie ihm auch schon mehr an Getränken. Mochte er lieber bei ihr trinken, wenn er den Alkohol schon dermaßen brauchte. Sie übersah, wenn er benebelt war, und verheimlichte seinen Zustand vor den Bediensteten. Doch auch dies zeitigte manchmal schlimme Folgen. Hatte László zu viel getrunken, dann kam bei ihm jener merkwürdige Dünkel zum Vorschein, über den seine Freunde einst so viel gelacht hatten. Er wurde ohne Grund grob und anmaßend, wiewohl dies nicht lange dauerte. Er pflegte jäh klein beizugeben und mit vielen demütigen Worten weinend um Verzeihung zu bitten. Nach solchen Szenen liebten sie sich wild, als wollten sie tilgen, was zwischen ihnen geschehen war. Vom Sturm bedrohte Tage vergingen auf diese Weise und stürmische Nächte.
    Gyerőffy weilte gegen Ende März wieder in Klausenburg. Frau Lázár hatte ihn mit dem Auftrag geschickt, von einem Metzger das Geld für die Mastschweine zu übernehmen, die sie diesem verkauft hatte. Es ging um eine ziemlich hohe Summe, um sechzehntausend Kronen. Er kehrte wieder einmal nicht zurück, weder am nächsten noch am übernächsten Tag. Frau Lázár war sehr besorgt. Ihr ging auch – allerdings nur als flüchtiger Gedanke – durch den Kopf, dass László das Geld womöglich ausgegeben oder verloren habe. Neben ihrer Eifersucht wog aber diese Annahme nicht schwer. Nachdem er am vierten Tag bis zur Mittagszeit noch immer

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