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Verschwundene Schätze: Roman (German Edition)

Verschwundene Schätze: Roman (German Edition)

Titel: Verschwundene Schätze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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erklärte, dass es nicht anging, sie in ewiger Sklaverei zu halten. Und der mutig genug sein würde, Pali Uzdy entgegenzutreten, für ihr Recht auf das eigene Kind einzustehen. Und der auch die Klugheit besaß, notfalls Bálint zu beschützen.
    Adrienne überlegte das alles hin und her, bevor sie zu dieser Reise aufbrach. Sie hatte bisher zugewartet, zuwarten dürfen. Jetzt indessen war ein Brief der Schwiegermutter eingetroffen: Sie werde Ende Mai mit der Enkelin heimkehren. Wäre ihre kleine Tochter erst einmal zu Hause, könnte sie die Scheidung einleiten, denn bisher hatte sie einzig die Abwesenheit der kleinen Klémi zurückgehalten.
    Sie begab sich also unter dem üblichen Vorwand nach Mezővarjas zu ihrem Vater, ließ am frühen Morgen die vier Pferde anspannen und fuhr hierher. Sie brauchte niemanden einzuweihen, denn seit dem Tod der Mutter hatte in Varjas sie das Sagen.
    Es war ein ziemlich weiter Weg. Von zu Hause bis nach Régen, wo sie das Mittagessen einnahm, waren es etwa fünfzig Kilometer, und von dort bis Borbáthjó nahezu dreißig. Die tüchtigen Falben von der Siebenbürger Heide waren aber solch lange Reisen gewohnt. Bei der Ankunft waren sie ebenso frisch wie beim Aufbruch.
    »Wie schön von Ihnen, liebe Nichte, mich mit Ihrer Visite zu beehren«, begrüßte Absolon die Besucherin und küsste ihr galant die Hand. Allen jungen Damen pflegte er die Hand zu küssen, alten nie. Adrienne blickte aufmerksam in die Runde.
    Es war ein recht merkwürdiger Bau. Er setzte am Fuß des Hügels rechtwinklig ein, zog sich als Zwischengeschoss den geebneten Hof entlang, und weil man dort, wo nach der verbindenden Säulenreihe das Hauptgebäude begann, den Garten rundherum auf abschüssigen Hängen angelegt hatte, befanden sich die Herrenzimmer allmählich schon auf der Höhe des ersten Stocks. Die Veranda schließlich überragte weit oben die Blumenbeete. Hierher begaben sich die beiden und nahmen Platz in den Birkenholz-Sesseln. Adrienne berichtete da über den Zweck ihrer Reise.
    Sie sprach sehr aufrichtig. Sehr offen. Sie erzählte tatsächlich alles über ihre Ehe, ihren Mann und ihre Schwiegermutter, die immerhin Absolons Schwester war; sie sagte sogar, dass sie nach der Scheidung ein neues Leben beginnen wolle, und dies, wenn auch verhüllt, enthielt die Anspielung, dass sie jemanden liebte und heiraten wollte. Es fiel ihr leicht, all das darzulegen.
    Viel leichter, als sie es sich bei ihren Grübeleien vorgestellt hatte. Sie fühlte bei diesem breitschultrigen, offen blickenden alten Mann, der ihr gegenübersaß, so viel Wohlwollen und Verständnis, dass sie beinahe meinte, sie teile ihm nichts Neues mit, sondern wiederhole bloß früher schon besprochene Umstände. Es störte sie nicht einmal, dass er ihrem Gatten ähnlich sah. Dabei hatte er das gleiche Gesicht, die gleichen Backenknochen, schräg stehenden Augen und wulstigen Lippen sowie die gleiche Hautfarbe. Doch Absolon suchte nicht stilisiert aufzutreten, er war da in seiner üblichen Natürlichkeit, während sich Pál Uzdy mit seinem spitz auslaufenden Bart und dem langen, dünnen, über dem Mund kurzgeschorenen Schnauz absichtlich als Luzifer zu maskieren pflegte. Seine ganze Selbstgestaltung zielte auf eine furchterregende Wirkung.
    Aber das war unwichtig. Wichtig war, was die Gesichter der beiden verrieten. Aus Uzdys Miene sprach Häme, während sein Onkel Güte und Hilfsbereitschaft ausstrahlte – zumindest jetzt, denn auch er wusste sich boshaft zu benehmen, wenn ihm der Sinn danach stand. Adrienne sprach lange. Als sie verstummte, stellte der alte Asiat sein geschraubtes, bisher ausgestreckt ruhendes Bein auf den Boden und stampfte damit. Das war seine Gewohnheit, wenn er sich anschickte, etwas Entscheidendes auszusprechen. Eine seiner Augenbrauen rutschte schräg ein wenig nach oben auf seine Stirn. Mit Bedacht wählte er seine Worte, als verknüpften sich mit jedem einzelnen zahlreiche versteckte Gedanken.
    »Nun denn, ich übernehme es, obwohl es sich um keine leichte Sache handelt. Sie geht auch mit beträchtlicher Verantwortung einher, und zwar Ihnen gegenüber. Aber meinetwegen. Clémence, meine Schwester, bereitet mir keine Sorge, mit ihr werde ich, wenn die Zeit dazu reif ist, schon ins Reine kommen. Mein Vetter Pál, versteht sich, ist ein schwererer Fall …«
    Adrienne blickte ihn bekümmert an; eine Frage lag in ihren Augen.
    »Damit meine ich, dass mein seliger Schwager geistesgestört war, dies müssen wir beim Sohn auch in

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