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Verschwundene Schätze: Roman (German Edition)

Verschwundene Schätze: Roman (German Edition)

Titel: Verschwundene Schätze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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jenen Nomaden-Sultanen, die in der Wüste mit der größten Anspruchslosigkeit zu leben verstanden, doch einmal in Samarkand, Peking oder Isfahan niedergelassen, wünschten und wussten sie alle Errungenschaften ihrer Epoche zu genießen.
    Hiervon zeugte auch das Haus. Die Wände hatte man weiß getüncht, und der Fußboden bestand aus hellgescheuerten Brettern, so alt, dass stellenweise die Astknoten herausragten. Dafür aber lagen da seltene Orientteppiche, darunter einige, die mit Silber- und Goldfäden durchwirkt waren. Auf den mit Bochara-Seide ausgekleideten Diwanen befanden sich mit filigraner chinesischer Stickerei geschmückte Kissen, ein jedes ein Meisterwerk. Absolon allerdings setzte sich niemals auf ein solches Sofa, es kam höchstens vor, dass er an warmen Sommernachmittagen auf einer dieser Liegestätten ein Nickerchen machte.
    Üblicherweise saß er in einem gewöhnlichen und hässlichen Thonet-Lehnstuhl, der zu den vielen schönen Einrichtungsstücken überhaupt nicht passte, aber wichtig war ja die Bequemlichkeit und nicht das, was andere Leute dachten. An den Wänden unter der mit barocken Schnörkeln kreuz und quer geschmückten Decke erblickte man einige wenige Jagdtrophäen. Es waren die besten, die anderen hatte man draußen im Vorbau plaziert. Diese hier galten als außerordentlich. Manch ein Stück galt als Weltrekord, aber Absolon meldete sie niemals an, denn er scherte sich nicht darum, ob sein Name irgendwo verzeichnet stand.
    Da gab es vorerst einmal drei riesige Steinbockhörner aus dem Kunlun-Gebirge, dann die eines Langmähne-Wildschafs von der Pamir-Hochebene sowie die Hörner von zwei Hochgebirgs-Jaks und schließlich die ausgestopfte und von den Motten schon ein wenig zerfressene Schnauze eines Wildkamels. All dies war in dem geräumigen Zimmer bei der Länge der Wände eine Kleinigkeit. Zwei weitere aufgehängte Gegenstände, die nicht zur Jagdbeute gehörten, zogen die Aufmerksamkeit umso eher auf sich. Der erste war eine kleine, gerahmte und fahl gewordene Fotografie. »Der da ist Prschewalskij, der berühmte Asienreisende«, erläuterte Absolon, »und der daneben in tatarischer Kleidung, das bin ich. Ein russischer Offizier hat 1885 in Kotan von uns die Aufnahme gemacht. Das ist mir eine liebe Erinnerung.«
    Der andere Gegenstand war vollends überraschender Art: ein langes, reich gearbeitetes Zweihänderschwert, das waagrecht über dem mittleren Diwan hing.
    Adrienne erkundigte sich, als sie das Zimmer betraten, gleich nach der Herkunft dieser Waffe.
    »Ein ziemlich gutes Stück, in der Tat!«, lachte Absolon. »Nicht einmal im Osten gibt es ein zweites dieser Art. Warten Sie, ich nehme es herunter.«
    Er legte es in Addys Hand. Es war ein etwa anderthalb Meter langes, gerades Prunkschwert. Griff und Knauf bestanden aus emailliertem Gold, das man verschwenderisch mit Edelsteinen ausgelegt hatte. Roter Samt schimmerte kirschfarben zwischen den Metallteilen. Ob der leuchtend roten Farbe hätte man den Stoff für neu halten können, wäre er an mancher Stelle nicht abgewetzt gewesen.
    »Ach, wie wunderbar!«, wiederholte Adrienne. Doch der alte Tatare lachte nur und sagte: »Das ist noch gar nichts. Die Klinge erst, die ist wirklich einmalig!«
    Er zog das Schwert heraus und legte es sich auf den Arm, um es mit der Hand nicht zu berühren. Die Pracht der Klinge überbot tatsächlich noch die der Scheide. Eine durchbrochene Blutrille zog sich in der Mitte hin, und beide Seiten waren der ganzen Länge nach mit goldenen Buchstaben beschlagen; Rubine glänzten zwischen den einzelnen Zeichen, als rollten da immer noch Blutstropfen.
    Lange bewunderten sie das Schwert. Dann legte es der Hausherr wieder zurück und begann dessen Geschichte zu erzählen.
    »Nach der Überlieferung«, sagte er, »gehörte es Tamerlan. Das ist recht wahrscheinlich, obwohl in der Schrift, die ich darüber gelesen habe, der Name nicht genannt wird. Jener aber, von dem ich es bekommen habe, hat es so gesagt. Sein Urgroßvater hatte das Schwert vom Grab Timur Lenks unter gewiss nicht sehr gesetzeskonformen Umständen mitgebracht.«
    »Wie es in meinen Besitz kam? Nein, ich habe es nicht gekauft. Für einen so wertvollen Gegenstand hätte ich kaum Geld gehabt. Wirklich teure Waffen werden von den Kirgisen nicht verkauft. Kamele, Pferde, Mädchen – ja, aber eine Waffe, das ist etwas anderes, ein Familienschatz. Ich habe es von Beg Alp Arslan bekommen, einem langjährigen guten Freund. Das war eine recht

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