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Verschwundene Schätze: Roman (German Edition)

Verschwundene Schätze: Roman (German Edition)

Titel: Verschwundene Schätze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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sich der Sohn nun schon anschicke, das großväterliche Erbe von ihr zurückzufordern.

    Seine ständigen Verbündeten sorgten am nächsten Tag auf ihre übliche Weise für die Umsetzung der Absicht. Die zwei Haushälterinnen, Frau Tóthy und Frau Baczó, jammerten voreinander mit verhüllten Worten über die Gemeinheit der Welt, und sie gaben Róza Abády mit einer unüberhörbaren Andeutung zu verstehen, was geschehen sei: Bálint habe um die Erbschaftsdokumente gebeten und sie mitgenommen. Sie ließen nur so viel verlauten, nicht mehr.
    Die alte Dame bestellte hierauf Ázbej zu sich, der die Nachricht bestätigte und ihr auch berichtete, dass der junge Herr im Sinn habe, für sich in Budapest eine Wohnung einzurichten. Er entschuldigte sich sehr, der junge Herr habe ihn unerwartet besucht, er sei sehr heftig aufgetreten, weshalb er, Ázbej, keine Gelegenheit gefunden habe, die Herrin zuvor zu befragen. Er erzählte überaus ehrerbietig und ließ spüren, dass er alles in entschärfter Form vortrage, denn er wusste, dass Frau Abády, sosehr sie auch zürnte, von ihren Angestellten doch kein böses Wort über ihren Sohn dulden würde.
    Wie ein Dolchstoß, so wirkte der Vorfall auf die arme Frau Róza. Ihr Sohn! Ihr Sohn sammelt heimlich Daten gegen sie! Ihr schien, die Welt um sie stürze ein. Dazu hat sich ihr Sohn wegen dieser verfluchten Frau hinreißen lassen! Doch sie brachte den Fall nicht zur Sprache. Sie wusste nichts zu sagen, und sie wollte auch nicht sprechen. Mit verhärtetem Gemüt bereitete sie sich indessen auf den schrecklichen Kampf vor, der zwischen ihnen beiden bald ausbrechen würde. Und das Verhältnis zwischen Mutter und Sohn wurde noch frostiger und formeller.
    Einige Tage hernach traf ein Brief Adriennes in Dénestornya ein, in dem sie über den Besuch des sächsischen Arztes in Almáskő berichtete. Im Wesentlichen stand so viel darin, dass zurzeit noch nichts möglich sei, dass man einige Wochen oder vielleicht einen Monat zuwarten müsse, erst dann … dann könne sie in der Sache ihrer Scheidung den Durchbruch erzwingen, jetzt aber noch nicht, jetzt sei es unmöglich. Man müsse warten, müsse weiter warten. Tiefe Niedergeschlagenheit sprach zwischen den Zeilen. Sie teilte keine Einzelheiten mit außer der Bemerkung, dass Dr. Kisch in ihrem Haus einen sehr guten Eindruck gemacht habe.

    Wolf Hermann Kisch hatte sich in der Tat sehr weise eingeführt. Mag sein, dass ihm auch der Zufall zu Hilfe gekommen war, doch kluge Leute pflegen den Zufall selber vorzubereiten. Die Sache geschah auf folgende Weise: Uzdy übte sich eines Nachmittags als Schütze unterhalb des Parks in jenem Kessel, den er als Schießplatz so vollkommen eingerichtet hatte. Der Schießstand befand sich am Fuß eines Hügels. Dort hatte man Gewehrständer aufgestellt sowie ein dreibeiniges Teleskop, mit dem die Treffer kontrolliert wurden. Eine kleine Wiese lag davor, an deren Rand sich ein Graben hinzog. Dort saß ein von Uzdy unterwiesener Junge, der die fünf Maschinen zum Hinausschleudern von Tontauben füllte und bediente. Am Abhang gegenüber reihten sich die Zielscheiben, und zwar in der Entfernung von genau fünfzig, hundert, zweihundert und 250 Metern. Der Platz wurde von einem dichten Drahtzaun umschlossen. Der Grat lag höher, die zwei Wände beim Absturz verliefen niedriger. Rechts vom Zaun begann schon ein von Gestrüpp gesäumter Wald.
    Früher hatte sich Uzdy hier jeden Tag als Schütze betätigt. In letzter Zeit kam er zwar immer noch ziemlich oft, aber seitdem er damit beschäftigt war, die wunderlichen Zahlentabellen herzustellen, wurden seine Besuche etwas seltener. Doch er war ein ausgezeichneter Schütze geblieben. Keine Kugel, mit der er die innersten Kreise nicht getroffen hätte. Dies war der einzige Sport, der ihm Vergnügen bereitete.
    Jetzt war er schon seit einiger Zeit beim Schießen. Zuerst hatte er auf Tontauben gefeuert. Als der hergebrachte Vorrat ausging, nahm er sich die 250-Meter-Scheibe vor, die sich am Hang des Hügels zuoberst befand. Die englische Nurse der kleinen Klémi stand am Teleskop und meldete die Treffer. Neuerdings, seitdem sich eine französische Gouvernante mit seiner Tochter befasste, ließ sich Uzdy immer von dieser Engländerin begleiten. Unerwartet war ihm die alte Jungfer irgendwie lieb geworden, obwohl er früher nie das Wort an sie gerichtet und so getan hatte, als sei sie gar nicht auf der Welt.
    Vor einigen Minuten war auch der alte Butler Maier herbeigekommen

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