Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verschwundene Schätze: Roman (German Edition)

Verschwundene Schätze: Roman (German Edition)

Titel: Verschwundene Schätze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
Vom Netzwerk:
ja, er bekümmert mich wirklich sehr … gegenwärtig treffe ich ihn allerdings selten … ich könnte beinahe sagen: nie …«
    »So erzähle, erzähle!«, drängte Frau Szent-Györgyi. »Ich weiß nichts von ihm … seither. Dabei habe ich ihm sogar zweimal geschrieben. Gleich … nachdem die Sache passiert war. Und letztes Jahr. Aber er hat nicht geantwortet. Du weißt ja, wie streng Antal über solche Dinge denkt. Aber ich, ich liebe ihn ebenso wie früher, und wenn ich könnte, möchte ich ihm so gern helfen!«
    Klára hatte sich bereits bei der Erwähnung Gyerőffys langsam erhoben. Sie stand schwerfällig auf. Bei den letzten Sätzen verließ sie lautlos das Zimmer. Frau Berédy jedoch blieb, was Bálint verlegen machte. Er sah sie an. Die schöne Frau hielt die katzenhaft weit geschnittenen Augen beinahe geschlossen, irgendein nasses, kristallenes Glänzen schien die enge Ritze zwischen ihren Wimpern auszufüllen. Sie saß regungslos. Einzig eine ihrer Hände setzte sich in Bewegung, sie tastete die Halskette ab; die lange Reihe riesiger Perlen begann auf ihren nackten Schultern, sie setzte sich fort, glitt auf der einen Seite zwischen ihren Brüsten hinab, und auf der anderen, über den Ausschnitt des Kleids, reichte sie ihr bis zum Schoß, wo die Perlen übereinander ein Häufchen bildeten, wie gefrorene Tränen – ein prächtiger Schmuck mit eigenem Leben und eigener Vergangenheit. Einzig die Hand fuhr langsam streichelnd auf und ab das Collier entlang, sonst blieb die schöne Fanny bewegungslos: wie ein Panther oder Puma, ein großes Raubtier, das sich erinnert und im engen Gehege von der fernen Wildnis träumt.
    Er musste antworten, und Bálint berichtete folglich von Lászlós Lage. Er schilderte sie wegen der Anwesenheit der fremden Frau milder und etwas verschleiert, aber hinter den gedämpften Worten wurde doch alles verständlich, namentlich Lászlós seelische Krise. »Man spürt«, führte Bálint aus, »dass er sich für einen Verstoßenen hält, und dieses Gefühl mildert sich nicht mit der Zeit, es verschlechtert sich vielmehr.« Er kam auch auf die materiellen Schwierigkeiten zu sprechen. »Es steht zu befürchten, dass er all seinen Besitz verliert und ihm nicht einmal ein Dach mehr über dem Kopf übrig bleibt. Möglich, dass man Szamoskozárd versteigert.« Hier kam ihm in den Sinn, was er Sándor Kendy gesagt hatte, dass die einzige Rettung darin bestünde, László unter Vormundschaft zu stellen, und so führte er diesen Gedanken aus – vielleicht würde Frau Szent-Györgyi als Lászlós Tante etwas unternehmen können.
    Er sprach ziemlich lange. Bei dem einen oder anderen Wort, einer härteren Aussage, drückte ihm Gräfin Élize immer wieder die Hand, besonders stark etwa, als er den Verfall Kozárds erwähnte, des alten Heims, mit dem sie ihre Erinnerungen aus der Kindheit verbanden. Man sah ihr an, dass ihr dies besonders wehtat, obwohl ihr Wegzug von dort schon fast dreißig Jahre zurücklag.
    »Ich will ihm wieder schreiben«, sagte sie, als Bálint verstummte. »Die Sache mit der Bevormundung, davon verstehe ich wenig, aber sie ist vielleicht richtig. Ich werde sie empfehlen. Jetzt gleich schreibe ich, und du bringst ihm den Brief persönlich, nicht wahr?«
    »Das könnte ich erst nach Weihnachten tun, Tante Élize, denn vorher muss ich noch in Pest bleiben.«
    »Das tut nichts, denn so dringend ist es vielleicht doch nicht, aber es wäre mir lieber, wenn du ihm den Brief selber übergeben wolltest«, sagte Frau Szent-Györgyi.
    Sie erhob sich, ging zum kleinen Schreibtisch, auf dem die Schreibmappe aus Saffianleder kaum Platz fand, so beladen war er mit winzigen Nippsachen sowie mit Bildern ihres Mannes und ihrer Kinder. Sie schaltete die elektrische Schreibtischlampe an.
    Frau Berédy und Bálint nahmen Abschied. Wortlos durchquerten sie die geräumige Bibliothek, wo sie die Goldverschnörkelungen der barocken, priesterhaften Eichenschränke nach der weichen Wärme des an allen Ecken gepolsterten kleinen Ecksalons fremdartig umgaben.
    Sie waren fast schon bei der Tür zum großen Saal angelangt, als Fanny plötzlich stehen blieb. Sie drehte sich Abády zu. Ihre fein gebogenen Lippen öffneten sich. Die Augen hielt sie geschlossen. Kurze Zeit verweilten sie so. Bálint wusste so wenig wie sonst jemand etwas von dem Verhältnis, das László und die Frau unterhalten hatten. Überrascht wartete er auf die Worte, die nicht fielen. Kein Laut wurde laut. Schließlich drangen zwei

Weitere Kostenlose Bücher