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Versteckt wie Anne Frank

Versteckt wie Anne Frank

Titel: Versteckt wie Anne Frank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Prins , Peter Henk Steenhuis
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nicht in den Kram: Es gebe keinen Platz für so viele Leute, es sei gefährlich. Erst als Mutter Drenth ihn anschaute und sagte: »Es sind die Kinder deines Bruders«, da hielt er den Mund.
    Es kamen noch mehr Menschen zu Drenths, unter ihnen meine Schwester, die mit meinen Eltern in Hühnerställen untergetaucht war, irgendwo zwischen Putten und Voorthuizen. Es hatte eine Razzia gegeben und meine Eltern waren aufgegriffen worden. Wir haben sie nie wiedergesehen.
    Meine Schwester konnte sich gerade noch rechtzeitig davonmachen. Sie hatte einen sehr guten gefälschten Personalausweis, in dem stand, sie sei Dienstmädchen. Meiner Schwester wurde es schnell zu eng. Da sie überhaupt nicht jüdisch aussah, war sie es gewohnt, sich frei bewegen zu können. Sie ging weg, um bei verschiedenen Familien zu arbeiten.
    Wir lebten schließlich Tag und Nacht mit zwölf Menschen auf zwanzig Quadratmetern. Da es im Zimmer nur zwei Alkoven gab, lagen nachts überall Strohsäcke und Decken auf dem Boden. Wir standen früh auf und hielten uns beim Waschen und Anziehen an ein genaues Schema, damit kein Chaos im Zimmer entstand.
    Jeden Morgen holte Vater Drenth zwei große Eimer Wasser aus dem Kanal, der am Haus entlangfloss – auf dem Bauernhof gab es weder Elektrizität noch fließendes Wasser noch ein WC . Wir wuschen uns mit Wasser aus dem Kanal in einem Schlafzimmer, in dem eine Schüssel und eine altmodische Wasserkanne standen. Tagsüber konnte man nicht zur Toilette, denn dann hätte man durchs ganze Haus laufen müssen. Für die Notdurft gab es nur einen Eimer. Wenn die Stühle wieder um den Tisch standen und alle gewaschen waren, aßen wir ein Butterbrot.
    Dass die Deutschen keinen Verdacht schöpften, war dem klugen Einfall von Vater Drenth zu verdanken, der eines Morgens in der Zeitung eine Anzeige eines NSB -Büros sah, in der eine Aushilfe gesucht wurde.
    »Da bewirbst du dich morgen«, sagte er zu Lammie, seiner ältesten Tochter. Anschließend ging er zu einem alten Freund von ihm, der bei der NSB war und mit dem er sich gut verstand. »Hör mal«, sagte er, »kannst du nicht ein gutes Wort beim NSB -Büro einlegen, damit meine Tochter die Stelle bekommt? Sie hat keine Arbeit, so geht es nicht weiter.«
    Sie wurde eingestellt und bekam sogar Lohn. In diesem Büro wurden die Razzien geplant. Bei uns fand nie eine statt. Alle im Dorf wussten, wo Lammie arbeitete, deshalb traute man uns nicht und erwartete ganz bestimmt nicht, dass Juden bei uns im Haus versteckt waren.
    Das Misstrauen der anderen verstärkte sich noch, nachdem Frau Vuurboom, die Frau des Bürochefs, Lammie angesprochen hatte: »Deine Mutter ist bestimmt oft allein, wenn dein Vater arbeitet. Ich würde gern mal auf eine Tasse Tee zu ihr kommen, dann kann ich mal wieder mit jemandem reden.«
    »Dann soll sie ruhig kommen«, sagte Frau Drenth zu ihrer Tochter. »Lad sie einfach für übermorgen ein.«
    Frau Vuurboom kam zu Besuch. Nicht mal drei Meter von uns entfernt saß sie und trank Tee. Und sie hörte nicht auf zu plaudern, auch als Frau Drenth längst hätte anfangen müssen zu kochen. Die Bauern in der Nachbarschaft hatten die Frau bei uns hineingehen sehen – jetzt dachten sie alle ganz sicher, dass die Familie Drenth mit dem Feind unter einer Decke steckte.
    Alle, bis auf eine Nachbarin. Sie sah eines sonnigen Tages, wie Frau Drenth die Wäsche draußen aufhängte. Sie ging zu ihr und sagte: »Mach das nicht. Was du da alles aufhängst, kann nicht nur euch gehören. Und du brauchst mir nicht zu erzählen, wen ihr da im Haus habt, aber die Wäsche musst du abnehmen, denn was ich sehe, sehen die anderen auch.«
    In dieser Zeit, Mitte 1943, lernte ich Lammie immer besser kennen. Sie arbeitete nicht nur im Büro der NSB , sondern erledigte auch Botengänge für uns. Und ab und zu fuhr sie mit einer Liste zum Einkaufen nach Groningen. Wir gaben ihr dann Geld mit, das hatten wir noch, und sie zog mit einem Koffer los. Sie kaufte alles Mögliche.
    Von morgens halb neun bis zwölf unterrichtete ich die Kinder. Aber auch danach mussten sie irgendwie beschäftigt werden. Eines Tages hatte ich zusammen mit Vater Drenth aus Glas und Holz einen Kasten für zahme Mäuse gebaut, mit einer Mäuseleiter. Bloß hatten wir keine zahmen Mäuse. Die besorgte Lammie in Groningen. Die Mäuse mussten in den Koffer, zusammen mit all den anderen Einkäufen des Tages, unter anderem Keksen. Die Fahrt von Stadskanaal nach Groningen dauerte lange, es war ein altmodischer

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