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Versteckt

Versteckt

Titel: Versteckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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waren wir nackt und flirteten.
    Trotz meiner Entschlossenheit, nicht ungeduldig zu werden, war ich am Rande der Verzweiflung. Ob Casey nur mit mir spielte? Sie war anders als die Mädchen, mit denen ich bisher zu tun gehabt hatte. Sie stellte mich auf die Probe, versuchte, mich zu ergründen, mich einzuschätzen. Und das mit einem Ernst, wie ich ihn noch nicht kennengelernt hatte.
    Also blieb ich in ihrer Nähe.
    Eines Tages nahmen wir auf dem Heimweg die Küstenstraße, die nach Lubec führte. Weit zu unserer Linken war in der Dämmerung das alte, gedrungene Haus vor den Klippen zu erkennen. Casey fuhr, Steven saß neben mir auf der Rückbank.
    »Das ist das Haus«, sagte ich. »Das, von dem ich euch erzählt habe.«
    »Das Crouch-Haus?«
    »Ja.«
    Er sah sich danach um, als wir schon fast vorbeigefahren waren. Ich beobachtete, wie Caseys Haar im Wind flatterte. Eine schöne Frau in einem Sportwagen gehört zweifellos zum Besten, was der Sommer zu bieten hat.
    Steven wandte sich wieder um, bemerkte, dass ich sie ansah, und sein Blick verfinsterte sich fast unmerklich. Er hatte in der letzten Zeit kaum mit mir gesprochen. Ich spürte seine Eifersucht. Zugleich wusste ich auch, dass er mich inzwischen insgeheim akzeptiert hatte. Als wären wir zu der stillschweigenden Vereinbarung gelangt, dass ich den Sommer über zu ihnen gehörte. Er wirkte authentisch. Sein protziges Hawaiihemd kam mir nun etwas deplatziert vor.
    »Ich dachte, da wohnt keiner mehr.«
    »Stimmt.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich hab ein Licht gesehen.«
    Ich drehte mich um. Das Haus war schon zu weit entfernt, ich sah nichts außer Dunkelheit.
    »Wo?«
    »Im ersten Stock, nehme ich an.«
    »Unmöglich.«
    Er zuckte noch einmal mit den Schultern.
    »Da war ein Licht.«
    Am nächsten Tag traf ich mich nach der Arbeit mit Rafferty auf ein Bier. Ich fragte ihn nach dem Haus, denn Rafferty schnappte an der Tankstelle ständig irgendwelche Gerüchte auf.
    »Ist jemand in das Crouch-Haus gezogen?«
    »Machst du Witze?«
    »Nein.«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Dachte ich mir.«
    »Warum? Willst du’s mieten oder wie?«
    Er grinste hämisch. Auch Rafferty hatte nicht vergessen, was dort geschehen war.
    »Wir sind gestern Abend dran vorbeigefahren. Steven hat angeblich ein Licht gesehen.«
    »Wo?«
    »In einem Fenster im ersten Stock.«
    »Einen Scheiß hat er gesehen.«
    Das klang ziemlich feindselig. Rafferty hatte wohl etwas dagegen, dass ich mich mit diesen Leuten traf. Vielleicht war er eifersüchtig. Schließlich hatte er Casey gesehen. Und möglicherweise überlegte er – was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht tat –, ob die drei nicht ein Sprungbrett aus Dead River darstellten. Ich hatte sie Rafferty vorgestellt, doch sie waren an ihm nicht besonders interessiert, und ich ließ es gut sein. Casey und ich, Steven und Kim – zwei Jungs, zwei Mädchen. Rafferty war das sprichwörtliche fünfte Rad am Wagen.
    »Wenn jemand dort wohnen würde, dann wüsste ich es. Die würden ja mal zum Tanken kommen oder so. Dein Freund hat sich geirrt.«
    Der letzte Satz klang wieder etwas beschwichtigend.
    »Ja, wahrscheinlich.«
    Wir nippten an unserem Bier. Rafferty starrte die alte Uhr mit dem Pabst-Schriftzug über der Bar an. Dann grinste er plötzlich.
    »Könnte natürlich auch sein, dass sich irgendwelche Kinder da rumtreiben.«
    Ich grinste zurück. »Welches Kind, das noch alle Tassen im Schrank hat, kommt denn auf so was?«
    »Keine Ahnung.«
    Rafferty und ich zum Beispiel. Wir hatten immer vorgehabt, in das Haus einzusteigen, waren aber zu feige gewesen. Weiter als bis zu den Mülltonnen und dem Kellerfenster hatten wir es nicht geschafft. Dann hatte Jimmy Beard falschen Alarm gegeben, und wir waren davongerannt. Vielleicht waren die Kinder heutzutage mutiger. Die Erinnerung versöhnte uns wieder miteinander.
    »Die müssten ja völlig durchgeknallt sein«, sagte er.
    »Völlig.«
    Er trank sein Bier mit großen Schlucken aus.
    »Allerdings.«

6
    Es war ein schrecklicher Arbeitstag gewesen. Viel zu heiß. Die Hitze zerrte an den Nerven der Kunden, und an meinen auch. Ich dachte an den Strand und daran, wie sich Caseys Bauch in der Sonne bräunte. Das machte mich ungeduldig, aber so verging wenigstens die Zeit.
    Ich fuhr nach Hause, duschte, rasierte mich, trank eine Tasse Kaffee und schlang einen Hamburger hinunter, den ich mir im Sugar Bowl, dem örtlichen Imbiss, geholt hatte. Dann zog ich mich an und ging nach unten. Der alte schwarze Pick-up

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