Verstohlene Kuesse
gut wie sicher, dass Sie einen Ausweg gefunden hätten aus einer derartigen Notsituation.«
»Also sind Sie Crane gefolgt, haben ihre Chance erkannt und ihn ermordet, so dass ich mehr zu befürchten hatte als eine simple Schädigung meines Ansehens.«
Basil nickte mit dem Kopf. »Als Vanzaschüler habe ich gelernt, dass man alles, was man tut, am besten möglichst gründlich macht.«
»Miranda muss demnach gedacht haben, ich hätte Crane tatsächlich umgebracht.«
»Wahrscheinlich. Aber sie war wie vor den Kopf geschlagen, nein, vollkommen außer sich vor Zorn, als Stokes Ihnen derart galant zu Hilfe kam. Sie dachte, auch er hätte es auf das Rezept abgesehen.« Basil grinste vergnügt. »Und ich muss zugeben, zunächst habe ich das ebenfalls gedacht.«
Victoria blickte ihn verächtlich an. »Wozu in aller Welt sollte mein Enkel irgendein lächerliches okkultes Gebräu benötigen, das man einzig dazu verwenden kann, um beim Kartenspiel zu betrügen? Er macht mit einem einzigen von seinen Schiffen mehr Geld als er in Monaten in irgendwelchen finsteren Spielhöllen gewinnen kann.«
»Außerdem«, fügte Emma erbost hinzu, »ist Edison durch und durch ein Ehrenmann. Er würde niemals falsch spielen.«
Basil zuckte mit den Schultern. Die implizite Anschuldigung, er selbst wäre kein Ehrenmann, war ihm egal. »Vielleicht glaubt er, dass er über das Rezept auch an das Buch der Geheimnisse gelangt.«
»Interessieren Sie sich denn nicht für dieses Buch?«, wollte Emma wissen.
»Nicht besonders. Außerdem glaube ich nicht, dass es überhaupt noch existiert. Ich nehme an, dass es während des Feuers in Farrell Blues Villa den Flammen zum Opfer gefallen ist. Und selbst wenn dem nicht so sein sollte, wäre es vollkommen nutzlos für mich.«
»Warum sagen Sie das?«
»Nun, da Blue tot ist, bezweifle ich, dass es noch irgendjemanden gibt, der die anderen Rezepte entziffern kann. Und rein zufällig interessiere ich mich sowieso nur für dieses eine, ganz spezielle Elixier.«
»Und für die Braut meines Enkels«, fügte Victoria grimmig hinzu.
Emma war von Victorias Wortwahl ehrlich überrascht, aber sie kam zu dem Schluss, dass dies kaum der rechte Zeitpunkt für ein Gespräch über ihre Beziehung zu Edison war.
»Oh ja.« Basil verzog verärgert das Gesicht. »Ich fürchte, dass ich ihre Dienste in Anspruch nehmen muss. Zumindest bis ich eine andere Frau finde, die auf die Kräuter reagiert. Unglücklicherweise sind, wie Miranda bereits feststellen musste, derartige Frauen nicht gerade dicht gesät. Mit Ihnen, Miss Greyson, hatte sie nach Monaten der Suche die erste einer solchen Frau ausfindig gemacht.«
»Wie haben Sie herausgefunden, dass Miranda im Besitz dieses Rezeptes war?«
»Ich habe die letzten paar Jahre in Amerika verbracht, aber die ganze Zeit über habe ich meine Kontakte zur Vanzagarianischen Gesellschaft gepflegt. Nach meiner Rückkehr nach England hörte ich natürlich die Gerüchte über den Diebstahl des Buchs der Geheimnisse . Allerdings habe ich mich zunächst nicht weiter dafür interessiert, weil ich mit anderen Dingen beschäftigt war.«
»Wie das Ableben Ihrer Tante zu beschleunigen?«, fragte Emma in grimmigem Ton.
»Himmel, Sie waren wirklich fleißig.« Basil feixte sie beinahe fröhlich an. »Aber Sie haben vollkommen Recht. Es war offensichtlich, dass Sie sich Zeit lassen wollte mit dem Ableben, und so habe ich eines Abends die Sache in die Hand genommen. Ein Kissen in die Hand genommen, wäre vielleicht besser ausgedrückt.«
Emma rang nach Luft. »Und Sally Kent hat Sie dabei beobachtet. Und anschließend hat Sie versucht, Sie zu erpressen.«
Er nickte zustimmend. »Sehr gut beobachtet, Miss Greyson«, gratulierte er. »Ich habe der kleinen Närrin etwas Geld gegeben, damit sie die Klappe hielt, bis ich wusste, wie ich mich ihrer am besten entledigen könnte. Und dann habe ich dafür gesorgt, dass sie verschwindet und nie wieder auf der Bildfläche erscheint.«
»Warum hatten Sie es dann trotzdem noch auf das Rezept für das Elixier abgesehen?«, wollte Emma wissen. »Schließlich hatten Sie gerade erst geerbt.«
»Unglücklicherweise fand ich erst nach dem Tod der Alten heraus, dass sie beinahe bankrott gewesen war«, gab Basil zu. »Sie hatte mir gerade genug Geld hinterlassen, um eine Zeit lang den Schein wahren zu können, aber es hätte nicht lange gereicht. Also war ich gezwungen, mich nach einer neuen Einkommensquelle umzusehen.«
»Ich nehme an, Sie haben sich auf
Weitere Kostenlose Bücher