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Verstohlene Kuesse

Titel: Verstohlene Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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könnte er, nachdem sein Auftrag erledigt wäre, zu dem Schluss kommen, sich die Waren auf dem Heiratsmarkt genauer anzusehen.
    Ein leises Klopfen unterbrach ihren Gedankengang.
    »Herein«, rief Emma und lächelte das schüchterne Mädchen freundlich an, das in der Tür erschien. »Guten Morgen, Polly. Komm herein.«
    »Morgen, Miss Greyson.«
    »Ich nehme an, das ist mein Kaffee?« Letitia blickte hoffnungsvoll auf das Tablett, das Polly in den Händen hielt. »Ja, Ma'am. Und etwas Toast, genau, wie Sie gesagt haben.« Polly stellte das Tablett auf einen Tisch. »Hätten Sie gern sonst noch was, Ma'am?«
    »Ja, nimm diese widerliche Schokolade wieder mit. Ich verstehe einfach nicht, wie irgendjemand den Tag mit ekelhafter, heißer Schokolade anfangen kann. Kaffee ist das einzige, was bei mir funktioniert.«
    »Ja, Ma'am.« Polly nahm eilig das Schokoladentablett von der Bettdecke.
    »Haben Sie schon Kaffee oder Tee getrunken, meine Liebe?« Letty blickte Emma an.
    »Ja, vielen Dank, Letty. Ich habe vorhin eine Tasse getrunken, als ich unten war.«
    »Hmm.« Letty kniff die Augen zusammen. »Wie kommen Sie eigentlich so ganz allein oben im dritten Stock zurecht ?«
    »Sehr gut«, versicherte Emma ihr. »Machen Sie sich über mich keine Gedanken, Letty. Mrs. Gatten hat mir ein hübsches, kleines Zimmer zugeteilt. Es ist ruhig und etwas abgelegen, wie es mir gefällt.«
    Wenn sie ehrlich war, so hasste sie das kleine, dunkle Schlafzimmer im dritten Stock. Irgendwie machte es sie depressiv. Nein, mehr als das. Man bekam dort eine Gänsehaut. Es hätte sie nicht überrascht, wenn sie erfahren hätte, dass irgendwann einmal in der Geschichte der Burg irgendjemand irgendeine Gewalttat dort verübt hatte.
    Polly blickte Emma an. »Verzeihen Sie, Ma'am, aber die Hausdame hat Sie deshalb dort untergebracht, weil es Miss Kents Zimmer gewesen ist. Ich nehme an, Mrs. Gatten dachte, wenn es für sie gut genug gewesen ist, ist es auch gut genug für Sie.«
    »Wer ist Miss Kent?« Emma sah das Mädchen fragend an.
    »Sie war die Gesellschafterin von Lady Ware, der verstorbenen Tante des jetzigen Burgherren, die bis zu ihrem Tod die Herrin über das Anwesen war. Lady Ware hatte Miss Kent angeheuert, um während der letzten paar Monate ihrer schrecklichen Krankheit nicht allein zu sein. Und dann war sie plötzlich fort.«
    »Lady Ware ?« Letitia zuckte mit den Schultern. »Das ist wohl nicht weiter überraschend. Die meisten toten Menschen besitzen den Anstand zu verschwinden, nachdem sie die Augen endgültig zugeklappt haben.«
    »Ich habe nicht Lady Ware gemeint, Ma'am.« Polly wirkte ungewöhnlich aufgeregt. »Natürlich ist die Herrin tot und begraben, Gott hab' sie selig. Es war Miss Kent, die einfach ganz plötzlich wie ein Geist verschwand.«
    »Was hätte sie unter den gegebenen Umständen auch anderes tun sollen?«, warf Emma trocken ein. »Nachdem ihre Arbeitgeberin gestorben war, gab es schließlich niemanden mehr, der sie bezahlt hätte. Ich nehme an, dass Miss Kent inzwischen in irgendeinem anderen Haushalt arbeitet.«
    Polly schüttelte den Kopf. »Das ist wohl eher unwahrscheinlich.«
    Emma runzelte die Stirn. »Was meinst du, das ist eher unwahrscheinlich?«
    »Sie ist einfach ohne Referenz gegangen.«
    Emma sah sie verwundert an. »Weshalb in aller Welt hätte sie so etwas tun sollen?«
    »Mrs. Gatten denkt, dass sie deshalb einfach so gegangen ist, weil sie sich mit dem gnädigen Herren eingelassen hat. Und dann haben die beiden einen fürchterlichen Streit gehabt.«
    »Und worum ging es bei dem Streit?«
    »Das weiß keiner von uns. Es passierte eines späten Abends, ein paar Tage nachdem Lady Ware gestorben war. Und am nächsten Morgen war sie mitsamt ihren ganzen Sachen fort.«
    »Oje«, flüsterte Emma.
    »Wenn Sie mich fragen, war das wirklich seltsam.« Ganz offensichtlich erwärmte sich Polly für ihre Erzählung »Aber seit dem Abend, an dem Lady Ware gestorben war, hatte sie sich wirklich eigenartig aufgeführt.«
    »Eigenartig?«, fragte Letty mit flüchtigem Interesse. »Was meinst du mit eigenartig, Mädchen?«
    »Wissen Sie, ich war diejenige, die sie gefunden hat. Ich meine, Lady Ware.« Polly senkte ihre Stimme auf ein vertrauliches Flüstern herab. »Ich habe ein Tablett mit Tee auf ihr Zimmer gebracht, dieses Zimmer hier, und dann -«
    Letty riss entsetzt die Augen auf. »Gütiger Himmel. Willst du damit sagen, dass das hier Lady Wares privates Schlafzimmer gewesen ist? Das, in dem sie gestorben

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