Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Verstohlene Kuesse

Titel: Verstohlene Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
Vom Netzwerk:
sogenannten besseren Gesellschaft bewegt, dass er sich innerhalb kürzester Zeit einer großen Beliebtheit erfreut hatte.
    »Steht irgendetwas Interessantes in den Zeitungen?«, fragte er, während er in den Raum geschlendert kam. »Ich muss gestehen, dass ich während der letzten paar Tage nicht dazu gekommen bin, mich über das, was sich in London ereignet, zu informieren. Ich hatte einfach zu viel mit der Unterhaltung meiner Gäste zu tun.«
    »Ich habe nichts Besonderes entdeckt.« Emma erhob sich von ihrem Platz und strich ihre langweiligen, braunen Röcke glatt.
    Sie wollte sich gerade entschuldigen, als eine riesige, leicht vornüber gebeugte Gestalt in Lady Ames' auffälliger blausilberner Livree im Türrahmen erschien.
    Swan, Mirandas Kammerdiener, hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit seinem eleganten Namensgeber, dachte sie. Sein Hals war so dick, dass er beinahe nicht zu existieren schien. Sein Gesicht war flach und breit. Der Stoff seiner teuren Livree spannte sich über den sich wölbenden Muskeln seiner Brust und seiner Oberschenkel, und seine Hände und Füße erinnerten Emma an den Bären, den sie einmal auf einem Jahrmarkt gesehen hatte.
    Kein Wunder, dass Chilton Crane am Vorabend so eilig aus Mirandas Zimmer geflohen war, nachdem sie gedroht hatte, andernfalls würfe ihr Kammerdiener ihn hinaus.
    Doch bei aller Grobschlächtigkeit hatte Swan einen ehrlichen, ernsten Gesichtsausdruck. Er war kein brutaler Kerl. Er hatte einfach das Pech, wie einer auszusehen.
    »Verzeihen Sie, Sir«, sagte Swan mit einer Stimme, die an ein rostiges Rasiermesser erinnerte. »Ich habe eine Nachricht von meiner Herrin für Sie. Lady Ames hat gesagt, ich soll Ihnen ausrichten, dass sie die Damen, während die Herren bei dem Rennen sind, gerne unterhält.«
    »Hervorragend. Dann brauche ich mir also keine Gedanken darüber zu machen, dass sich die Damen langweilen, solange ich mit den Herren unterwegs bin, nein ?«
    Swan räusperte sich. »Auch Ihnen, Miss Greyson, soll ich etwas ausrichten.«
    »Mir? Von Lady Ames ?« Emma war ehrlich verblüfft.
    »Ja, Ma'am. Sie hat mich angewiesen, Sie einzuladen, sich den von ihr für heute Nachmittag geplanten Aktivitäten anzuschließen. Sie sagt, Sie möchte nicht, dass Sie noch mal so alleine in der Gegend herumwandern wie gestern Nachmittag.«
    »Da hat sie vollkommen Recht«, verkündete Basil jovial. »Als Lady Mayfields Gesellschafterin sind Sie ebenso Gast in meinem Haus wie alle anderen, Miss Greyson. Amüsieren Sie sich also bitte heute Nachmittag mit Miranda und den anderen Damen, ja ?«
    Es war das Letzte, was sie wollte, aber sie wusste einfach nicht, wie sie die Einladung ablehnen sollte, ohne unhöflich zu sein. »Danke, Mr. Ware.« Mit einem, wenn auch gezwungenen Lächeln wandte sie sich an Swan. »Bitte richten Sie Lady Ames doch meinen Dank für die freundliche Einladung aus.«
    »Meine Herrin ist eine wirklich gütige Person, die stets an alles und jeden denkt.« Swans raue Stimme hatte einen beinahe ehrfürchtigen Unterton. »Es ist mir eine Ehre, ihr dienen zu dürfen«, fügte er dann auch noch hinzu.
    Oje, dachte Emma bei sich. Ganz unverkennbar war der arme Kerl in dieses Weib verliebt.

5. Kapitel
     
    Der Tee war etwas ganz Besonderes. Er wurde von einem Händler unweit der Bond Street exklusiv für sie gemischt, und sie hatte extra einen Vorrat hierher mitgebracht, um die anderen Damen probieren zu lassen, hatte Miranda den Damen ausführlich erklärt.
    »Ich konnte den Tee ja wohl kaum dem guten Basil überlassen, oder?«, hatte Miranda, während die ersten Tassen für die Damen eingeschenkt worden waren, gesagt. »In solchen Dingen kennen sich die Männer einfach nicht aus.«
    Ganz langsam stellte Emma ihre Tasse ab. Eine schnelle Bewegung wagte sie nicht, denn plötzlich wallten Übelkeit und Schwindel in ihr auf. Es wäre ihr entsetzlich peinlich, wenn sie sich vor all den feinen Damen übergeben müsste, dachte sie.
    Glücklicherweise merkte keine von ihnen, dass etwas nicht in Ordnung war. Sie alle waren zu sehr in das von Miranda vorgeschlagene Ratespiel vertieft.
    Miranda glänzte in der Rolle der Gastgeberin. Ihr schimmerndes schwarzes Haar hatte sie gemäß der neuesten Mode aufgetürmt, und das leuchtende Blau ihres Kleides hatte sie entsprechend ihrer Augenfarbe ausgewählt. Sie war keine außergewöhnliche Schönheit, stellte Emma fest, aber sie funkelte wie ein Diamant. Irgendwie gelang es ihr, ungeachtet dessen, was um sie herum

Weitere Kostenlose Bücher