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Verstohlene Kuesse

Titel: Verstohlene Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Greyson. Solange Sie so tun, als wüssten Sie von nichts, werden Sie vollkommen sicher sein.«
    »In der Tat bin ich eine ziemlich gute Schauspielerin«, murmelte Emma so leise, dass er sie kaum verstand. »Das ist eine der Grundvoraussetzungen für meinen Beruf.«
    Er sah sie mit einem eigenartigen Lächeln an. »Wissen Sie, bevor ich Ihnen begegnet bin, hatte ich keine Vorstellung davon, wie gerissen Gesellschafterinnen sein können.«
    »Ich kann Ihnen versichern, es ist ein durchaus anspruchsvoller Beruf.«
    »Das glaube ich auf der Stelle.« Er machte eine bedeutungsvolle Pause und sah sie reglos an. »Falls ich Ihnen also Ihre neue Tätigkeit zu Ihrer Zufriedenheit erläutert habe, gibt es nur noch eins, das ich zwischen uns beiden klarstellen möchte.«
    »Und das wäre?«
    »Falls Sie jemals den Weg in mein Bett finden sollten, Miss Greyson, dann gewiss nicht deshalb, weil Sie von mir dafür bezahlt werden.«

7. Kapitel
     
    Ehe Edison sich am folgenden Tag für das Abendessen umkleidete, zündete er eine Kerze an, stellte sie auf den Boden, setzte sich mit korrekt gekreuzten Beinen davor und blickte reglos in das ruhig brennende Licht.
    Mit den meisten Vanza-Ritualen hatte er bereits vor langem aufgehört. Hin und wieder jedoch, wenn er tief in seine eigene Seele blicken wollte, stellte er nach wie vor die Kerze auf.
    Auf Vanzagara wurde seit Jahrhunderten mit Hilfe besonders parfümierter Kerzen in ganz bestimmten Farben meditiert. Die Mönche wandten die Praktik in den Tempeln an, und jeder Vanza-Meister brachte seinen Schülern bei, wie sich die Konzentration durch den Blick in die Flamme stärken ließ.
    Traditionsgemäß wurden jedem Schüler seine ersten Kerzen von seinem Meister überreicht, wobei jeder Meister seine Kerzen mit einem ganz speziellen Duft und einer ganz speziellen Farbe versah. Es gab einen alten vanzagarischen Spruch: Um den Meister zu erkennen, sieh dir die Kerzen seines Schülers an.
    Es war Usus, dass der Student bis zur Erreichung des Dritten Zirkels die Kerzen seines Meisters verwendete, ehe er schließlich seine eigenen Meditationskerzen mit einem von ihm gewählten Duft und einer von ihm gewählten Farbe schuf.
    Edison hatte seine ersten Kerzen von Ignatius Lorring bekommen. Sie waren von einem tiefen, dunklen Purpur gewesen und hatten einen exotischen Geruch verströmt, den er nie vergessen würde.
    Beinahe so exotisch wie Emmas Duft.
    Woher zum Teufel war dieser Gedanken gekommen, fragte er sich. Erbost über diesen krassen Mangel an Konzentration wandte er seine Aufmerksamkeit erneut der Flamme zu.
    Ungefähr zu der Zeit, in der er seine eigenen Kerzen hätte kreieren sollen, hatte er dem Zirkel den Rücken zugewandt. Da er also nie eigene Kerzen geschaffen hatte, nahm er in den wenigen Augenblicken, in denen er meditieren wollte, irgendeine gewöhnliche Kerze, die er gerade fand.
    Sein Verstand sagte ihm, dass es weder der Duft noch die Farbe der Kerze war, die es ihm ermöglichte, sich in das zu versenken, was er als die absolute Wahrheit bezeichnete. Das erreichte man einzig durch Willenskraft und Konzentration.
    Er blickte in die Flamme, verharrte in vollkommener Reglosigkeit, hüllte sich in den Mantel der Stille ein und konzentrierte sich ganz auf sein Inneres.
    Während er in die Tiefen der flackernden Flamme sah, ließ er seinen Gedanken so lange freien Lauf, bis sie schließlich eine konkrete Gestalt annahmen.
    Die Entscheidung, Emma Greyson in die Lösung des Rätsels um das verschwundene Buch mit einzubeziehen könnte sich als ernster Fehler herausstellen. Doch nach langem Nachdenken kam er zu dem Schluss, dass sie logisch und deshalb richtig gewesen war. Falls Lady Ames die Diebin war und falls sie sich einbildete, dass Emma für die Wirkung des Elixiers empfänglich war, dann hatte Emma sowieso bereits, wenn auch unfreiwillig, mit der Angelegenheit zu tun. Vielleicht wäre sie irgendwann in Zukunft deshalb in Gefahr, doch im Augenblick wäre sie zweifellos in Sicherheit, denn wenn seine Vermutung richtig war, brauchte Miranda sie und konnte es sich nicht leisten, ihr irgendetwas anzutun.
    Indem er Emma angeheuert hatte, ihm bei seinen Nachforschungen hier auf der Burg behilflich zu sein, könnte er sie besser im Auge behalten, sagte er sich.
    Edison ließ zu, dass das helle Licht der Flamme ihn noch tiefer dort versinken ließ, wo die Wahrheit am heißesten loderte. Dort war nie etwas vollkommen klar. Bestenfalls erhaschte er ein paar flüchtige Blicke auf das

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