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Verstohlene Kuesse

Titel: Verstohlene Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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erkannte es nicht sofort, aber nach einigen Sekunden war ihr klar, dass Swan ganz offenbar in Tränen ausgebrochen war.
    Das grässliche, herzerweichende Schluchzen ging ihr durch Mark und Bein. Am liebsten wäre sie hinter ihrem Vorhang hervorgestürzt und hätte den armen Kerl tröstend in den Arm genommen, doch als sie meinte, dass sie es einfach nicht länger ertrug, ebbte das Schluchzen langsam ab.
    »Verdammtes, widerliches. Weib.« Swans Schmerz wandelte sich in heißen Zorn. »Hure. Du schläfst mit ihnen allen, aber wenn du wirklich befriedigt werden willst, kommst du zu mir zurück. Du kommst doch immer wieder zu dem guten, alten Swan zurück, nicht wahr? Ich bin der einzige, der weiß, was du brauchst, du verdammte Hexe.«
    Es folgte ein gedämpfter Knall. Emma fuhr zusammen. Offenbar hatte Swan irgendetwas auf den Boden geworfen, vielleicht eine der Büsten oder den Globus, dachte sie.
    Weiteres Krachen, als andere Gegenstände auf den Teppich donnerten. Einige hielten dem Aufprall stand, andere zersplitterten. Emma hielt den Atem an und lauschte, wie sich Swan methodisch durch das Zimmer arbeitete.
    »Sie sollten dich aufhängen, so wie sie früher die Hexen aufgehängt haben«, bellte er in wütendem Ton.
    Eine Reihe gedämpfter Schläge. Sie klangen, als kämen sie aus der Nähe des Schreibtischs, dachte sie. Vielleicht trat er mit dem Stiefel gegen das elegante Holz?
    »Hexe. Hure. Hexe. Hure.« Etwas krachte laut. »Ich werde dich lehren, Swan zu behandeln, als ob er dein Sklave wäre. Ich werde dir eine Lektion erteilen, die du ganz sicher nicht so schnell vergisst.«
    Emma hörte das Rascheln von Papieren, ehe das scharfe, knirschende Reißen eines Streichholzes an ihre Ohren drang. Panik wallte in ihr auf. Großer Gott, wollte er etwa das Haus abbrennen? Vor ihrem geistigen Auge tauchten Bilder der in Rauch und Flammen gehüllten Menge oben im Ballsaal auf.
    Sie konnte einfach nicht länger warten. Sie musste etwas tun.
    »Brenne, Hexe, ich hoffe, dass du in der Hölle schmorst. Ich werde nie wieder dein treuer Diener sein. Hörst du mich, Hexe? Nie wieder. Ich werde deinen Bann brechen, und wenn es das letzte ist, was ich auf dieser Welt tun werde.«
    Emma atmete tief ein und schob vorsichtig den Vorhang zur Seite. Sie sah Flammen, aber zu ihrer Erleichterung prasselten sie einzig im Kamin. Swan hatte einfach ein Feuer angezündet.
    Eine Zeit lang stand er gesenkten Hauptes da und sah dem Spiel der Flammen zu. Seine breiten Schultern und seine kräftige Gestalt hoben sich dunkel von der Glut des Feuers ab. Nach einer Weile machte er kehrt und stapfte über ein mondbeschienenes Rechteck auf dem Teppich in Richtung der Tür, öffnete sie, verließ den Raum und zog sie hinter sich ins Schloss.
    Aus Furcht, dass er vielleicht noch einmal kehrt machte, wartete Emma ein paar Sekunden ab. Doch seine schweren Schritte klangen immer weiter weg, den Korridor hinab.
    Sie atmete erleichtert auf. Sie sollte raus aus diesem Zimmer. Es wäre nur vernünftig, verließe sie schnellstmöglich diesen Raum. Doch sie konnte der Versuchung einfach nicht widerstehen, hinüber zum Kamin zu gehen und zu sehen, was Swan in seinem Zorn verbrannt hatte.
    Sie huschte über den Teppich, und auf ihrem Weg vorbei am Schreibtisch sah sie, dass die unterste Schublade, die sie hatte aufbrechen wollen, eingetreten war. Was auch immer sie enthalten hatte, fraßen also jetzt die Flammen auf.
    »Oh mein Gott.« Emma raffte ihre Röcke und rannte in Richtung des Kamins.
    Zwei Hälften eines großen lederbezogenen Kastens lagen auf dem Teppich, und der Stapel Papiere, der offenbar darin verstaut gewesen war, war über den Flammen aufgehäuft.
    Das Feuer hatte bereits einen Großteil von ihnen gefressen, aber Emma konnte noch einzelne Zeilen dessen lesen, was auf den verschmorenden Blättern abgedruckt gewesen war.
     
    Miss Fanny Clifton als Julia ...
    ... in der Vorstellung am Montag, 9. Juni, und wird in der folgenden Woche in Othello ...
    Eine hervorragende Aufführung.
    Eine göttliche Schönheit, deren Strahlen eine zusätzliche Beleuchtung der Bühne unnötig macht ...
     
    Theaterprogramme, dachte Emma. Und Kritiken. Die sich alle innerhalb von Sekunden in Rauch auflösen würden, wenn sie nichts dagegen unternahm.
    Sie griff eilig nach dem Schürhaken. Vielleicht könnte sie ja wenigstens noch ein paar Blätter vor den Flammen retten. Etwas raschelte unter ihrem Fuß. Sie blickte zu Boden und sah, dass einige der Papiere auf den

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