Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Verstohlene Kuesse

Titel: Verstohlene Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
Vom Netzwerk:
neue Assistentin, dachte er.
    Während er Emma beobachtete, war er sich eines seltsamen, grüblerischen Gefühls bewusst. Er verstand einfach nicht, was er im Augenblick empfand. Er erinnerte sich allzu gut daran, dass ein gewaltsamer Kampf Leidenschaften in einem Menschen weckte, derer man nur unter Aufbietung seiner gesamten Willenskraft Herr wurde. Aber das, was er im Augenblick empfand, war völlig neu.
    Und auch wenn er das Gefühl noch nicht verstand, erkannte er, dass es gefährlich war.
    Im goldenen Schein der Kutschenbeleuchtung schimmerten Emmas Haare, und ihre Augen blitzten wie grüne Juwelen auf. Der Drang, die Hände nach ihr auszustrecken und sie an seine Brust zu ziehen, war geradezu überwältigend. Er ballte eine Hand zur Faust und atmete beruhigend ein.
    Abgesehen von dem verräterischen Schauder, der sie vor wenigen Minuten auf der Terrasse durchlaufen hatte, wirkte sie so ruhig, als hätte sie den ganzen Abend durchgetanzt. Ihre Fassung ärgerte ihn, auch wenn er sich eingestehen musste, dass er sie gleichzeitig dafür bewunderte.
    »Die meisten Damen, die heute Abend auf dem Ball waren, wären sicher vollkommen hysterisch geworden, hätten sie etwas Ähnliches erlebt«, murmelte er.
    »Ich kann es mir noch nicht leisten, hysterisch zu werden. Ich habe mein Riechsalz nicht dabei.«
    Ihre Schnoddrigkeit war der letzte Strohhalm, an den er sich klammerte. Die Möglichkeit, dass sie einen Geliebten hatte, mit dem sie während des Nachmittags zusammen gewesen war, hatte den ganzen Abend über an ihm genagt. Als er sie schließlich in der Bibliothek gefunden hatte, war sein erster Gedanken gewesen, dass sie dort sicher mit jemandem verabredet gewesen war.
    Am liebsten hätte er irgendetwas in Fetzen gerissen, vorzugsweise die zarte Seide ihres Kleids. Und wenn er schon gerade dabei war, hätte er ihr auch gern die kleinen grünen Blätter aus den Haaren gezerrt und gesehen, wie ihr feurig rotes Haar in Wellen über ihre Schultern fiel. Und wenn sie vollkommen nackt wäre, würde er sie gerne lieben, dachte er. Er wollte ihr so deutlich seinen Stempel aufdrücken, dass es sie nie wieder nach einem anderen gelüstete.
    Er wollte sie für sich, aber es schien, als hätte sie schon einen anderen.
    Tosende Wildheit brodelte in ihm. Emmas Anwesenheit in seiner Kutsche machte es unmöglich, das unsichtbare Netz innerer Ruhe zu weben, das ihm stets gleichzeitig Schild und Waffe gewesen war.
    Er war, so merkte er, steinhart und vollständig erregt. »Sind Sie sich ganz sicher, dass alles in Ordnung ist?«, fragte Emma voller Unbehagen.
    »Ja.« Er rutschte ein wenig auf seinem Sitz herum.
    Sie runzelte die Stirn. »Sie haben im Augenblick einen wirklich eigenartigen Gesichtsausdruck.«
    »Was für ein Ausdruck soll das sein?«
    »Ich weiß nicht, wie ich ihn beschreiben soll. Wer war der fremde Mann, der Sie vorhin angegriffen hat?«
    »Ich habe keine Ahnung.« Edison zögerte. »Das einzige, was ich sicher weiß, ist, dass er seine Kampftechnik in derselben Schule gelernt hat wie ich.«
    »Und wo war diese Schule, wenn ich fragen darf ?«
    »In den Gartentempeln von Vanzagara.«
    »Vanzagara?« Sie riss die Augen auf. »Dann muss der Schurke, der Sie angegriffen hat, ebenfalls etwas mit dieser Angelegenheit zu tun haben.«
    »Ja.« Edison zwang sich nachzudenken. »Anscheinend hat er Lady Ames' Haus beobachtet. Ich denke, ich kann mit Bestimmtheit sagen, dass tatsächlich außer mir noch jemand hinter dem Buch her ist. Aber er erschien mir zu jung, um der Kopf eines solch schwierigen Unternehmens zu sein.«
    »Woher wissen Sie, wie alt er war? Schließlich war sein Gesicht hinter einer Stoffmaske versteckt.«
    Edison berührte geistesabwesend seine schmerzenden Rippen, ehe er erwiderte: »Ich bin mir ziemlich sicher. Er hat sich mit der Geschwindigkeit und Leichtigkeit der Jugend bewegt. Glücklicherweise hatte er offenbar noch nicht sämtliche Tricks gelernt, die man erst mit dem Alter kennt.«
    »Es scheint, als ob die ganze Sache von Stunde zu Stunde komplizierter wird.«
    »Das stimmt.« In dem Versuch, sich zu konzentrierten, starrte er in das flackernde Licht der Kutschenlampe. »Aber ich verstehe immer noch nicht, wie Lady Ames hier in England über ein derart gut gehütetes Geheimnis gestolpert sein soll.«
    »Über ihre Vergangenheit wissen Sie nichts?«
    »Nichts außer dem, was sie allen erzählt hat, als sie zu Beginn der Saison plötzlich auf der Bildfläche erschien. Sie behauptet, sie ist die

Weitere Kostenlose Bücher