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Verstohlene Kuesse

Titel: Verstohlene Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Teppich geflattert waren, als Swan den Inhalt des Kastens in den Kamin geschüttet hatte.
    Sie stellte den Schürhaken zurück, hob eine Hand voll der Papiere auf, rollte sie eng zusammen und stopfte sie in ihr perlenbesticktes Retikül.
    Dann wirbelte sie herum und wandte sich zum Gehen.
    Diesmal wurde sie nicht durch nahende Schritte gewarnt. Sie hatte die Hand schon auf dem Türknauf liegen, als sie spürte, wie er sich ohne ihr Zutun unter ihren Fingern zu drehen begann. Sie atmete röchelnd ein und machte einen Satz zurück, als vollkommen lautlos jemand öffnete. Dieses Mal hatte sie keine Zeit mehr, sich in ein Versteck zu flüchten.
    Edison glitt geräuschlos in den Raum und machte ebenso geräuschlos die Tür hinter sich zu. »Ich hatte mich schon gefragt, wo Sie geblieben waren«, sagte er.
    Sie war so schwindlig vor Erleichterung, dass sie sich wunderte, weshalb sie ihm nicht wortlos vor die Füße sank. »Falls Sie mich je noch einmal so erschrecken, falle ich garantiert in Ohnmacht, Sir.«
    »Irgendwie kann ich mir das kaum vorstellen.« Er blickte in Richtung des Kamins. »Was zum Teufel machen Sie hier überhaupt?«
    Etwas an seiner Stimme war nicht in Ordnung, dachte sie. Sie klang ungewöhnlich ruhig. Aber darüber dächte sie am besten später nach.
    »Das ist eine sehr lange Geschichte«, sagte sie. »Und ich glaube nicht, dass es eine gute Idee wäre, sie Ihnen hier zu erzählen, Sir.«
    »Da haben Sie ganz sicher Recht.« Edison legte sein Ohr ans Holz der Tür. »Da kommt jemand den Flur herauf.«
    »Oh nein, nicht noch einmal«, stöhnte Emma auf.
    »Pst.« Er nahm ihren Arm und zog sie eilig hinter sich her in Richtung der Fensterreihe.
    »Falls Sie daran denken, sich zu verstecken, empfehle ich die Vorhänge am hinteren Ende des Raums«, flüsterte Emma halb erstickt. »Sie sind sehr voluminös.«
    Er bedachte sie mit einem kühlen Blick. Im kalten Licht des Mondes kam ihr sein Gesicht wie eine kalte Maske vor. Zu spät erkannte Emma, dass er außer sich war vor Zorn.
    »Vergessen Sie die Vorhänge«, fuhr er sie an. »Wir verlassen auf der Stelle diesen Raum.«
    Edison brachte sie zum Stehen, machte eins der Fenster auf, katapultierte sie sanft über den Sims und kletterte eilig hinterher.
    Emma fuhr zusammen, als ihr dünner Schuh in dem feuchten Gras versank. »Und was schlagen Sie als nächstes vor?«
    »Wir werden uns ums Haus auf die Terrasse und dann in den Ballsaal zurück schleichen. Falls wir irgendeinem der anderen Gäste begegnen, wird er annehmen, wir kämen von einem Spaziergang durch den Garten zurück.«
    »Und dann ?«
    »Dann«, sagte Edison immer noch in diesem viel zu ruhigen Ton, »werde ich meine Kutsche bestellen und Sie nach Hause bringen.«
    »Aber ich bin mit Lady Mayfield in ihrer Kutsche gekommen«, protestierte Emma schwach. »Und sie hat die Absicht zu bleiben, bis das Fest zu Ende ist.«
    »Letty kann tun und lassen was sie will. Sie fahren mit mir nach Hause. Und zwar sofort.«
    Emma starrte ihn böse an. »Es besteht keine Veranlassung, in diesem Ton mit mir zu sprechen, Sir. Ich habe lediglich versucht, Ihnen bei Ihren Nachforschungen behilflich zu sein.«
    »Mir behilflich zu sein?« Er unterzog sie einer beinahe spöttischen Musterung. »Ich habe Ihnen, verdammt noch mal, nicht gesagt, dass Sie in die Bibliothek gehen sollen, oder etwa doch?«
    »Ich gehöre mit Verlaub zu der Sorte Angestellter, die durchaus hin und wieder Eigeninitiative beweist.«
    »So nennen Sie das? Mir fallen da eine ganze Reihe anderer Bezeichnungen ein -« Plötzlich brach er ab. »Verdammt.«
    Er schob sie von sich fort und wirbelte herum.
    »Was in aller Welt ...« Emma stolperte rückwärts gegen eine Hecke und stützte sich gerade noch rechtzeitig ab.
    Aus dem Augenwinkel nahm sie eine Bewegung wahr und wandte eilig den Kopf. Zu Anfang sah sie nichts. Dann jedoch machte sie einen geisterhaften Schatten aus, der um einen großen, vogelförmigen Zierstrauch flog. Die Gestalt bewegte sich mit raubtierhafter Geschmeidigkeit auf ihre Beute zu.
    Beute . Im selben Augenblick wurde Emma die volle Bedeutung des Wortes bewusst. Plötzlich wusste sie mit schrecklicher Gewissheit, dass es sich bei der Gestalt um keinen gewöhnlichen Einbrecher handelte. Das Wesen hatte es auf ihren Arbeitgeber abgesehen.
    Sie wirbelte herum und öffnete den Mund.
    Dann klappte sie ihn, ohne zu schreien, wieder zu. Ganz offensichtlich war sich Edison der ihm drohenden Gefahr deutlich bewusst.
    Seine gesamte

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