Verstohlene Kuesse
Traurigste daran.«
Edison kam langsam durch den Raum. »Und was war das Traurigste ?«
»Ich fürchte, Swan hat den Fehler gemacht und sich in seine Arbeitgeberin verliebt.« Emma räusperte sich und konzentrierte sich wieder auf das vor ihr liegende Programm. »Nachdem sie ihn in der Bibliothek zurückgelassen hatte, hat er fürchterlich geweint. Es hat mir beinahe das Herz gebrochen, zu hören, wie unglücklich er war.«
»Er hat geweint ?«
»Und dann hat er einen entsetzlichen Wutanfall bekommen. Er hat einen Kasten voller Papiere aus einer verschlossenen Schreibtischschublade genommen und den Inhalt in die Flammen geworfen. Ein paar der Blätter konnte ich retten, nachdem er aus dem Raum gegangen war.«
Edison trat neben sie, doch er achtete sorgsam darauf, sie nicht zu berühren, als er die Programme betrachtete. »Interessant.«
Sie blickte auf. »Die Wut, mit der Swan versucht hat, diese Papiere zu zerstören, hat mich auf die Idee gebracht, dass er vielleicht wusste, dass sie für Miranda wichtig waren. Er hat versucht, sich an ihr zu rächen, dafür, dass er derart von ihr verletzt wurde.«
Edison blätterte die Seiten um. »Diese Programme und Rezensionen haben eines gemeinsam. In ihnen allen taucht eine Schauspielerin namens Fanny Clifton auf.«
»Und noch etwas. Sehen Sie genau hin, Sir. Keine der Aufführungen fand hier in London statt.« Emma blätterte eine weitere Seite um. »Sie alle wurden von einem Trupp fahrender Schauspieler gegeben, der überwiegend im Norden aufgetreten ist.«
Edison nahm eine der Kritiken und las sie laut.
»Die wunderbare Miss Clifton hat die Rolle der Lady Macbeth gänzlich neu interpretiert. Der Ausdruck von Todesangst in ihren hübschen blauen Augen war selbst von den hintersten Plätzen im Publikum aus noch zu sehen. Ihre zarte, schmale Figur war besonders geeignet für das elegante Kostüm, in dem sie auf der Bühne stand.«
»Hübsche blaue Augen«, flüsterte Emma. »Zarte, schmale Figur.« Sie blickte ihren Arbeitgeber an. »Sind Sie zu demselben Schluss gekommen wie ich, Sir?«
»Dass Miranda früher einmal unter dem Namen Fanny Clifton eine Karriere als Schauspielerin verfolgt hat ?« Edison warf die Kritik zurück auf den Tisch, kreuzte die Arme vor der Brust und lehnte sich an der Schreibtischkante an. »Das würde erklären, weshalb ich bisher niemanden finden konnte, der sie kannte, ehe sie zu Beginn der Saison hier in London auf der Bildfläche erschien.«
»Aber ganz offensichtlich ist sie sehr wohlhabend. Schauspielerinnen sind das nicht.«
Edison zog die Brauen hoch. »Einige schaffen es, reich zu heiraten.«
»Das stimmt.« Emma dachte kurz darüber nach. Es hatte ein oder zwei besonders berühmte Schauspielerinnen gegeben, die es geschafft hatten, reiche Adlige als Ehemänner an Land zu ziehen. »Aber der dadurch verursachte Skandal hat die Paare meistens dazu gezwungen, London zu verlassen«, antwortete sie.
Edison sah sie an. »Vielleicht waren Miranda und ihr Gatte, der mysteriöse verstorbene Lord Ames, gezwungen, bis nach Italien zu gehen.«
»Weshalb sollte sie dann lügen und sagen, dass sie aus Schottland kommt?«
»Vielleicht, weil sie verhindern wollte, dass jemand eine Verbindung nach Italien sieht«, antwortete Edison ihr nachdenklich.
»Wenn Sie beweisen könnten, dass Miranda im letzten Jahr eine Zeit lang in Italien war, dann hätten Sie möglicherweise eine Verbindung zu diesem Farrell Blue, der, wie Sie sagten, das Rezept entziffert hat.«
»Das stimmt.« Edison machte eine Pause. »Aber es wäre auch möglich, dass es diesen Lord Ames nie gegeben hat.«
»Da haben Sie durchaus Recht.« Nun war es an Emma, die Brauen hochzuziehen. »Wenn ich meine eigenen Referenzen schreiben kann, nehme ich an, dass eine andere Frau vielleicht einfach einen Gatten erfinden kann. Aber das wäre noch keine Erklärung für ihren Reichtum. Irgendwoher muss das Geld ja kommen, das sie hat.«
»Das stimmt. Und herauszufinden, woher genau es kommt, wäre sicher äußerst interessant.« Edison richtete sich auf. »Gleich morgen früh werde ich mit meinen Nachforschungen in dieser Richtung anfangen. Aber vorher gibt es noch etwas anderes, was ich mit dir besprechen muss.«
Emma wurde starr. »Falls es Ihnen nichts ausmacht, Sir, würde ich mich jetzt lieber zurückziehen. Es ist schon spät und ich bin ziemlich erschöpft.«
»Emma -«
»Es war ein ereignisreicher Abend«, unterbrach sie ihn hastig. »Ich fürchte, ich bin die,
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