Verstohlene Kuesse
tun.« Letty strahlte Bickle an, woraufhin dieser ungesund errötete. »Seine Lordschaft ist ein höchst unterhaltsamer Gesellschafter.«
In der engen altmodischen Reithose, die Seine Lordschaft trug, war unmöglich zu übersehen, wie erregt er war.
Emma wandte die Augen hastig, doch nicht schnell genug, von Bickles Hose ab. Edison bedachte sie mit einem amüsierten Blick, den sie ignorierte, bis sich endlich der Vorhang zum letzten Akt von Othello wieder hob.
Am Ende der Vorstellung wartete Emma im überfüllten Foyer des Theaters, während Edison nach seiner Kutsche rief. Als er zurückkam, um sie abzuholen, ließ sie sich gnädig von ihm nach draußen führen und beim Einsteigen behilflich sein. Als er ihren Arm umfasste, spürte sie deutlich seine Anspannung.
Gütiger Himmel, er spräche tatsächlich über den Zwischenfall.
Edison schwang sich leichtfüßig hinter ihr in den Fahrgastraum und nahm ihr gegenüber Platz. »Ich muss mit Ihnen reden«, begann er.
Emma atmete tief ein. Sie wäre für alles gewappnet, dachte sie. Ihre Karriere als bezahlte Gesellschafterin hatte sie zu einer Frau von Welt gemacht. Sie käme mit derartigen Dingen durchaus zurecht. Sie beschloss zu tun, als wäre nichts Besonderes passiert. Das wäre sicher das Vernünftigste, nein, das einzig Vernünftige.
»Ich bin ziemlich müde, Sir«, verkündete sie aus diesem Grund. »Falls es Ihnen nichts ausmacht, würde ich jetzt gerne nach Hause fahren.«
»Eine hervorragende Idee.« Offensichtlich erleichtert lehnte er sich zurück. »Ich wollte gerade dasselbe vorschlagen, aber ich hatte Angst, Sie würden vielleicht nicht einverstanden sein.«
Das zufriedene Blitzen in seinen Augen versetzte sie in heißen Zorn. »Falls Sie sich einbilden, ich spräche damit eine ... eine unziemliche Einladung aus, dann haben Sie sich, verdammt noch mal, geirrt. Ich habe wahrlich nicht die Absicht, das zu wiederholen, was sich vorgestern Nacht in dieser Kutsche zwischen uns beiden ereignet hat.«
Bravo, Emma , dachte sie säuerlich. Jetzt hast du selbst die Sprache auf das leidige Thema gebracht.
Edison sah sie mit einem humorlosen Lächeln an. »Selbst wenn ich das Glück hätte, eine derart köstliche Einladung von dir zu bekommen, meine Liebe, müsste ich heute Abend leider ablehnen.«
»Wie bitte?«
»Es ist etwas sehr Interessantes geschehen.«
Sie merkte sofort, dass er von etwas vollkommen anderem als dem Zwischenfall sprach. »Was meinen Sie?«
»Als ich vor ein paar Minuten vor das Theater ging, um die Kutsche zu holen, wartete dort ein Gassenjunge mit einer Nachricht auf mich.«
»Mit was für einer Nachricht?«
»Von einem alten Geschäftspartner von mir, einem Gelegenheitsschmuggler namens Einohriger Harry. Er treibt sich immer in den Docks herum. Hin und wieder habe ich ihm während des Krieges Informationen abgekauft.«
Emma starrte ihn entgeistert an. »Gütiger Himmel«, stieß sie aus. »Was für Informationen kann man denn von einem Schmuggler kaufen?«
Edison zuckte mit den Schultern. »Nachrichten von den Schiffen, die in von Franzosen kontrollierten Gewässern kreuzen. Einzelheiten über das Land nahe der Küste. An welchen Stellen es militärische Stützpunkte gibt. Das Übliche.«
Sie kniff die Augen zusammen. »Und weshalb sollten Sie an solchen Informationen interessiert sein, Sir?«
»Ich bin ein Mann mit vielfältigen Geschäftsinteressen«, antwortete er ihr. »Ich konnte nicht zulassen, dass all meine Geschäfte zum Erliegen kommen, nur weil Napoleon es sich in den Kopf gesetzt hatte, die Welt zu erobern.«
»Natürlich nicht«, murmelte sie. Wahrscheinlich wäre es am besten, sie ginge nicht weiter auf dieses Thema ein. Sie war sich nicht sicher, ob sie wissen wollte, dass Edison während des Krieges gegen Frankreich als Schmuggler tätig gewesen war. »Unvorstellbar zuzulassen, dass Napoleon einem bei seinen Geschäften in die Quere kommt.«
Edison wirkte, als amüsiere ihn ihr kühler Blick »Hin und wieder haben die Informationen, die ich vom Einohrigen Harry bekommen habe, auch den Behörden etwas genützt. Und natürlich habe ich sie umgehend weitergeleitet.«
»Ich verstehe.« Dann hatte er also früher einmal als Spion fungiert. »Scheint, als hätten Sie ein wirklich aufregendes Leben geführt. Und was für Informationen, meinen Sie, dass dieser Einohrige Harry heute Abend für Sie hat?«
»Ich habe ihm gestern die Nachricht zukommen lassen, ich bräuchte Informationen über den Mann, der uns
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