Verstoßen: Thriller (German Edition)
ist gleich gegangen.«
Für den Bruchteil einer Sekunde sahen die beiden Ermittler einander an. Dann wandte der Fragensteller sich wieder an Maier. »Sprach er gelegentlich über seine Kunden? Über unzufriedene Kunden?«
»Er hat zwar manchmal ein bisschen was erzählt, aber mir schien da alles in Ordnung zu sein. Zumindest war nie die Rede davon, dass irgendwelche Kunden wütend auf ihn gewesen wären. « Maiers Blick wanderte von einem zum anderen. »Ist das Ihre Vermutung? Dass er von einem seiner Kunden ermordet wurde?«
Die Ermittler gingen darüber hinweg. »Wissen Sie, ob Ihr Nachbar sonst noch irgendwas mit Frankreich zu tun hatte? Hat er dort Urlaub gemacht? Hatte er vielleicht ein Haus dort?«
»Nicht dass ich wüsste.«
Das reichte. Sven hatte jahrelang in Frankreich gearbeitet. Das konnte auch Valerie ihnen erzählen. Wenn sie erst mal heraushatten, wo er gewohnt und gearbeitet hatte, dann mussten sie praktisch drauf stoßen. Alain Lardin war inzwischen sicher auch als vermisst gemeldet.
Die Schlussfolgerungen würden sie dann schon selbst ziehen.
»Waren Sie mal in seiner Tierarzt-Praxis? «, fuhr der Fragensteller fort.
Allerdings, erst gestern Abend noch. Gegen halb zehn .
»Ja, ich bin neulich mit ihm zusammen hingefahren.« Das musste genügen, um DNA-Spuren oder Fingerabdrücke in Svens Praxis zu erklären.
»Hatte das einen besonderen Anlass?«
»Sein Auto hatte eine Panne gehabt, da hab ich ihn hingebracht und abends wieder abgeholt.«
»Wann war das?«
»Vor zwei oder drei Wochen.«
»Wann haben Sie seinen Wagen zum letzten Mal gesehen?«
Gestern Abend um elf auf der Mülldeponie, als gerade Flammen aus den Fenstern schlugen. Eure Leute sind wahrscheinlich gerade vor Ort und fischen Svens Beretta aus dem verkohlten Blechhauf en heraus.
»Keine Ahnung. Ich glaube … vorgestern oder so? Gestern jedenfalls nicht.«
»Denken Sie bitte noch einmal gut nach. Es ist wichtig.«
»Ich würde Ihnen gern helfen, aber ich weiß es wirklich nicht.«
Der stille Beobachter nickte dem Fragensteller zu und machte Anstalten zu gehen.
»Wir wären mit unseren Fragen durch, Herr Maier. Vielen Dank für Ihre Mitarbeit. Würden Sie uns Bescheid geben, wenn Ihre Freundin wieder zurück ist? Wir möchten ihr auch gern ein paar Fragen stellen.«
»Natürlich, kein Thema.«
Die beiden gingen in Richtung Flur. Maier eilte voraus, um die Tür aufzuhalten.
»Wir werden Ihre Aussage nachher oder morgen schriftlich festhalten«, sagte der Fragensteller, »und kommen dann noch einmal wegen Ihrer Unterschrift vorbei. Sind Sie in den nächsten Tagen zu Hause?«
Nein, verdammt!
»Ja.«
»Sollen wir vorher einen Termin abmachen?«
»Kann sein, dass ich irgendwo auf einer Terrasse sitze. Ist ja kein Wetter, um den ganzen Tag drinnen zu hocken.«
»Wir können ja vorher schnell durchklingeln.«
»Gern, ja.«
Maier drückte die Tür hinter den beiden ins Schloss, ging
zum Wandtelefon und warf einen Blick auf seine Seiko. Zwei Minuten nach elf. In Wales war es eine Stunde früher. So allmählich musste auch Susan aufgestanden sein.
Er nahm den Hörer ab, legte ihn aber sogleich wieder auf die Gabel.
Alles deutete auf eine Routine-Befragung der Nachbarschaft hin. Aber es konnte genauso gut ein unauffälliges Verhör gewesen sein. Heutzutage machten sie sich auch im Handumdrehen am Telefonanschluss zu schaffen. Und was tat einer, der mehr wusste, wohl als Erstes, nachdem die Ermittler aus der Tür waren?
Reno hatte ein Handy.
Maier ging ins Schlafzimmer. Reno lag quer über dem Bett ausgestreckt, die Decke wie eine Baumwollschlange um den Körper gewunden. Seine Klamotten lagen in einem Haufen auf dem Boden. Unter anderen Umständen hätte Maier sich über seinen ungebetenen Gast geärgert. Jetzt hätte er ihn am liebsten an sich gedrückt.
Der Reihe nach hob Maier die Sachen hoch. Schließlich fiel das Handy aus der Tasche von Renos Hose. Maier ging zurück in Susans Arbeitszimmer und rief ihre Handynummer an.
Sie nahm mehr oder weniger sofort ab. »Hallo, Reno.«
»Nein, hier ist Sil. Wo bist du?«
»Bei meiner Mutter. Sie kommt mit in die Niederlande. Es ist … na ja, ich erzähl’s dir später. Lange Geschichte.«
»Ihr kommt also hierher?«
»Ja, das haben wir vor.«
»Wann denn?«
»Sie muss das mit dem Hund noch klären, das macht sie wahrscheinlich morgen. Aber, äh …«
»Ja?«
»Ist alles gut gegangen mit …«
»Ja«, sagte er rasch, »alles in Ordnung.«
»Du glaubst gar
Weitere Kostenlose Bücher