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Verstoßen: Thriller (German Edition)

Verstoßen: Thriller (German Edition)

Titel: Verstoßen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
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Standardprozedur«, entschuldigte sich der Mann. »Die Engländer wollen das so.«
    Sie öffneten den Reißverschluss von Maiers Tasche und warfen einen Blick auf seinen Pass. Der Mann mit dem schmierigen Seitenscheitel scannte seinen Bauch, die Seiten des Oberkörpers und die Beine mit einem Metalldetektor.
    Während Maier die Kontrolle gelassen über sich ergehen ließ, ging Benders bereits zur Cessna hinüber. Ein rotweißer Hochdecker mit Propeller, die oberhalb der Kabine angebrachten Tragflächen waren schätzungsweise zehn Meter lang. PH-BSX prangte in großer Schrift auf der Seite. Das geflügelte Klub-Logo und die Darstellung einer Frau am Ende des Rumpfes erinnerten ihn an Maschinen aus dem Zweiten Weltkrieg. Diese schien nicht viel jüngeren Datums zu sein.
    Benders stand gebückt unter der linken Tragfläche, lehnte sich ins Cockpit hinein und holte ein flaches gelbes Päckchen heraus, das er Maier zuwarf. »Schwimmweste«, sagte er.
    »Was soll ich damit?«
    »Überziehen. Vorschriften. Nicht aufblasen, sonst passen wir in die Kiste nicht mehr rein.«
    Kurz wendete Maier die Schwimmweste in den Händen, zog sie dann über. »Warum nicht gleich einen Fallschirm?«, murmelte er und zurrte die Schnüre fest.
    Benders’ Lachen blieb aus.
    »In Ordnung«, hörte er den Militärpolizisten sagen.
    Benders hob Maiers Rucksack auf und warf ihn achtlos über die Lehnen der Vordersitze hinweg in den hinteren Teil der Maschine. Unter dem rechten Flügel hindurch schlüpfte Maier auf den Sitz neben dem Piloten. Viel Platz hatte er nicht. Viel Platz hatte man im Innenraum des kleinen Flugzeugs ohnehin nicht. Das Armaturenbrett erstreckte sich über die gesamte Breite des Cockpits, die kaum mehr als einen Meter betrug: runde, schwarze Nadelanzeigen, Drehknöpfe und verschiedene kryptische Codes auf kleinen aufgeklebten Plastikstreifen. Man saß Schulter an Schulter.
    Er verdrehte den Hals, um sich umzuschauen. Direkt hinter den beiden Vordersitzen befanden sich zwei Plätze in ausgeblichenem Bordeauxrot, auf denen jetzt sein Rucksack lag. Dahinter gab es einen offenen, gepolsterten Stauraum von etwa
einem halben Meter Tiefe. In seinem Auto hatte Maier mehr Bewegungsfreiheit.
    Benders hielt ihm ein Headset hin, er setzte es auf.
    Die beiden Steuerknüppel verschwanden nahezu vollständig in den enormen Händen des Piloten. Der Propeller setzte sich in Bewegung. Die kleine Maschine schüttelte sich, bockte und kroch langsam vorwärts. Die anderen Leute, die in der Halle herumliefen, schenkten ihr keinerlei Beachtung.
    Draußen manövrierte Benders das Flugzeug zur Startbahn, wobei der mürrische Pilot kurz aus der Rolle fiel: Seine Augen glänzten, und seine Mundwinkel zogen sich leicht nach oben. »Giddy-up go«, rief er.
    Ein Mann in seinem Element.
    Die Cessna beschleunigte, zuckelte rumpelnd über den Asphalt und löste sich kurz vor dem Ende der Startbahn vom Boden. Der Lärm in der Kabine war unbeschreiblich.
    Das Gefühl in Maiers Magen auch. Ähnliches hatte er zum letzten Mal empfunden, als er auf dem Rummelplatz in der Achterbahn gesessen hatte. Da hatte er sich sicherer gefühlt.
    Der Abstand zum Boden wurde größer. Keine fünf Minuten später brachte Benders die Cessna in waagerechte Position.
    »Ein Schneckentempo, was?«, tönte eine scheppernde Stimme aus Maiers Kopfhörer. »Dabei schafft die Kiste zweihundertfünfundsiebzig Stundenkilometer, aber von hier oben wirkt es wie Fahrradfahren. Gut zweihundert Stundenkilometer werde ich jetzt halten. In etwa drei Stunden landen wir bei Brecon.« Benders ließ eine kurze Pause entstehen, um dann mit deutlich hörbarer Begeisterung fortzufahren: »Dies ist ein Nichtraucherflug. Leider haben wir heute auch keinen Film im Angebot. Für diese Unannehmlichkeiten bitten wir höflichst um Entschuldigung.«
    Maier starrte vor sich hin. Die Frontscheibe hatte Spiel, wie ihm auffiel, und der Kunststoff knarrte beängstigend in den
Fugen. Er warf einen kurzen Blick in die Tiefe. Eindhoven glitt unter ihnen hinweg.
    Ohne den Blick von der Stadt abzuwenden, rief er in das Mikro: »Gibt es dort, wo wir landen, einen Autoverleih?«
    »The middle of nowhere, kein Hertz.«
    »Ich brauche irgendein Fortbewegungsmittel.«
    »Das kriegen wir schon hin«, plärrte die Stimme im Kopfhörer. »Mach dir keine Sorgen. Ich kenne da ein paar Leute.«

46
    In der Küche herrschte eine sonderbare Atmosphäre. Auf der Tischplatte aus Kiefernholz lag ein Jagdgewehr. Es roch nach Waffenöl.

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