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Verstoßen: Thriller (German Edition)

Verstoßen: Thriller (German Edition)

Titel: Verstoßen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
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tiefer auf den Boden, blieb still liegen und konzentrierte sich. Fünfzig Meter rechts von ihm rauschten die Bäume. Etwa dreißig Meter hügelabwärts waren die Hufe und die unruhige Flankenatmung von ein paar Schafen zu hören.
    Sein Ziel lag schräg rechts von ihm, etwa zweihundert Meter Luftlinie hügelaufwärts. Am gestrigen Nachmittag hatte er sich vor dem Schlafengehen vom Haus aus noch einmal genau die Umgebung eingeprägt. Hügel, Bäume, Felsen, hohe Hecken, Wassergräben und von Unkraut überwucherte Mauern aus aufeinandergestapelten Steinen. Mehrere Stellen kamen als potenzielle Aussichtsposten in Frage. Auf einem Notizblock hatte er eine grobe Skizze angefertigt und die jeweiligen Stellen mit Kreuzen markiert. Diese Karte hatte er nun im Kopf. Sechs dieser Stellen wollte er sich in dieser Nacht näher ansehen. Drei davon befanden sich auf dem Hügelrücken hinter dem Haus.
    Sein erstes Ziel war ein kleines Waldstück. Er wollte sich ihm vom Gipfel des Hügels aus nähern, was am wenigsten logisch und gerade deshalb am besten war. Sollte der Kerl von dort aus das Haus im Blick behalten, könnte Maier ihm bald von hinten auf die Schulter tippen.
    Er setzte sich wieder in Bewegung, auf dem Bauch, sich mit gespreizten Knien und Ellbogen vorwärtsrobbend, das Kinn höchstens ein paar Zentimeter über dem Boden. Die in künstlichem Grün aufleuchtende Umgebung tanzte ihm vor Augen. Es war nicht leicht, sich selbst zu sagen, dass dies die Wirklichkeit war, kein Film. Steine, Gras, Zweige – das Nachtsichtgerät tauchte alles in Grün und Schwarz.
    Er war fast oben angekommen. Einige Meter unterhalb des Gipfels hielt er inne. Was man bei solchen Aktionen unbedingt
beherzigen musste, war, dass man nie, aber auch wirklich niemals eine Silhouette vor dem Hintergrund abgeben durfte. Wollte man nicht auffallen, tat man gut daran, irgendwo zwischen Dingen hindurchzugucken oder an ihnen vorbei. Oben drüber zu sehen, war falsch. Das menschliche Gehirn war so gestrickt, dass Lücken in einer Landschaft oder abweichende Formen in natürlichen Steigungen sofort auffielen. Das galt besonders für obere Ränder. Vom Gipfel hielt er sich also lieber fern.
    Da oben hatte er eh nichts zu suchen.
    Langsam kroch er weiter, parallel zum Hügelrücken, bis links das kleine Waldstück in Sicht kam, das sich nun etwa dreißig Meter unterhalb von ihm befand.
    Das Atmen der Schafe war aus dieser Entfernung nur noch gedämpft zu hören. Der Wind hatte ein wenig zugenommen und trug das Geräusch von leise gluckerndem Wasser an sein Ohr. Ein kaum zwanzig Zentimeter breites, grünliches Rinnsal plätscherte über Felsbrocken und schlängelte sich zwischen den Bäumen hindurch. Dort wurde das Bild undeutlich.
    Er ließ sich Zeit, um die Laubbäume eingehend zu betrachten. Die Linien, die Kontraste. Am Boden vor den Stämmen wurzelten ein paar Sträucher. Um einen erwachsenen Mann zu verbergen, sahen sie zu klein aus. Aber das wollte noch nicht viel heißen. Hier gab es überall natürliche Gräben und Kuhlen, manche waren über einen halben Meter tief. Möglicherweise hatte der Gesuchte sich auch für eine Position ein paar Meter über dem Boden entschieden. Maier selbst hätte eine Kuhle bevorzugt, um jederzeit wegzukönnen, aber im Grunde war ein kräftiger Baumstamm genauso gut geeignet. Vielleicht sogar besser.
    Er nahm einen Baum nach dem anderen ins Visier, ließ den Blick über die Stämme und die unbelaubten Äste wandern, die sich dunkel gegen den Sternenhimmel abhoben. Ihm fiel nichts Besonderes auf.
    Nach etwa einer Viertelstunde machte er sich an den Abstieg.
Geduckt und wachsam, auf jede Bewegung und jeden Laut achtgebend.
    Er hatte das Waldstück fast erreicht. Das leise Gluckern des Wassers klang nun eher wie ein Prasseln. Als ginge das plätschernde Rinnsal auf der Höhe des Waldstücks in einen kleinen Wasserfall über. Er konnte ihn von hier aus nicht sehen, wohl aber hören. Der Wind kam jetzt von links und trug ihm das gedämpfte Geräusch von Hufen auf weichem Boden zu. Auch das Schnauben von Tieren, die sich in der dunklen Nacht Schutz suchend aneinanderdrängten.
    Er wusste nicht, was genau seinen Instinkt alarmierte.
    Kein Geräusch. Kein Luftzug. Eher ein Gefühl. Das Gefühl, beobachtet zu werden.
    Langsam, Zentimeter für Zentimeter, drehte er den Kopf. Mit einem Schock wurde ihm bewusst, dass er nicht alleine war.
    Auf dem Gipfel des Hügels stand ein Mann.
    Er konnte die Konturen nur vage erkennen, aber die

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