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Verstoßen: Thriller (German Edition)

Verstoßen: Thriller (German Edition)

Titel: Verstoßen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
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wussten sie das nicht. Keine Ahnung.«
    Maier versuchte es immer noch zu begreifen. »Warum sollte jemand das Kind eines Richters entführen? Das ist doch ein außergewöhnlich schweres Verbrechen. Das kann den Grund, warum sie das tun, kaum aufwiegen.«
    »Ich schwör’s dir, ich hab keine Ahnung.«
    »Auch keine Vermutung, woher der Wind wehen könnte? Irgendeinen Hinweis oder so?«
    »Nein.«
    »Lässt sich so was finden?«
    »Ich … ich könnte Valerie noch mal fragen«, sagte Sven.
    »Tu das. Sag ihr, dass sie etwas herausfinden soll. Und gib mir dann Bescheid.«
    Fragend sah Sven ihn an. »Meinst du … Würdest du …«
    Er wollte Sven keine Hoffnungen machen. Er hatte noch keine Entscheidung getroffen.
    Noch nicht.
    Achte nicht darauf .
    »Ich versuche mitzudenken. Mit dir zusammen eine Lösung zu finden, okay?«
    Sven schien etwas sagen zu wollen, überlegte es sich dann aber anders. Er ging in den Flur. »Ich gehe dann mal«, rief er über die Schulter, »Valerie anrufen.«
    »Sven?«
    Er drehte sich auf dem Absatz um.
    »Halt mich bitte da raus.« Er sprach mit großem Nachdruck. »Du warst nicht hier. Du hast mir nichts erzählt.«
    Kurz sah er einen Funken Hoffnung in Svens Augen aufleuchten.
    So indifferent wie möglich erwiderte Maier seinen Blick. »Halt die Ohren steif«, sagte er bloß noch.
    Er hörte die Tür hinter dem Tierarzt ins Schloss fallen. Er stand auf, steckte sich nachdenklich eine Zigarette an und schaute durch die vom Windzug aufgesprungenen Türen auf die Dachterrasse hinaus. Meisen flogen hin und her, zum Efeu an der alten Stadtmauer, mit Futter für ihre Brut.
    Ein Kind gehörte zu seinen Eltern. Es musste beschützt werden und sollte an Märchen glauben können. Und nicht von einer Bande feiger Krimineller in einem kleinen Hinterzimmer oder einer Scheune eingesperrt werden.
    Mit dem größten Vergnügen hätte er diesen Typen ein paar 9-Millimeter-Patronen durch die Gurgel gejagt.
    Unwillkürlich musste er an seine alte Waffe denken. Die hatte er nicht mehr. Den Rest schon. Verstaut in Reisetaschen, ganz unten in Susans Kleiderschrank. Seine Kondition war gut. Die Motivation groß. Er konnte sofort wieder einsteigen. Eine Schusswaffe war das Einzige, was ihm fehlte.
    Der Ärger und die Erregung ebbten allmählich ab. An ihre Stelle trat kühle Berechnung, eine rationale Gelassenheit, die für Gefühle keinen Platz mehr ließ.
    Susan ging davon aus, dass er es aufgegeben hatte. Er hatte ihr das mehr oder weniger versprochen. Aus. Vorbei. Nie wieder mit einer halbautomatischen, entsicherten Pistole auf dem Nachtschränkchen einschlafen. Keine Toten mehr. Nie wieder mitten in der Nacht auf eigene Faust bei Schwerkriminellen zu Besuch, um ihnen das zu nehmen, was ihnen am meisten am Herzen lag: ihr Geld – und manchmal, wenn es wirklich nicht anders ging, auch ihr Leben.
    Vor Jahren hatte das angefangen, zunächst mit kleinen Fischen: Typen, die Drogen verkauften, Frauen belästigten, Handtaschen raubten – widerliche, kleine Männchen mit viel zu großen Egos. Es hatte sich als ganz einfach erwiesen. Viel zu einfach. Sodass er nach und nach immer einen Schritt weiter gegangen war. Die Latte immer höher gelegt und rasend schnell dazugelernt hatte: unsichtbar zu sein und unerkennbar zu werden, dafür zu sorgen, dass niemand in der Umgebung wusste, was man tat, zu lügen, alles allein zu erledigen. Autonom zu bleiben, keine Spuren und keine Zeugen zu hinterlassen. So blieb man am Leben.
    Manche dieser Typen hatte er, wenn ihr Gesicht vor dem Lauf seiner HK aufgetaucht war, zum ersten Mal im Leben gesehen. Andere hatte er zuvor monatelang beschattet. Bekannte und unbekannte Gesichter, gerade noch ein erschrockener Augenaufschlag, im nächsten Moment ein widerwärtiger Brei aus Knochensplittern, Blut und Muskelfasern. Es hatte ihn keine Sekunde Schlaf gekostet. Seine Opfer gingen selbst über Leichen, es waren ernstzunehmende Gegenspieler, die früher oder später ohnehin an den Falschen geraten wären.
    Es hatte sein Leben ausgefüllt. War sein Drive gewesen. Ein Balanceakt auf der dünnen Scheidelinie zwischen Leben und Tod, der Körper und Geist das Äußerste abverlangt und ihm ein Gefühl gegeben hatte, das mit nichts zu vergleichen war.
    Mit gar nichts.
    Und das nun endgültig der Vergangenheit angehörte.
    An Susan hatte er genug.
    Mit Daumen und Zeigefinger massierte er sich die Nasenwurzel.
    Wie habe ich mir das jemals einreden können?
     
    Gegen sechs kam Susan nach Hause,

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