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Verstoßen: Thriller (German Edition)

Verstoßen: Thriller (German Edition)

Titel: Verstoßen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
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versucht. »1 nicht beantworteter Anruf «, zeigte das Display an. NUMMER UNTERDRÜCKT stand auf dem Display. Jemand mit einer Geheimnummer.
    Sil?
    Sie ließ sich den Zeitpunkt anzeigen: heute Nacht, fünf Minuten nach vier. Vor nicht mal vier Stunden. Sie setzte sich aufrecht. Sie hatte nichts gehört, überhaupt nichts. Mit dem Daumen strich sie über die Tasten ihres Handys.
    Zurückrufen?
    Nein.
    Sie schaltete den Vibrationsalarm ein und ließ das Ding in ihrer Hosentasche verschwinden.

34
    Miguel lag reglos auf dem Dach. Seine schwarze Jeans klebte ihm an den Beinen, und seine Turnschuhe und Socken waren klitschnass. Von dem langen Stillsitzen waren seine Knie ganz taub geworden. Seine Narben juckten höllisch, aber er erlaubte sich keinen Augenblick der Unaufmerksamkeit.
    Das mit Gummi überzogene Kolbenblech des tschechischen Scharfschützengewehrs ruhte auf seiner Schulter. Seine Wimpern berührten das Glas des Zielfernrohrs, mit dem er unablässig den Haupteingang des Wohnkomplexes im Auge behielt. Mit dem linken Auge schaute er in unregelmäßigen Abständen zu einem Fenster im ersten Stock hinauf. Gerade hatte jemand die Jalousie hochgezogen, aber was drinnen vor sich ging, konnte er trotzdem nicht erkennen. Immerhin war es ein Vorzeichen. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis sie nach draußen kommen würden.
    Er dachte noch einmal an die E-Mail, die sein Chef ihm gestern um fünf nach halb zehn geschickt hatte. Kurz war Miguel über die Reaktion erstaunt gewesen. Jetzt war offenbar Schluss mit lustig. Auch sein Chef sah wohl allmählich ein, dass elegante Methoden selten effektiv waren. Die Mail hatte an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig gelassen: Sven Nielsen sollte ausgeschaltet werden. Möglicherweise befand der Tierarzt sich in Begleitung eines Manns mit einem schwarzen Renault Laguna. Auch der durfte nicht überleben.
    Das Kind hingegen musste unversehrt bleiben. Um jeden Preis.
    Zwei Stunden lang war Miguel gestern um den westlichen Teil auf dem Périphérique herumgekurvt und hatte sämtliche Parkplätze aller teureren Wohnkomplexe systematisch durchkämmt. Gerade hatte er angefangen, sich Sorgen zu machen, ob er die Zielperson überhaupt noch aufspüren würde, als er in diese Straße eingebogen war.
    Die knappe Ortsbeschreibung passte. Und siehe da: ein schwarzer Renault Laguna. Mit dem richtigen Kennzeichen.
    Sein Chef konnte beruhigt sein.
    Im Lauf der letzten Stunden hatte Miguel sich auf eine Strategie festgelegt. Ein Kopfschuss wäre unmittelbar tödlich. Erneutes Anlegen und Zielen kostete ihn höchstens ein paar Sekunden. Nummer zwei wäre an der Reihe, eher er überhaupt begriffen hätte, was geschehen war. Bei freiem Schussfeld wäre es wirklich eine Sache von Sekunden.
    Das Problem war das Kind. Das würde wahrscheinlich auf dem Arm getragen, was bedeutete, dass er wenig Spielraum hätte. Ein halber Zentimeter Abweichung hier oben konnte unten leicht eine Ungenauigkeit von zehn Zentimetern ergeben.
    Die Sache musste unbedingt gelingen. Er musste zeigen, was er wert war. Seinem Chef beweisen, dass es eine ausgezeichnete Idee gewesen war, Miguel García Lopez anzuheuern.
    Besonders zufrieden war der Chef in der letzten Zeit nicht mit ihm gewesen. Schon die Entführung des Kindes war ihm entschieden zu weit gegangen. Dass nun auch noch seine drei Männer ausgeschaltet worden waren, setzte dem Ganzen die Krone auf.
    Miguel versuchte, nicht daran zu denken. Um einen sauberen Schuss abgeben zu können, musste er ruhig sein. Das Zittern so weit wie möglich eindämmen. Zum Schießen würde er den Atem anhalten und dann genau zwischen zwei Herzschlägen abdrücken, damit sein Körper im entscheidenden Augenblick so reglos wie möglich war.
    Miguel konzentrierte sich auf seine Atemzüge. Regelmäßig und ganz ruhig atmete er ein und aus. Versetzte seinen Körper in einen Zustand der Entspannung, wie es ihn normalerweise nur im Schlaf gab. Langsam, aber sicher bestand seine Welt nur noch aus dem Ausschnitt, den er durch das Zielfernrohr sah. Aus einer zweiteiligen Schiebetür, die sich jeden Moment öffnen konnte, um seine beiden Zielpersonen hindurchzulassen.
    One shot, one kill .
    Lärm von der Straße riss ihn aus seinem hypnotischen Zustand heraus. Dort unten gab es irgendeine Aufregung.
    Unwillig riss er sich von dem Zielfernrohr los und spähte in die Tiefe. Fünfundzwanzig Meter weiter unten stand ein gelber Firmenbus mit offenen Türen. Zugleich kam ein Lastwagen mit Anhänger

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