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Verstoßen: Thriller (German Edition)

Verstoßen: Thriller (German Edition)

Titel: Verstoßen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
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Niederlanden natürlich, da ist mit Pferderennen nicht viel los, und es steckt auch kaum Kohle drin, aber in Frankreich oder Italien sieht das schon ganz anders aus. Und wenn du noch weiter über den Tellerrand hinausschaust, wirst du feststellen, dass es zum Beispiel in den USA oder Australien eine ganz andere Nummer ist, von Asien noch ganz zu schweigen. Überleg dir mal, wie wild die Leute in den Niederlanden oder England auf Fußball sind – und das ist noch meilenweit von dem entfernt, was Pferderennen für einen durchschnittlichen Chinesen bedeuten. International geht es da um unglaublich viel Geld.«
    Maier gab ein Brummen von sich. Er hatte vor einiger Zeit tatsächlich eine Fernsehdokumentation über Pferderennen in China und Hongkong gesehen. Ganze Familien verzockten da ihr Monatseinkommen auf der Rennbahn. Zocken gehörte zur Kultur.
    »Aber das Preisgeld ist noch gar nichts im Vergleich zu den Gewinnen, die man mit Wetten machen kann«, fuhr Sven fort. »Vor allem wenn ein Pferd, das bislang ein Outsider war und keine großen Leistungen vorzuweisen hat, plötzlich gewinnt, dann hat man schnell mal das Vierzigfache vom ursprünglichen Einsatz wieder heraus. Rechne dir mal aus, was das bedeutet, wenn du fünftausend einsetzt. Lass ein paar Leute mit deinem Geld dasselbe tun, und du stehst im Goldtalerregen. Vom Deckgeld noch ganz zu schweigen. Wenn ein junger Hengst derart auftrumpft, kommt die Nachfrage nach seinem Sperma in Gang, und zwar auf der halben Welt.« Sven nahm noch einen Schluck von seinem Kaffee, der inzwischen kalt geworden war. »Die Gewinne sind also enorm. Folglich sind alle auf der Suche nach dem Wundermittel für Superpferde. Weil man damit stinkreich werden könnte.«
    »Gibt es wirklich Züchter, die ihren Pferden absichtlich Dopingmittel geben?«
    Sven sah auf. »Machst du Witze? Die Frage ist eher, ob es auch welche gibt, die das nicht tun. Alain sah schon das große Geld in seine Taschen fließen. Er war dermaßen begeistert, dass er mich damit ansteckte. Wenn ich mitmache, habe ich gedacht, bin ich endlich meine ewigen Geldsorgen los.«
    »Aber es kam anders«, stellte Maier fest.
    »Es war alles noch im Versuchsstadium. Das große Problem ist natürlich immer der Praxistest. Es gibt Mittel, die bei manchen Pferden fantastisch funktionieren, während andere daran krepieren. Man weiß es vorher nie genau. Manche Substanzen scheinen die Tiere eine ganze Weile problemlos zu vertragen,
und dann bekommen sie plötzlich Probleme. Weil der Stoff zum Beispiel die Magenwand angreift oder auf das Nervensystem einwirkt oder sonst irgendetwas verursacht, was für das Tier eines Tages tödliche Folgen hat. Finde erst mal einen Rennstallbesitzer, der dir erlaubt, seinen Tieren ein Mittel zu spritzen, von dem du nicht mal selbst weißt, ob es funktioniert. Womöglich fügt es den Pferden Schaden zu, oder es ist plötzlich doch im Blut nachweisbar, wenn man aus Versehen einen Kubikzentimeter zu viel injiziert hat. Darauf lassen die sich nicht ein. Pferde sind kostbar. Da stecken enorme Investitionen drin. Die überlassen dir ihre Tiere nicht einfach für irgendwelche Experimente.«
    »Also hat er das Mittel getestet, ohne die Eigentümer davon in Kenntnis zu setzen.«
    »Ja, genau. Eine Zeit lang hat er es ausprobiert, und das Zeug schien in Ordnung zu sein. Er hat es mit einer Magensonde eingeführt, über die Nüstern. Eine ziemlich aufwendige Prozedur, zumal er sich ja dabei nicht erwischen lassen durfte. Mittlerweile hatte er einen Geldgeber gefunden, der die Sache für potenziell lukrativ hielt und ihn dabei unterstützte, das Zeug im großen Maßstab auszutesten. So wie er es darstellte, war es quasi risikolos. Und ich brauchte das Geld. Also dachte ich irgendwann: Ich bin von Beruf Tierarzt, nicht Heiliger. Zuerst habe ich versucht, an die großen Gestüte heranzukommen, aber da kriegte ich keinen Fuß in die Tür. Die haben ihre eigenen Leute. Doch es gibt auch Privatleute, die eher zum Spaß ein paar Rennpferde haben. Weil sie es toll finden, beim Derby auf der Rennbahn im VIP-Room zu sitzen, statt mit Hinz und Kunz auf der Tribüne. Manche haben wohl auch einfach ein Faible für den Sport oder zu viele Thriller von Dick Francis gelesen.«
    Allmählich dämmerte Maier etwas. »Walter Elias?«
    Sven warf ihm einen schuldbewussten Blick zu. »Ich habe
zwei seiner Pferde behandelt, ohne dass er davon erfahren hätte. Und nicht nur seine Pferde.« Er starrte wieder auf die Tischplatte.

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