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Versuchung

Versuchung

Titel: Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Maibach
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reisen?“
      Er nickte. „Es ist
der kürzeste Weg, um zum Nordtor zu gelangen, und erspart uns einige
gefährliche Strecken. Ich hab auch schon eine Idee, wie wir es gut schaffen
könnten.“
      Er machte eine kurze
Pause, während er seinen Rucksack schulterte.
      „Morgen erreichen
wir Laconia und können unsere Vorräte aufstocken. Außerdem habe ich dort noch
was zu erledigen.“
      „Soso, was zu
erledigen. Und warum machst du so ein Geheimnis darum? Ich hab da ja so eine
Ahnung, dass ich bald noch mehr gegen dich in der Hand haben werde“, entgegnete
Marid mit einem kalten Lächeln.
      „Wer weiß, ob du
überhaupt noch so lange bei uns sein wirst“, erwiderte Devil und seine Augen
funkelten gefährlich.
     
    Ich schlief unruhig
in dieser Nacht. Mir war entsetzlich warm, weshalb ich ständig versuchte, die
Decke fort zu strampeln, doch sie klebte an mir und wand sich immer fester um
mich. Ich kam mir vor wie in einer Zwangsjacke, fühlte mich gefangen und wurde
allmählich panisch. Ich bekam keine Luft, der Druck wurde stetig größer und
eine unbändige Hitze jagte durch meine Adern, die mich innerlich zu verbrennen
schien. Ich wollte schreien, doch mein Mund ließ sich nicht öffnen.
     
    Vor mir sah ich
Devil. Er sah mitgenommen aus, als hätte er einen schweren Kampf hinter sich.
Ich erkannte etliche Verletzungen, aus denen er stark blutete.
      Sein Brustkorb hob
und senkte sich schnell, als bekäme er nicht genügend Luft. Die Arme waren nach
oben gestreckt und durch schwere Eisenfesseln an seinen Handgelenken verbunden.
Er sah mich an und Tränen rannen mir die Wangen hinab. Es lag etwas so
Auswegloses in seinen Augen, als wüsste er, dass sein Ende bevorstand. Und
dennoch wollte er nicht aufgeben.
      Ein Schatten
näherte sich und beugte sich über ihn. Ich konnte sehen, wie etwas auf Devil
niedersauste und er in diesem Moment erkannte, dass nun alles vorbei war, die
Hoffnung erlosch …
     
    Meine Hände zitterten
und ich hörte mich erstickt aufschreien, als Devil auch schon herbeigeeilt kam.
Marid und Banshee schliefen, das Feuer knisterte leise und spendete Wärme. Dennoch
fror und schlotterte ich am ganzen Körper. Diese Vision war so schrecklich
gewesen.  
      Er war in Gefahr … jemand
würde ihn angreifen und töten …
      Ich war froh, dass
ich das Ende nicht hatte mit ansehen müssen. So blieb mir zumindest die
Hoffnung, dass es vielleicht doch nicht dazu kommen würde.
      Ich sah ihn
gedankenversunken an, als er sich neben mir niederließ. Ich würde alles tun, um
das zu verhindern. Diese Vision durfte niemals in Erfüllung gehen. Doch konnte
man die Zukunft, das Schicksal ändern? Ich war bisher immer davon überzeugt
gewesen, doch allmählich überkamen mich Zweifel.
      „Was ist los?“,
fragte seine sanfte Stimme dicht neben mir.
      Ich wusste nicht,
was ich antworten sollte. Ich konnte ihm doch nicht erzählen, dass ich glaubte,
er würde sterben müssen.
      „Eine Vision“,
begann ich langsam zu stammeln.
      Er nickte und
wartete auf weitere Worte.
      „Du wirst
angegriffen …“ Ich sah ihn mit großen Augen an. „Und ich bin nicht sicher, ob
du es überleben wirst.“
      Er blickte langsam
zu Marid, der weiterhin still und selig schlief. Ihm ging wohl der gleiche
Gedanke wie mir durch den Kopf. Womöglich war er der Angreifer. Er war immerhin
auch derjenige, der Devils Leben wollte und der versuchen würde, es ihm zu
nehmen. Angst schloss sich um mein Herz. Ich spürte, dass eine Entscheidung
immer näher rückte.

 
Fremde Erinnerungen
     
    Am Mittag des
folgenden Tages hatten wir Laconia erreicht. Um in der großen Handelsstadtnicht erkannt zu werden, hatte Devil sich bereits einige
Hundert Meter zuvor seinen schwarzen Umhang übergestreift und die Kapuze tief
ins Gesicht gezogen.
      Die graue Stadtmauer
verfügte in jeder Himmelsrichtung über ein Tor, durch das Bewohner und Reisende
eifrig Laconia betraten und verließen . Wir hatten
uns vor dem Westlichen in die beachtliche Schlange von Dämonen eingereiht, die
ebenso wie wir auf Einlass warteten. Zwei Soldaten standen am Toreingan g und kontrollierten jeden Einzelnen, ihre Karren und Wägen.
      „Mann, dauert das
lange“, ächzte Banshee genervt und trat von einem Bein aufs andere. Wir
warteten nun schon seit geraumer Zeit darauf, dass es endlich vorwärtsging.
      „Es sieht so aus,
als hätten sie die Durchsuchung beendet“, meinte Marid.
      In diesem Moment
waren die beiden Soldaten

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