Versuchung
tatsächlich mit dem großen Wagen einer Frau fertig
geworden, woraufhin es endlich zügig weiterging. Schließlich waren auch wir an
der Reihe.
„Weist Euch aus und
nennt den Grund für Euren Besuch in Laconia“, verlangte einer der Männer.
Devil steckte ihm
unauffällig etwas Geld zu und erwiderte: „Wir sind einfache Geschäftsleute.“
Der Soldat nickte
lächelnd und ließ uns durch. Marid blickte Devil wütend an.
„Hervorragend! Der
Auserwählte selbst fördert die Korruption.“
„Ist doch toll, nun
hast du auf deiner Liste einen Anklagepunkt mehr gegen mich“, erwiderte er mit
funkelndem Blick.
In der Stadt herrschte
reges Treiben. Die Leute gingen ihrer Arbeit nach, schoben Karren, priesen ihre
Waren an oder erledigten ihre Einkäufe. Die meisten Häuser wirkten recht
einfach, waren allesamt aus grauem Stein mit dunklen Ziegeln auf dem Dach. Dazwischen
stachen hier und da aber auch imposantere Gebäude hervor, die mit wunderschönen
Bildern bemalt und mit Giebel oder Statuen ausgestattet waren.
Es war ungewohnt,
sich nach so langer Zeit wieder unter diesen Massen von Leuten aufzuhalten. Die
vielen Stimmen vermischten sich zu einem aufgeregten Summen, ich hörte fremde
Sprachen und sah die unterschiedlichsten Dämonen. Viele trugen Gewänder, die
mich ans Mittelalter erinnerten. Andere wiederum waren recht modern gekleidet. Dazwischen
liefen aber auch einige umher, die ebenfalls in Kutten gehüllt oder sogar schwer
bewaffnet waren.
„Ich hab noch was
zu erledigen“, erklärte Devil. „Am besten seht ihr euch erst mal allein um und
wir treffen uns gegen Abend wieder hier.“ Er wandte sich ab und verschwand in
der Menge.
„Das kann nichts
Gutes bedeuten“, murmelte Marid leise.
„Träum ruhig
weiter“, meinte Banshee und schritt voran. „Dann mal los.“
Wir hielten auf den
Marktplatz zu, wo sich ein Geschäft an das andere reihte und Straßenverkäufer ihre
Ware feilboten.
Vor einem kleinen
Stand mit Porträtgemälden blieb ich stehen. Ein älterer Mann mit eisblauen
Augen saß auf einem kleinen, hölzernen Hocker. Er trug einen schäbigen, abgetragenen
Umhang und hatte eine Staffelei vor sich aufgebaut. Ein Stuhl stand ebenfalls
dort, auf dem sich der zu Porträtierende niederlassen konnte. Die Bilder, die
er gezeichnet hatte, waren detailreich und wunderschön. Auf unbestimmte Weise
faszinierten sie mich. Es lag nicht nur an der Technik und den naturgetreuen
Farben, sondern da war noch etwas anderes, was meine Aufmerksamkeit erregte.
Ich hatte das Gefühl, als hätte der Maler bei jedem Porträt die jeweilige
Persönlichkeit eingefangen. Der Mann sah mich an, wobei ihm einige seiner langen
weißen Haarsträhnen ins Gesicht fielen.
„Na, wie wäre es mit
einem hübschen Bild? Es ist wirklich nicht teuer.“
Ich überlegte einen
Moment. Natürlich hatte ich kein Geld dabei, und auch wenn mir diese Bilder
gefielen, so konnte ich schlecht auf unserer Reise ein Gemälde mitschleppen. Bevor
ich jedoch antworten konnte, spürte ich eine Hand, die sich schwer auf meine
Schulter legte und mich zurückzog.
„Halt dich von ihr
fern!“, zischte Marid den Maler an und zog mich mit sich.
„Du musst echt besser
aufpassen“, erklärte er.
Ich sah ihn
erstaunt an. Warum reagierte er so heftig?
„Der Kerl ist ein Jumach.
Wer von ihm porträtiert wird, verliert sein Leben. Die Bilder sehen so lebendig
aus, weil die Seelen der Abgebildeten darin stecken.“
Ich sah ihn
erschrocken an. „Warum sollte sich dann überhaupt jemand von ihm malen lassen?“
„Dämonen erreichen
ein hohes Alter. Manche werden darüber lebensmüde, weshalb sie sich nach einem
schnellen Ende sehnen. Die Porträtmalerei der Jumach bietet dafür eine einfache
und schmerzfreie Methode.“
Die Vorstellung
fiel mir schwer. Man musste wirklich sehr verzweifelt sein, einen solchen Weg
zu wählen.
„Wo ist Banshee?“,
fragte ich, als ich sie nirgends sehen konnte.
„Sie will sich noch
ein bisschen alleine umsehen“, erklärte er.
Sie hatte sich also
einfach aus dem Staub gemacht … Er bemerkte meinen Gesichtsausdruck und
lächelte mir aufmunternd zu: „Ach, komm. Wir werden auch ohne sie unseren Spaß
haben.“
Ich nickte
vorsichtig und besah mir beim Weitergehen die anderen Geschäfte.
„Na, junge Dame?“,
rief mir ein Händler zu. „Wie wäre es mit einem schönen Krug Met?“
Ich schüttelte den
Kopf und ging
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