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Versuchung

Versuchung

Titel: Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Maibach
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Kette und schloss die Faust darum.
      „Ich sehe dies als
Test an. Solltest du nicht in der Lage sein, den Stein zu schützen, bist du auch
nicht stark genug, um die Prophezeiung zu erfüllen. Versuch also, deinem
Schicksal gerecht zu werden, eine andere Wahl hast du nicht.“
      Er nickte, erhob
sich langsam und verließ mit laut hallenden Schritten den Raum, während sich langsam
alles um uns herum zu verdunkeln begann.
      Mir war soeben klar
geworden, in welche Gefahr er sich begab, wenn er mich tatsächlich zu dem
Portal brachte, das in Averonns Gebiet lag. Falls er den Kristall noch immer
bei sich trug und er in die Hände des Adeligen fallen sollte, konnte dieser mit
dem Stein Devils Kraft stehlen und damit die vollkommene Macht erlangen. Beim Gedanken
daran, was ihm danach bevorstünde, überkam mich ein Frösteln.
      „Ich zeige dir als Nächstes
eine etwas angenehmere Erinnerung“, erklärte Alron, als ein steinerner Weg vor
uns auftauchte, dem wir sogleich folgten. Ich vernahm Geräusche und Stimmen und
konnte einzelne Satzfragmente verstehen, doch das meiste vermischte sich zu
einem unverständlichen Stimmengewirr. Allmählich tauchten rechts und links von
uns Häuser auf sowie Gesichter, die zunächst undeutlich waren, doch immer
schärfer wurden. Schließlich gelangten wir zu einem Marktplatz, auf dem die
Leute geschäftig ihrer Arbeit nachgingen.
      „Komm mit“, sagte
er und trat mit mir in eine Nebengasse.
      Ich erblickte eine
kleine Gruppe von Kindern. Drei Jungen und ein Mädchen, deren Alter ich auf acht
bis zehn Jahre schätzte. Das Mädchen war unverkennbar. Sie trug ihre Haare zwar
noch kurz; die Augen blitzten jedoch genauso, wie ich es von ihr kannte, und
sie hatte bereits jetzt eine starke, selbstsichere Ausstrahlung. Es war eindeutig
Banshee. Nun schaute ich mir die Jungen genauer an. Keiner von ihnen war Devil,
doch zu meiner Verwunderung erblickte ich ein anderes bekanntes Gesicht: Marid.
Ich hätte nie gedacht, dass die beiden früher mal befreundet gewesen waren. Plötzlich
stieß mich Alron mit dem Ellbogen an und nickte in Richtung einer Mauer. Trotz
der Kutte, in die er gehüllt war und die sein Gesicht verbarg, erkannte ich
Devil. Ich sah, wie er sich näherte und plötzlich stehen blieb, als er die
Gruppe entdeckte. Er zog sich zur Häuserwand zurück, sodass er für die Kinder
nicht zu sehen war, und beobachtete sie von dort aus interessiert.
      „Du kannst nicht
mitkommen“, erklärte einer der Jungen. Er war der größte von ihnen, hatte
dunkelblondes Haar und kleine, schmale Augen.
      „Was soll das
heißen?!“, brüllte Banshee und stemmte ihre Arme in die Hüften.
      „Warum willst du
überhaupt beim Training der Soldaten zusehen? Das braucht dich doch gar nicht
zu interessieren“, fuhr er fort.
      „Du weißt ganz
genau, dass man nur wenige Male im Jahr die Chance hat, ihnen zuzusehen, weil
sie sonst immer hinter der Mauer trainieren. Ich will das genauso sehen wie
ihr.“
      „Im Gegensatz zu
dir wollen wir aber mal Soldaten werden“, mischte sich der andere mir
unbekannte Junge ein. Er hatte braunes Haar und ein schmales Gesicht, mit
spitzer Nase.
      „Das will ich
auch!“, erklärte sie mit gewichtiger Miene. „Und nicht nur das, ich werde sogar
General.“
      Nun lachten die
beiden.
      „Du bist eine
Assaija. Du hast gar keine Wahl, sondern wirst später genau wie deine Mutter
Sapist-Händlerin. Jeder weiß, dass deine Dämonenart nur Berufen nachgeht, die
mit Gesteinen und solchem Zeug zu tun hat. Nie wirst du ein Soldat oder gar
General werden können“, erwiderte der Blonde.
      Ich sah Alron
fragend an: „Stimmt das?“
      Er nickte: „Assaija
haben von Natur aus eine starke Verbindung zu Gesteinen und Metallen. Hinzu
kommt, dass sie sehr geschickt in der Verarbeitung dieser Materialien sind und
sich sehr gut damit auskennen. Der Wunsch, sich mit diesen Dingen zu befassen,
liegt in ihrer Natur. Deshalb entscheiden sie sich auch für Berufe, die damit
zu tun haben.“ Er hielt kurz inne und blickte zu Banshee: „Es ist ungewöhnlich,
dass jemand mit all dem nichts zu tun haben will. Und genau deshalb ist es auch
schwierig, einen anderen Weg einzuschlagen. Immerhin wird ihnen die berufliche
Zukunft sowohl von den Assaija selbst als auch von der Gesellschaft vorgegeben.
Man erkennt deren Begabung an und schätzt sie dafür. Gleichzeitig traut man
ihnen aber in anderen Bereichen nicht allzu viel zu.“
      Nach dieser
Erklärung

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